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24.09.2002 15:37

Etwa 100 Orthopädische Kliniken beteiligen sich

Kornelia Suske Pressestelle
Klinikum der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

    Derzeit wird in Magdeburg an der Orthopädischen Universitätsklinik der zweite polnische Patient im Rahmen der Initiative deutscher Orthopäden "Aktive Solidarität - Hilfe für ehemalige Zwangsarbeiter" kostenlos behandelt. Vor wenigen Tagen wurde dem 77-jährigen Patienten ein künstliches Kniegelenk implantiert. Etwa einhundert Kliniken aus Deutschland haben sich bislang bereit erklärt, diese Hilfsaktion zu unterstützen und bereits Patienten operiert, auch Kliniken in Österreich haben sich angeschlossen.

    Stanislaw Szymanski ist der zweite Patient aus Polen, der in Magdeburg von Klinikdirektor Professor Wolfram Neumann im Rahmen der Aktion "Aktive Solidarität" operiert wurde. Neumann war es auch, der als damaliger Kongresspräsident auf dem Deutschen Orthopädenkongress im Oktober 2001 in Berlin diese Aktion ins Leben gerufen hat: "Damit wollten auch wir uns als Ärzte mit einer ganz konkreten Hilfe an der Entschädigung der ehemaligen Zwangsarbeiter des NS-Regimes beteiligen." Die Initiatoren möchten mit dieser Aktion als Zeichen der Solidarität etwas zur Versöhnung mit den Völkern Mittel- und Osteuropas und vor allem zur Abtragung der Schuld gegenüber den Menschen, denen im Dritten Reich so viel Leid zugefügt wurde, beitragen können.

    Als 19-Jähriger war Stanislaw Szymanski Anfang 1944 von der Gestapo verhaftet worden. Als Zwangsarbeiter musste er während seiner anschließenden Lageraufenthalte erst in einem Steinbruch und später in einer Kugellagerfabrik arbeiten. Während dieser Zeit zog er sich Verletzungen am Auge und am Knie zu, auch sein Gehör hat er durch eine Misshandlung teilweise verloren. Nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges im Mai 1945 ist Szymanski nach Hause zurückgekehrt. Bis zu seiner Pensionierung arbeitete er als Elektriker in einer Baufirma in seiner polnischen Heimatstadt Sochaczew.

    Mit der Initiative "Aktive Solidarität" sind ehemalige Zwangsarbeiter des NS-Regimes angesprochen, die nachweislich bedürftig sind und sich in einer wirtschaftlichen Notlage befinden. Ihnen wird im Rahmen dieser Initiative die Möglichkeit gegeben, sich kostenlos in deutschen Kliniken operieren und bei entsprechenden Verschleißerscheinungen künstliche Gelenke, wie beispielsweise Knie- oder Hüftendoprothesen, einsetzen zu lassen. Die Prüfung der Hilfsbedürftigkeit erfolgt jedoch grundsätzlich über Partnerorganisationen vor Ort und auf Empfehlung zur Operation durch Fachkollegen des Heimatlandes.

    Doch bevor Ende Juni diesen Jahres die 78-jährige Polin Wiera Matys als erste Patientin im Rahmen der Initiative "Aktive Solidarität" an der Magdeburger Uni-Klinik operiert werden konnte, galt es, Partner zu finden und eine Vielzahl rechtlicher, finanzieller und organisatorischer Fragen zu klären. Dank der Unterstützung vieler Verbündeter geht die Hilfsaktion seitdem mit großem Erfolg voran. Etwa einhundert ehemaligen Zwangsarbeitern aus Mittel- und Osteuropa wurde in den vergangenen Wochen in Deutschland bereits eine Hüft- oder Knieendoprothese implantiert bzw. eine Operation steht unmittelbar bevor. Zahlreiche Anfragen liegen noch vor.

    Vom Koordinierungszentrum Magdeburg erfolgt die Auswahl und Weiterleitung der Patienten an die einladende deutsche Klinik. Drei bis fünf Patienten wollen die Kliniken, die sich an dieser Inititiave beteiligen, im Jahr behandeln. Alle Kosten der Operation werden auf Grundlage eines Solidarpaktes zwischen Implantat-Herstellern, den Ärzten und Schwestern der Orthopädischen Kliniken, die außerhalb ihres vereinbarten Operationsumfanges zusätzlich diese Operation durchführen werden, sowie den Krankenhausträgern, die den Aufenthalt unterstützen, getragen.

    Für Redaktionen:

    Weitere Auskünfte erteilt gern:
    Prof. Dr. med. Wolfram Neumann
    Direktor der Orthopädischen Klinik der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
    Leipziger Str. 44
    39120 Magdeburg
    Tel. 0391/6714000

    Fotos von Stanislaw Szymanski während seines Aufenthaltes in der Orthopädischen Uni-Klinik Magdeburg können wir gern im jpg-Format zur Verfügung stellen.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Organisatorisches, Personalia
    Deutsch


     

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