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25.09.2002 09:45

Mannheimer Wahlprognosemodell besteht Feuertaufe

Achim Fischer Abteilung Kommunikation
Universität Mannheim

    Wahlergebnis bestätigt Prognose des MZES-Modells auf den Zehntelprozentpunkt / "Zauberformel" liefert mit prognostizierten 47,1 % für Rot-Grün exaktere Werte als etablierte Meinungsforschungsinstitute

    In den vergangenen Wochen und Monaten machte das Wahlprognosemodell des
    Mannheimer Politikwissenschaftlers Dr. Thomas Gschwend und seines New Yorker Kollegen Prof. Dr. Helmut Norpoth viel von sich reden. Die "Zauberformel" nährte Hoffnung und Skepsis gleichermaßen. Das Modell sei "zu simpel" und werde, da es auf alten Daten basiere, "die Wahl nicht überleben", hieß es aus den Reihen der etablierten Meinungsforschungsinstitute. Doch die Zahlen nach der Wahl belehren die Skeptiker eines besseren: Entspricht doch das vorläufige amtliche Endergebnis bis auf den Zehntelprozentpunkt genau den Prognosen, die Gschwend und Norpoth bereits am 26. August für die rot-grüne Koalition bekannt gaben. Auf der Basis der drei Faktoren Kanzlerpopularität, Wählerrückhalt der Regierungsparteien und Abnutzung der jeweiligen Regierung im Amt hatte das deutsch-amerikanische Wissenschaftlerteam bereits einen Monat vor der Wahl den hauchdünnen Vorsprung von Rot-Grün mit exakt 47, 1 % der Zweitstimmen errechnet. Damit lieferte das Prognosemodell des deutsch-amerikanischen Forschungsteam für diese Wahl genauere Werte als alle etablierten Meinungsforschungsinstitute, einschließlich deren 18 Uhr-Prognosen am Wahlabend selbst.

    "Unser Wahlprognosemodell hat die Feuertaufe bestanden", freut sich Dr. Gschwend vom Mannheimer Institut für Europäische Sozialforschung (MZES). Die Ergebnisse zeigten, dass dieses Modell sich nicht nur bei Analysen mit historischen Daten bewähre, sondern tatsächlich auch in der Wahlprognose treffsichere Voraussagen ermögliche. "Am Ende ist es genauso gelaufen, wie wir bereits im Juni angedeutet haben. Der Charme des Wahlabends lag eben in den Zehnteln hinter dem Komma. Aber der Ausgang ist nicht auf Episoden des Wahlkampfs zurückzuführen, sondern folgt denselben Grundregeln, mit denen wir den Ausgang von Bundestagswahlen stets richtig vorhersagen konnten", so Gschwend.

    Die Grundregeln, mit deren Hilfe der Wahlausgang für Bundestagswahlen erklärt und daher vorausgesagt werden kann, werden durch drei Faktoren erfasst: erstens, der langfristige Wählerrückhalt der Regierungsparteien - gemessen als durchschnittlicher Wahlerfolg der Regierungsparteien bei den letzten drei Bundestagswahlen, zweitens, die Popularität des amtierenden Bundeskanzlers - gemessen als mittlerer Wert jeweils ein und zwei Monate vor einer Bundestagswahl -, und drittens, der mittelfristig wirksame Prozess der Abnutzung von Regierungskoalitionen im Amt - gemessen durch die Zahl der Amtsperioden der Regierung. Mit dieser Modellgleichung lassen sich die Ergebnisse von Bundestagswahlen äußerst genau bestimmen: So wichen die tatsächlichen Stimmenanteile der Regierungsparteien seit 1953 bislang im Schnitt nur um 1,5 Prozentpunkte von den Modellschätzungen ab. Auch in Bezug auf Sieg oder Niederlage irrte sich die Modellstatistik bisher nie - so auch dieses Mal nicht.

    Das Modellverfahren, das bereits Ende Juni der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, entwickelten Prof. Dr. Helmut Norpoth von der State University of New York und Dr. Thomas Gschwend vom Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung (MZES). Die State University of New York in Stony Brook gehört zu den führenden politikwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen in den USA, insbesondere im Bereich der Wahl- und Einstellungsforschung. Das MZES zählt international zu den Top-Einrichtungen im Bereich sozial- und politikwissenschaftlicher Europa-Forschung. Alle Projekte des 1989 gegründeten Instituts zeichnen sich ebenso wie das wahlstatistische Modell durch ihren Anwendungsbezug und ihre gesellschaftspolitische Relevanz aus. Das MZES ist das größte Forschungsinstitut der Universität Mannheim, die bundesweit zu den führenden Hochschulen im Bereich der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften zählt.

    Weitere Informationen:
    Dr. Thomas Gschwend
    Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung (MZES)
    Universität Mannheim
    68131 Mannheim
    0621.181.2809 (voice)
    0621.181.2845 (fax)
    Thomas.Gschwend@mzes.uni-mannheim.de
    http://www.sowi.uni-mannheim.de/lehrstuehle/lspol1/gschwend.htm http://www.sunysb.edu/polsci/

    Prof. Dr. Helmut Norpoth
    Department of Political Science
    State University of New York at Stony Brook
    Stony Brook, NY 11790
    001.631.632.7640 (voice)
    001.631.632.4116 (fax)
    Helmut.Norpoth@sunysb.edu

    Thomas Gschwend und Helmut Norpoth, "Wenn am nächsten Sonntag ...: Ein Prognosemodell für Bundestagswahlen," in Wahlen und Wähler: Analysen aus Anlass der Bundestagswahl 1998, Max Kaase und Hans-Dieter Klingemann [Hg.], Opladen: Westdeutscher Verlag, 2001, 471-500.

    Aktuelle Wahlprognosen der Meinungsforschungsinstitute: www.wahlrecht.de/umfragen/index.htm


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Politik, Recht
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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