idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
14.05.2013 13:35

Alles andere als süß: Zuckerkrankheit in der Kindheit

Willi Baur Pressestelle
Universität Ulm

    Kinder-Diabetes-Biobank an der Universität Ulm leistet wertvolle Dienste für Forschung

    „Diabetes bei Kindern ist eine heimtückische Krankheit, die anfangs oft unentdeckt bleibt“, erklärt Professor Reinhard Holl vom Institut für Epidemiologie und medizinische Biometrie der Universität Ulm. Der Koordinator der in Ulm eingerichteten Kinder-Diabetes-Biobank lenkt das Augenmerk auf eine Krankheit mit gefährlich diffuser Symptomatik: „Wenn ein Kind häufig durstig ist und ständig Wasser lassen muss, wenn es an Gewicht verliert und ständig müde ist oder häufig an Pilzerkrankungen leidet, kann sich dahinter eine Diabetes-Erkrankung verstecken“, erklärt der Kinderdiabetologe. Diabetes vom Typ 1 ist mittlerweile die häufigste Stoffwechselerkrankung bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Gut 30 000 Heranwachsende unter 20 Jahren leiden daran.

    Anders als Diabetes vom Typ II, der häufig mit starkem Übergewicht verbunden ist und meist im Erwachsenenalter auftritt, ist Typ I-Diabetes eine Autoimmunerkrankung, die in der Regel im Kindesalter ausbricht und die insulinproduzierenden Zellen im Körper vollständig zerstört. Die Erforschung Immunologischer und genetischer Faktoren, die in beiden Varianten ganz unterschiedliche Rollen spielen, ist aufwändig und kostenintensiv ist. Um den Umgang mit kostbaren Ressourcen in der pädiatrischen Diabetes-Forschung zu optimieren, wurde an der Universität Ulm eine Kinder-Diabetes-Biobank (paedBMB) eingerichtet, in der neben Patientendaten auch Bioproben eingelagert werden. So konnten – unter strengsten Datenschutzstandards und mit Einwilligung der Patienten – Blut- und Serumproben von über 2000 jungen zuckerkranken Patienten aus über 150 pädiatrischen Diabetes-Einrichtungen in Deutschland zusammengeführt werden.

    „Die in der Kinder-Diabetes-Biobank erfassten individuell charakterisierten – aber anonymisierten – Patientenkohorten erlauben die Bearbeitung von grundlegenden Forschungsfragen zu Krankheitsentstehung, Verlauf und Therapie“, so der Diabetes-Forscher. Und auch in Bezug auf die Früherkennung sind die Erwartungen hoch: Möglicherweise lassen sich bald bessere Biomarker auffinden, die das Erkrankungsrisiko frühzeitig vor Ausbruch anzeigen. Denn Langzeitstudien zeigen: Je früher die Krankheit erkannt und behandelt wird, desto geringer sind die Spätschäden.

    Als Leiter der Kinder-Diabetes-Studiengruppe koordiniert Professor Holl die so genannte Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation (DPV), die mit Hilfe klinischer Langzeitstudien den Krankheitsverlauf und Behandlungserfolg verschiedener Diabetes-Typen wissenschaftlich erfasst. „Der eigentliche Diabetes lässt sich bei kontrollierter Lebensführung und gegebenenfalls mit Insulin gut behandeln. Das Problem sind allerdings die schwerwiegenden Komplikationen wie lebensgefährliche Blutübersäuerung oder diabetisches Koma und langfristige Folgeerkrankungsrisiken für Nervenschäden, Atherosklerose und Schlaganfall“, sagt Holl.

    Die Ulmer Kinder-Diabetes-Biobank (paedBMB) gehört - zusammen mit fünf weiteren Biobanken - zu den „Pionieren“, die jetzt zusammen mit dem Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik (IBMT) das Projektportal im Deutschen Biobanken-Register aufgebaut haben. Das Projektportal wird das Auffinden besserer Biomarker ganz entscheidend beschleunigen: Es erlaubt den Beteiligten, einerseits auf einen größeren Proben- und Daten-Pool online zuzugreifen – und zwar fall- und probengenau -, andererseits die eigenen wertvollen Ressourcen für externe Kooperationspartner besser sichtbar zu machen. Das Projektportal wurde vom IBMT gemeinsam mit der Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung (TMF) e.V. eingerichtet und vom BMBF gefördert. Neben der Ulmer Kinder-Diabetes-Biobank umfasst es Biobanken zu Neuropsychiatrischen Erkrankungen, Darmkrebs, HIV/AIDS und zur Populationsgenetik und steht für weitere Biobankpartner offen. Über die bereits jetzt erfassten Patientenkenndaten wie Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index (BMI) hinaus wird es ständig um weitere Parameter wie z.B. spezielle Autoantikörper oder immunologisch relevante Genotypen ergänzt werden.

    Verantwortlich: Andrea Weber-Tuckermann


    Bilder

    Zentrifuge zur Aufbereitung von Blutproben
    Zentrifuge zur Aufbereitung von Blutproben
    Foto: Uni Ulm
    None

    In Stickstoffstanks werden Bioproben tiefgekühlt
    In Stickstoffstanks werden Bioproben tiefgekühlt
    Foto: Fraunhofer IBMT
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Kooperationen
    Deutsch


     

    Zentrifuge zur Aufbereitung von Blutproben


    Zum Download

    x

    In Stickstoffstanks werden Bioproben tiefgekühlt


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).