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14.05.2013 15:34

Gemeinsam gegen den Fachkräftemangel: TU Bergakademie Freiberg baut Exzellenzzentrum mit Chile auf

Simon Schmitt Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Technische Universität Bergakademie Freiberg

    Kupfer gilt als das Metall der Energiewende, denn egal ob Windrad oder Solarkollektor – überall, wo Strom produziert oder geleitet wird, findet sich der Rohstoff. Der größte Produzent ist Chile, auf dessen Bergbauindustrie 20 Prozent des Bruttoinlandprodukts entfallen. Ausgerechnet in diesem Bereich leidet das Land jedoch unter einem Fachkräftemangel. Die TU Bergakademie Freiberg baut deshalb mit drei chilenischen Universitäten und der Technischen Fachhochschule Bochum ein Exzellenzzentrum für Bergbau auf. Im Oktober 2012 unterzeichnete Prof. Bernd Meyer, der Rektor der Ressourcenuniversität, zusammen mit seinen Amtskollegen in Santiago eine Absichtserklärung. Nun beginnt die aktive Phase.

    „Auf praktisch allen Qualifikationsebenen – vom Minenarbeiter bis zum Ingenieur – fehlt der Bergbauindustrie momentan der Nachwuchs, obwohl die Gehälter in diesem Bereich durchschnittlich höher sind als in anderen Berufen“, beschreibt Prof. Ursula Kelm von der Universidad de Concepción die Lage in Chile. „Vor allem im Kupferbergbau planen die Unternehmen jedoch, in den kommenden zehn Jahren etwa 100 Milliarden US-Dollar zu investieren. Die erfolgreiche Umsetzung der Projekte hängt ganz wesentlich von qualifiziertem Personal ab.“ Um diesen Mangel an Fachkräften zu beheben, will die TU Bergakademie Freiberg gemeinsam mit den Universitäten Atacama, Católica del Norte und Concepcion sowie der Fachhochschule Bochum ein Exzellenzzentrum für Bergbau gründen.

    Da für Deutschland die Aus- und Weiterbildung ausländischer Fach- und Führungskräfte im Ressourcenbereich eine entscheidende Rolle spielt, wie die Bundesregierung in ihrer Rohstoffstrategie festgelegt hat, unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) das Projekt im ersten Jahr mit 210.000 Euro. Mit dieser Anschubfinanzierung bereiten seit dem 1. März 2013 zwei Koordinatoren die Gründung des „Deutsch-Chilenischen Zentrums für bergbaubezogene Lehre und Forschung“ vor. Im Auftrag der TU Bergakademie Freiberg koordinieren der gebürtige Chilene Dr. Carlos Barrenecha in seinem Heimatland und die Diplomingenieurin Maria Schöne in Deutschland die Gründungsschritte und stimmen die Interessen zwischen den Universitäten und den Partnern aus der Wirtschaft ab.

    Das Ziel der Initiative ist jedoch nicht, eine weitere Ausbildungseinrichtung zu gründen, sondern die bestehenden Universitäten in den nördlichen Regionen Chiles, in denen die meisten Minen liegen, zu unterstützen. Denn ein großes Potential sei bei den Universitäten, die sich an dem Zentrum beteiligen, vorhanden, wie Vertreter der Bergakademie bei einer ersten Besichtigung festgestellt haben. „Die Nachfrage an montanwissenschaftlichen Studiengängen ist nicht unbedingt das Hauptproblem“, erklärt Prof. Gerhard Heide vom Institut für Mineralogie der Ressourcenuniversität. „Die personellen und technischen Kapazitäten reichen ganz einfach nicht aus, um eine große Anzahl an Studenten auf hohem Niveau auszubilden. Da in manchen Bereichen Geräte fehlen, die für eine Ausbildung in Metallurgie oder Geotechnik selbstverständlich sind, mussten wir aber auch beobachten, dass häufig das nötige Know-How zu bestimmten Techniken nicht vorhanden ist.“

    Die Bergakademie will in dem Projekt deswegen vor allem ihr Fachwissen einbringen. Vom wissenschaftlichen Austausch, den das Zentrum koordinieren soll, profitieren nach Ansicht der Freiberger Wissenschaftler beide Seiten. „Die Universitäten könnten zum Beispiel Studienangebote, die bei einem Partner etabliert sind und gleichzeitig in das eigene Profil passen, kopieren“, erläutert Prof. Michael Schlömann, der das Projekt zusammen mit Prof. Heide für die Bergakademie leitet. So baut die Universität Atacama in Copiapo einen Studiengang Geophysik und Geoinformatik nach dem Modell der Bergakademie auf. Den deutschen Studenten der Geowissenschaften bringe das Projekt viele Vorteile, meint der Leiter des Instituts für Biowissenschaften, denn sie würden dadurch Zugang zum aktiven Erzbergbau erhalten. „Die Zusammenarbeit befähigt vor allem Nachwuchswissenschaftler, Untersuchungen durchzuführen, die in ihrer Heimat nicht möglich sind“, erläutert Prof. Schlömann. „Das Wissen können sie anschließend an ihrer Universität den eigenen Studenten weitergeben.“

    Dieser deutsch-chilenische Wissensaustausch hat gerade in Freiberg lange Tradition – reichen doch seine Wurzeln bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. So wurde im Jahr 1847 Ignacio Domeyko an die Universität Santiago de Chile berufen, an der er 20 Jahre später sogar zum Rektor ernannt wurde. Zuvor besuchte der gebürtige Russe Vorlesungen an der Bergakademie in Freiberg. Als Professor schickte er später nicht nur viele Studenten, sondern auch seinen Sohn Casimiro Domeyko zur Ausbildung in die Silberstadt. Nach seiner Rückkehr nach Chile wurde Casimiro Direktor der Escuela de Minas Copiapó, die nach dem Modell der Freiberger Bergakademie aufgebaut wurde und aus der später die heutige Universität Atacama hervorgegangen ist. Zu Ehren der beiden Wissenschaftler soll das Bergbau-Exzellenzzentrum deshalb den Namen „Ignacio Casimiro Domeyko Zentrum“ tragen.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wirtschaftsvertreter
    Geowissenschaften
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Kooperationen
    Deutsch


     

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