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02.10.2002 08:00

Erlernte Reize stacheln bei Rauchern die Gier nach Nikotin an

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Jeder Raucher kennt das Phänomen: Sobald er einen Ort betritt, an dem gequalmt wird, oder er eine Person sieht, die raucht, so steigt in ihm das Verlangen, selbst zur Zigarette zu greifen. Die Ursache dafür sind vermutlich Lernprozesse: Bestimmte Umweltreize werden mit dem Konsum von Nikotin assoziiert und können dann körperliche Prozesse anstoßen, die das Verlangen zu rauchen verstärken.

    Lernprozesse, die bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Suchtverhalten eine Rolle spielen könnten, werden am Lehrstuhl für Psychologie I der Uni Würzburg experimentell untersucht. Leiter dieses von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekts sind Prof. Dr. Paul Pauli und Dr. Ron Mucha.

    In einem typischen Experiment bekommen Raucher zum Beispiel Bilder von Zigaretten oder Haushaltsgegenständen gezeigt. Die Versuchspersonen sollen dann zum einen berichten, welche Empfindungen diese Reize bei ihnen auslösen. Zum anderen werden physiologische Reaktionen aufgezeichnet, wie etwa die Herzfrequenz oder die Hautleitfähigkeit.

    "Bei einer Reihe von Experimenten haben wir herausgefunden, dass die subjektiven Angaben und die physiologischen Reaktionen der Raucher stark voneinander abweichen", so Prof. Pauli. So gaben die Versuchspersonen zwar an, dass die mit dem Rauchen assoziierten Bilder nur ein geringes Verlangen zu rauchen auslösen. Gleichzeitig aber zeigten die physiologischen Reaktionen, dass sehr wohl eine starke Gier nach Nikotin vorlag.

    Die Raucher sprachen also völlig unbewusst auf die Bilder an: "Wir vermuten, dass solche rauchassoziierten Reize bei Abhängigen aufgrund des vorausgegangenen häufigen Drogenkonsums direkt Verstärkerzentren im Gehirn aktivieren. Das bedingt dann eine Motivierung zum weiteren Drogenkonsum", wie Pauli erklärt.

    Ihm zufolge passen diese experimentellen Ergebnisse sehr gut zu klinischen Befunden, die schon lange bekannt sind: Demnach verspüren abhängige Menschen in einer therapeutischen Umgebung kaum Verlangen nach Drogen. Sobald sie aber in ihr gewohntes Umfeld entlassen werden, entsteht wieder ein starker Drang zum Drogenkonsum.

    Die Ursache dafür ist laut Pauli der erneute Kontakt mit Umweltreizen, die mit dem Drogenkonsum assoziiert worden sind. "Eine Behandlung von Suchtkranken sollte daher beinhalten, dass diese einen neuen Umgang mit solch relevanten Reizen erlernen", meint der Würzburger Professor.

    Weitere Informationen: Prof. Dr. Paul Pauli, T (0931) 31-2843, Fax (0931) 31-2733, E-Mail:
    pauli@psychologie.uni-wuerzburg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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