Zusammenfassung der Reden bei der Jahresversammlung
Seinen Bericht im Rahmen der Festveranstaltung bei der Jahresversammlung der Deutschen Forschungsgemeinschaft stellte der DFG-Präsident unter das Thema "Die Universität lebt". Eine Reihe von Universitäten habe trotz des engen Korsetts des Hochschulrahmengesetztes ihre Freiräume genutzt und durch eine geschickte Struktur- und Personalpolitik beachtliche Anreize für die Forschung geschaffen. So zeige eine Statistik der DFG, daß 20 von rund 100 Hochschulen sich 60 Prozent der Mittel teilten. Es sei zudem erfreulich, wie schnell sich die Erneuerung der Universitäten in den östlichen Bundesländern vollzogen habe. Neben diesen guten Nachrichten gebe es jedoch auch schlechte: Winnacker nannte die mangelnden Berufschancen für Frauen in der Forschung und den geringen Anteil ausländischer Studenten an deutschen Universitäten.
Er beklagte die Unterfinanzierung der Hochschulen: Die Anteile der Ausgaben für Hochschule und Forschung am Bundeshaushalt und an den Länderhaushalten seien in den letzten Jahren stetig gesunken. Unter diesen Umständen überrasche es nicht, daß die Bewilligungsquote im Normalverfahren der DFG deutlich unter 40 Prozent zurückgegangen sei, so niedrig wie noch nie in der Geschichte der DFG.
Ein wichtiges Thema für die DFG sei derzeit die Nachwuchsförderung. Winnacker plädierte für eine Abschaffung der Habilitation, da fakultätsinterne Zulassungsregelungen dieses Qualifizierungsinstrument pervertierten. Die DFG bereite derzeit ein Programm für Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler vor, das diesen mehr Selbständigkeit
ermöglichen und erlauben soll, eine eigene Stelle zu beantragen. "Mit zunächst 100 Stellen im Jahr wird man zwar das System insgesamt nicht aus den Angeln heben können", sagte der DFG-Präsident, "aber doch hier und da erste Schritte auf dem Weg zu weniger hierarchisch angelegten Strukturen anstoßen können."
Den Bedürfnissen der Wissenschaft und der Entwicklung hin zu komplexen Systemen und interdisziplinären Ansätzen müsse durch entsprechende Reformen Rechnung getragen werden. Dazu seien modulare Studiengänge über traditionelle Fächergrenzen hinweg erforderlich, die sogar aus miteinander vernetzten Universitäten heraus entstehen könnten. Strukturbildend könnten hier interdisziplinär angelegte Sonderforschungsbereiche der DFG wirken.
Bundeskanzler Helmut Kohl: Fünf Prozent mehr Mittel für die DFG zugesichert
"Die Bundesregierung hat beschlossen, ihre Zuwendungen an die Deutsche Forschungsgemeinschaft im kommenden Jahr um fünf Prozent zu erhöhen", sagte Bundeskanzler Helmut Kohl in seiner Ansprache vor der Festversammlung. Mittel für die Grundlagenforschung seien Investitionen in die Zukunft, ohne die es keine Innovationen geben könne, die Arbeitsplätze, soziale Sicherheit und Wohlstand schaffen, betonte er. Er würdigte den Einsatz der DFG für den wissenschaftlichen Nachwuchs und bekannte sich zur Förderung von Leistungseliten. Mit Blick auf den Jahrestag des 17. Juni verwies Kohl auf die Leistungen der ostdeutschen Hochschulen. Es sei eine gute Bilanz, daß die DFG bereits mehr als 20 Sonderforschungsbereiche in den neuen Ländern fördere. Die DFG habe mit der Einrichtung von Innovationskollegs und Geisteswissenschaftlichen Zentren flexibel auf die Bedürfnisse der ostdeutschen Hochschulen reagiert. Von ihnen gingen heute "wichtige Impulse für die Reform des Hochschulsystems in ganz Deutschland aus", sagte der Bundeskanzler. Eine Reform im Hochschulbereich sei zwingend notwendig angesichts der langen Studienzeiten, der hohen Quote an Studienabbrechern und dem im internationalen Vergleich viel zu späten Eintritt deutscher Hochschulabsolventen ins Berufsleben.
Staatsminister Prof. Jürgen Zöllner: Zentrale Rolle der DFG gewürdigt
Der rheinland-pfälzische Wissenschaftsminister und Vizepräsident der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder würdigte in seinem Grußwort die zentrale Rolle der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Die Mittelverteilung zeige, daß die allenthalben geforderte und gewünschte Profilbildung im Universitätssystem bereits eingesetzt habe und die DFG entscheidender Motor dieser Entwicklung sei, sagte der Minister. Er begrüßte den von der DFG-Kommission "Selbstkontrolle in der Wissenschaft" vorgelegten Maßnahmenkatalog zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis. Um Fehlverhalten in der Wissenschaft präventiv begegnen zu können, sei die Entwicklung eines effektiven Schutz- und Kontrollsystems wichtig. In Rheinland-Pfalz werde daher jetzt eine Vereinbarung zwischen Ministerium und den Hochschulen angestrebt, um die Umsetzung dieser Maßnahmen zu regeln und ein koordiniertes und fachspezifisches Vorgehen aller Hochschulen zu gewährleisten.
Für die gastgebende Universität Bonn begrüßte deren Rektor Professor Dr.-Ing. Klaus Borchard die Festversammlung.
Den wissenschaftlichen Festvortrag hielt Professor Dr. Roland Bulirsch, Technische Universität München, zum Thema "Virtuelle Welten aus dem Rechner - Symbiose von Wissenschaft und Kunst".
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