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28.05.2013 17:00

Der Elfmeter im Fußball - Eine Wissenschaft für sich

Sabine Maas Presse und Kommunikation
Deutsche Sporthochschule Köln

    Pünktlich zum DFB-Pokalfinale veröffentlicht die Sporthochschule, in Zusammenarbeit mit den Universitäten Kassel und Münster, einen Überblicksbeitrag zum Thema Elfmeterschießen, der über 80 Studien zusammenfasst.

    Die Bedeutung eines Elfmeters im Fußball ist unbestritten. Im Champions-League-Finale zwischen dem FC Bayern München und Borussia Dortmund gleicht Ilkay Gündogan, durch einen verwandelten Foulelfmeter, zum zwischenzeitlichen 1:1 aus und bringt den BVB zurück in das Spiel. Am Ende gewinnt Bayern mit 1:2 und hat damit am kommenden Samstag die Chance, nach Meisterschaft und Champions League, als erste deutsche Mannschaft Triple-Gewinner zu werden. Das will der VfB Stuttgart verhindern. Vielleicht sogar durch ein Elfmeterschießen?!

    In der Sportwissenschaft steht vor allem eine Frage im Mittelpunkt des Forschungsinteresses: Welche Faktoren haben Einfluss auf die Erfolgswahrscheinlichkeit eines Elfmeters? Insbesondere in den letzten Jahren konnten wichtige Erkenntnisse gewonnen werden, die sich auf die Interaktion zwischen Torwart und Schützen konzentrieren. Die über 80 Studien zum Thema „Elfmeterschießen“ wurden nun von Professor Daniel Memmert, Professor Norbert Hagemann, Professor Bernd Strauß und ihren Mitarbeitern in einem englisch-sprachigen Überblicksbeitrag zusammengefasst.

    Auf Seiten der Schützen sind die „Trikotfarbe“, die „Wahl des Schützen“, die „psychologischen Fähigkeiten der Spieler“ sowie die „Schussstrategie“ entscheidende Parameter für den Erfolg. So bewerten beispielsweise Torwarte ihre Chance, einen Elfmeter zu halten, als gerin-ger, wenn der Gegner die Farbe Rot trägt (vgl. Hill & Barton, 2005). Weiter kann hinsichtlich der Grundmotivation zwischen Spielern des Typs „Promotion“ oder „Prevention“ unterschieden werden. Die eigenen Ansprüche, Erwartungen und Fertigkeiten bestimmen dabei den Spieler des Typs „Promotion“. Spieler des Typs „Prevention“ sind mehr von ihrer Verpflichtung und Verantwortung geleitet. Die Studien zeigen deutlich, dass die Erfolgschance bei Spielern des Typs „Prevention“ höher sind (vgl. Plessner, Unkelbach, Memmert, Baltes, & Kolb, 2009). Die psychologischen Fähigkeiten der Spieler sowie deren Schussstrate-gie sind die bedeutendsten Faktoren, ob ein Elfmeter gelingt oder nicht. Während die Resistenz gegen Stress und Angst auf psychologischer Seite am wichtigsten ist (vgl. Wilson, Wood & Vine, 2009a; Horikawa & Yagi, 2012), sind die Wahl der richtigen Höhe und Richtung des Schusses die Auswahlparameter für die Schussstrategie. Dabei fanden Bar-Eli and Azar (2009) heraus, dass die Chance einen Elfmeter zu halten bei annähernd 0% liegt, wenn dieser ins obere Drittel geschossen wird.

    Für den Torwart sind beim Elfmeter insbesondere die Faktoren „Statistiken“, „Antizipation“, „Links- oder Rechtsfüßigkeit des Schützen“ sowie „weitere Tricks“ von Bedeutung. So schießen laut einer Studie von Bar-Eli & Azar (2009) lediglich 12,9% der Schützen ins obere Drittel, jedoch 30,4% ins mittlere und 56,6% ins untere Drittel des Tores. Darüber hinaus ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass ein Rechtsfuß in die (von ihm aus gesehene) linke Ecke und ein Linksfuß in die (von ihm aus gesehene) rechte Ecke schießt (vgl. Chiappori, Levitt & Grose-close, 2002; Palacios-Huerta, 2003). Das Hochnehmen der Arme über den Kopf sowie das Bewegen des Torwarts, führen überdies zu einer unterbewussten Beeinflussung und einer Irritation des Schützen. Bewegungen nach links und rechts erschweren zudem die Auswahl einer Seite für den Schützen (vgl. Wood & Wilson, 2010).

    Der komplette Artikel, mit allen Ergebnissen und Erkenntnissen, ist im Review-Journal International Review of Sport and Exercise Psychology nachzulesen und bei dem Erst-Autor Prof. Memmert erhältlich.

    KONTAKT FÜR WEITERE INFOS:
    Univ.-Prof. Dr. Daniel Memmert
    Steffanie Hüttermann
    Institut für Kognitions- und Sportspielforschung
    Deutsche Sporthochschule
    Tel.: 0221/4982-4330
    memmert@dshs-koeln.de

    Univ.-Prof. Dr. Norbert Hagemann
    Florian Loffing
    Institut für Sportwissenschaft
    Universität Kassel
    Tel.: 0561/804 4494
    n.hagemann@uni-kassel.de

    Univ.-Prof. Dr. Bernd Strauß
    Institut für Sportwissenschaft
    Universität Münster
    Tel.: 0251 83 32316
    bstrauss@uni-muenster.de


    Weitere Informationen:

    http://www.dshs-koeln.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Sportwissenschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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