Musikwissenschaftler der Universität Bremen haben das bislang verschollen geglaubte Notenmaterial der Uraufführung des Triumphliedes op. 55 von Johannes Brahms im Archiv der Philharmonischen Gesellschaft Bremen wiedergefunden. Als Kulturträger engagiert sich die Philharmonische Gesellschaft Bremen seit fast 200 Jahren für das Musikleben dieser Stadt und hat maßgeblich zu dessen Entwicklung und Vielfalt beigetragen. Anhand der historischen Abschriften der Chor- und Orchesterstimmen und im Vergleich zur bekannten, späteren Fassung des großangelegten Werks ist es Professor Ulrich Tadday und Katrin Bock gelungen, die Partitur der Uraufführung von 1871 vollständig zu rekonstruieren.
Das Ergebnis der mehrmonatigen Forschungsarbeit übertrifft alle Erwartungen der Wissenschaftler. Die Komposition unterscheidet sich so sehr von der bekannten, späteren Fassung, dass es gerechtfertigt ist, sie als eigenständiges Werk zu bezeichnen: Die Bremer Fassung des Triumphliedes. Das wiederentdeckte Werk wird in die Johannes Brahms-Gesamtausgabe aufgenommen und als Studienedition im Henle-Verlag veröffentlicht werden.
Weit mehr als 300 Abweichungen, größere und kleinere Veränderungen, prägen die Komposition: Im Unterschied zur bekannten späteren Fassung steht die Bremer Fassung des Triumphliedes nicht in D-Dur, sondern in C-Dur. Sie verfügt über weniger Blasinstrumente und die großen Chorpartien sind in Rhythmik und Artikulation viel fließender ausgesetzt. Insgesamt wirkt sie im musikalischen Satz wesentlich filigraner, weniger markant und martialisch.
Brahms hatte sich von seinem Freund, dem Bremer Musikdirektor Karl Martin Reinthaler, zu der Komposition für Doppelchor und großes Orchester anregen lassen. Es sei eine seiner „politischen Betrachtungen über dies Jahr“ der Deutschen Reichgründung, schreibt Brahms an Reinthaler. Die Nachricht über den gewonnenen Deutsch-Französischen Krieg hatte ihn nur wenige Tage vor der Übersendung des Chorsatzes nach Bremen in Wien erreicht. Gemeinsam planten sie die Uraufführung im Karfreitagskonzert zu Ehren der im Krieg Gefallenen, das kein geringerer als Brahms selbst am 7. April 1871 unter Mitwirkung von 200 Chorsängern und 80 Orchestermusikern im Bremer Dom dirigierte.
Heute wird das Triumphlied auch wegen seines historisch-politischen Gehalts nur selten gespielt. Die Wiederaufführung der Bremer Fassung des Triumphliedes von 1871 wird zeigen, ob und wie sehr das nationale Hochgefühl, das dem Werk in seiner frühen Gestalt schon zu eigen war, im Vergleich zu seiner späteren Fassung noch steigerungsfähig gewesen ist.
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Weitere Informationen:
Universität Bremen
Fachbereich Kulturwissenschaften
Institut für Musikwissenschaft und Musikpädagogik
Prof. Dr. Ulrich Tadday
Tel. 0421 218 67760
E-Mail: tadday@uni-bremen.de
Katrin Bock
Tel. 0421 218 67762
E-Mail: kbock@uni-bremen.de
http://www.brahms.uni-bremen.de/
Professor Ulrich Tadday und Katrin Bock ist es gelungen, die Partitur der Uraufführung von 1871 voll ...
(Foto: Universität Bremen)
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Bauwesen / Architektur, Musik / Theater
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
Professor Ulrich Tadday und Katrin Bock ist es gelungen, die Partitur der Uraufführung von 1871 voll ...
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