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29.05.2013 14:42

Dienstleistungen für Haushalte und Familien im Blick

Charlotte Brückner-Ihl Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Justus-Liebig-Universität Gießen

    Gründung eines Kompetenzzentrums zur „Professionalisierung und Qualitätssicherung haushalts- und familienunterstützender Dienstleistungen“ an der Justus-Liebig-Universität

    Die verschiedenen Dienstleistungen zur Unterstützung von Haushalten und Familien nehmen vor dem Hintergrund des demographischen und gesellschaftlichen Strukturwandels einen immer größeren Stellenwert ein. Welche Qualifizierungs- und Weiterbildungsangebote gibt es dazu in Deutschland? Welche Angebote sind gut und welche Zielgruppen werden erreicht? Welche Netzwerke gibt es; wie können sie genutzt und erweitert werden? Das Institut für Wirtschaftslehre des Haushalts und Verbrauchsforschung der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) liefert wissenschaftlich fundierte Antworten auf solch drängende gesellschaftliche Fragen.

    Ab 1. Mai 2013 wird unter Leitung der Geschäftsführenden Direktorin des Instituts, Prof. Dr. Uta Meier-Gräwe, und der Mitarbeit von Mareike Bröcheler, M. Sc. ein Kompetenzzentrum zur „Professionalisierung und Qualitätssicherung haushalts- und familienunterstützender Dienstleistungen“ eingerichtet. Die Finanzierung in Höhe von rund 200.000 Euro erfolgt durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), Berlin.

    Prof. Meier-Gräwe sagte heute bei einem Pressegespräch im Gustav-Krüger-Saal im Uni-Hauptgebäude: „Qualität und Verlässlichkeit von familienunterstützenden Dienstleistungen sind wichtig für die Bereitschaft der potenziellen Kundinnen und Kunden, diese Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen und dafür einen angemessenen Preis zu zahlen, der oberhalb des Schwarzmarktniveaus liegt. Wir sind froh, dass wir einen Beitrag dazu leisten können, die verschiedenen Angebote und Qualifizierungsmaßnahmen auf den Prüfstand zu stellen. Es ist uns wichtig, für alle Akteure die nötige Transparenz zu schaffen.“ Die Expertin dankte dem Bundesfamilienministerium, denn ohne die jetzt für zwei Jahre gesicherte Finanzierung wäre die institutionelle Verankerung in einem Kompetenzzentrum sicher nicht möglich gewesen.

    JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee zeigte sich ebenfalls sehr erfreut: „Es geht hier um sehr grundlegende Forschungen, die die gesellschaftlichen Strukturveränderungen in den Blick nehmen und die Rahmenbedingungen verbessern helfen. Ich bin sicher, dass von diesem neuen Kompetenzzentrum bundesweite Impulse ausgehen, so wie es in der Vergangenheit auch beim Institut für Wirtschaftslehre des Haushalts und Verbrauchsforschung immer wieder der Fall war, das Ende vergangenen Jahres sein 50jähriges Bestehen feiern konnte.

    Ziel des Kompetenzzentrums ist es, die Aufgaben zum Themenkomplex „Professionalisierung und Qualitätssicherung haushaltsnaher Dienstleistungen“ zu koordinieren bzw. im Sinne eines interdisziplinären Wissenschaftsmanagements zu organisieren sowie die Prozesse wissenschaftlich zu begleiten. Prof. Dr. Peter Kämpfer, Dekan des Fachbereichs 09 – Agrarwissenschaften, Ökotrophologie und Umweltmanagement, sieht viele Vorteile: „Das Kompetenzzentrum wird den Studierenden der Ökotrophologie an der JLU vielfältige Praxisbezüge eröffnen. Auf diese Weise können sie sich in ihrer Vorbereitung auf attraktive Dienstleistungsberufe der personalen Versorgung in Deutschland bestens qualifizieren.“

    Geplante Maßnahmen

    1. Bestandsaufnahme von Qualifizierungs- und Weiterbildungsangeboten in Deutschland im Bereich der haushalts- und personenbezogenen Dienstleistungen und ihre Bewertung;
    2. Bestandsaufnahme von Modellen modularer Berufsausbildung und Qualifizierungsangebote im Bereich personen- und haushaltsnaher Dienstleistungen in ausgewählten europäischen Ländern (zum Beispiel Frankreich, Belgien, Niederlande) und ihre Einschätzung;
    3. Auftragsvergabe von gleichstellungspolitischen, berufspädagogischen oder arbeitsmarktpolitischen Expertisen;
    4. Initiierung von Fachdialogen „Hauswirtschaft und Privathaushalt“ und „Dienstleistung und Arbeitsmarkt“ unter anderem mit der Bundesanstalt für Arbeit, der Deutschen Gesellschaft für Hauswirtschaft (dgh) und weiteren Berufs- und Interessenverbänden und
    5. Durchführung von Fachveranstaltungen, Multiplikatoren-Seminaren und ihre Dokumentation sowie die Veröffentlichung relevanter Erkenntnisse als Broschüre.

    Analyse des gesellschaftlichen Wandels

    Die Einrichtung des Kompetenzzentrums an der JLU Gießen zeugt von der Anerkennung der am Institut bisher erbrachten Forschungsleistungen. Gestützt auf die jahrzehntelange Expertise auf dem Gebiet der Haushalts- und Dienstleistungsforschung werden arbeitsmarkt-, bildungs- und gleichstellungspolitische Implikationen des gesellschaftlichen Wandels für den Bereich der zeitintensiven haushaltsnahen und personenbezogenen Tätigkeiten analysiert.

    Europa befindet sich im Übergang von einer Industrie- zu einer Informations- und Wissensgesellschaft, weil die Grundlagen des Wirtschaftens immer seltener materielle Güter, sondern Ideen, Informationen und ihre Verarbeitung, Dienstleistungen und die Produktion von Images bilden. Dieser tiefgreifende Strukturwandel hin zu einer dienstleistungsbasierten Wirtschaft in den europäischen Gesellschaften geht mit der Einleitung von vielfältigen Initiativen zum Ausbau von digitalen Branchen, „grünen Arbeitsplätzen“ in emissionsarmen, ressourceneffizienten Wirtschaftszweigen, aber auch mit „weißen Arbeitsplätzen“ in den Bereichen Gesundheit und Soziales einher. Dazu kommen die zeitintensiven Dienstleistungen im privaten Haushalt, die nach einer langen Phase ihrer Trivialisierung in jüngster Zeit in ihrer beschäftigungspolitischen Bedeutung „entdeckt“ und nunmehr als unverzichtbarer Bestandteil der EU-Strategie „Einen arbeitsplatzintensiven Aufschwung“ in Zeiten der Haushaltskonsolidierung betrachtet werden (EU-Kommission 2012). Personen- und haushaltsbezogene Dienstleistungen bieten der EU-Kommission zufolge die Chance für eine Erhöhung der Beschäftigungsquote, indem sie die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben verbessern, zu Produktivitätssteigerungen führen und nicht angemeldete Erwerbstätigkeit in den offiziellen Arbeitsmarkt überleiten.

    Personen- und haushaltsnahe Dienstleistungen tragen dazu bei, ganzheitliche Lebensentwürfe für beide Geschlechter zu verwirklichen, Beruf und Familie besser zu vereinbaren und idealerweise eine selbstbestimmte Lebensführung bis ins hohe Alter zu ermöglichen. Es geht um eine gelingende Work-Life-Balance.

    Kontakt
    Prof. Dr. Uta Meier-Gräwe
    Mareike Bröcheler, M. Sc.
    Institut für Wirtschaftslehre des Haushalts und Verbrauchsforschung der JLU
    Bismarckstraße 37, 35390 Gießen
    Telefon: 0641 99-39300, Fax: 0641 99-39309

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    Die 1607 gegründete Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) ist eine traditionsreiche Forschungsuniversität, die rund 26.000 Studierende anzieht. Neben einem breiten Lehrangebot – von den klassischen Naturwissenschaften über Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, Gesellschafts- und Erziehungswissenschaften bis hin zu Sprach- und Kulturwissen¬schaften – bietet sie ein lebenswissenschaftliches Fächerspektrum, das nicht nur in Hessen einmalig ist: Human- und Veterinärmedizin, Agrar-, Umwelt- und Ernährungswissenschaften sowie Lebensmittelchemie. Unter den großen Persönlichkeiten, die an der JLU geforscht und gelehrt haben, befinden sich eine Reihe von Nobelpreisträgern, unter anderem Wilhelm Conrad Röntgen (Nobelpreis für Physik 1901) und Wangari Maathai (Friedensnobelpreis 2004). Seit 2006 wird die JLU sowohl in der ersten als auch in der zweiten Förderlinie der Exzellenzinitiative gefördert (Excellence Cluster Cardio-Pulmonary System – ECCPS; International Graduate Centre for the Study of Culture – GCSC).


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-giessen.de/cms/fbz/fb09/institute/wdh/wpf - Professur für Wirtschaftslehre des Privathaushalts und Familienwissenschaft der JLU


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsprojekte, Organisatorisches
    Deutsch


     

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