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04.10.2002 10:22

Freiberger Meeresforscher auf Expedition

Katrin Apenburg Pressestelle
Technische Universität Bergakademie Freiberg

    2. Wochenbericht der Expedition SO-166 CONDRILL der Freiberger Meeresforscher
    03.10.2002, 12.00 LT, 3°50'S, 152°05'E

    Die zweite Hälfte der Forschungsfahrt SO-166 CONDRILL war von einer Reihe bemerkenswerter technischer und wissenschaftlicher Erfolge gekennzeichnet.
    Während am 26. September bereits die Verlegung des Schiffes in das zweite Arbeitsgebiet Pacmanus vorbereitet wurde, erbrachten die Bohrungen 40-RD, 42-RD und 43-RD überraschend z.T. stark vererztes und alteriertes Material
    mit Arsensulfiden (Realgar, Auripigment), Zinnober, Sphalerit, Galenit, Chalkopyrit, Pyrit, gediegen Schwefel und amorpher Kieselsäure aus dem nordwestlichen Quadranten des Gipfelplateaus des Conical Seamount. Diese Bohrkerne sind makroskopisch nicht von dem im Lienetz-Tagebau auf Lihir gewonnenen Golderz zu unterscheiden und stammen aus Tiefen von bis zu 4.5 m. RFA-Bordanalysen haben ergeben, dass das Kernmaterial erhöhte Konzentrationen an Zink, Blei, Kupfer und vor allem Arsen, Antimon und Wismut führt. Die mit Spannung erwarteten Goldanalysen (35 g Fire Assay)
    der Labors von Lihir Gold haben dann die Erwartungen bestätigt. Mit maximalen Goldkonzentrationen von 14.2 g/t hat die Bohrung 40-RD eindeutig nachgewiesen, dass die bisher nur in Proben von der Oberfläche des Gipfelplateaus gefundene Goldvererzung sich zur Tiefe hin fortsetzt. Da
    die Bohrung bei einer Tiefe von 3.6 m beendet werden musste und das besonders stark alterierte und goldreiche Material von der Bohrkrone stammt, ist zu vermuten, dass die Goldvererzung auch noch in grössere Tiefen reicht. Um dies festzustellen ist nunmehr der Einsatz eines Bohrschiffes erforderlich. Mit den im Rahmen dieser Ausfahrt am Conical
    Seamount durchgeführten Arbeiten hoffen wir nun in absehbarer Zeit auf eine Realisierung des von uns beim IODP gestellten Bohrantrages. Dies könnte zum Beispiel im Rahmen eines vom europäischen IODP-Konsortiums gesteuerten missionsspezifischen Plattformprojektes erfolgen. Mit
    insgesamt 43 niedergebrachten Bohrungen und nur 2 technischen Ausfällen wurden am Conical Seamount insgesamt 95 m mit einem Kerngewinn von 21 m (23 %) gebohrt und das Programm am 27. September erfolgreich zum Abschluss
    gebracht. Mit einer SIMRAD-Kartierung wurden am 28. September die Arbeiten im z.T. aktiven Pacmanus-Hydrothermalfeld in der östlichen Bismarck-See begonnen.
    Ein OFOS-Einsatz zeigte aktive Black Smoker und ein weitflächiges Auftreten von Massivsulfiden. Im Gegensatz zu den Vererzungen des Conical Seamount, die nach bisher vorliegenden Erkenntnissen auf den Einfluss metall- bzw. goldreicher magmatischer Fluide zurückgehen, handelt es sich
    bei den Vererzungen des Pacmanus-Gebietes überwiegend um Produkte eines konventionellen Meerwasser- zirkulationssystems (Metalle durch chemisch modifiziertes Meerwasser aus den Untergrundgesteinen gelaugt).
    TV-Greifereinsätze erbrachten eine Kollektion von kupfer- und zinkreichen Massivsulfiden sowie eine Massivsulfid-Einzelprobe mit 300 kg Gewicht. In der folgenden Nacht wurde dann der erste von insgesamt 10 aussergewöhnlichen Kernen gezogen. Das z.T. zusammenhängend gekernte
    Material besteht fast überwiegend aus spektakulären zink- und kupferreichen Massivsulfidzonen in Assoziation mit Anhydrit und Baryt und gleicht in einigen Abschnitten (brekziiertes Sulfiderz) den von uns während des ODP Leg 158 im Bereich des aktiven TAG-Hydrothermalfeldes am
    Mittelatlantischen Rücken erbohrten Proben. Neben Partien mit massivem Sphalerit treten in den Kernen Zonen mit bis zu 25 cm massivem Chalkopyrit(!) sowie Bereiche mit typischem Chimneysulfid-Schutt auf.
    Insgesamt wurden in nur 2 Tagen 10 erfolgreiche Bohrungen mit zusammenhängenden Kernlängen von bis zu 2.2 m niedergebracht. Diese Bohrungen haben bei einem Kerngewinn von 30 % mehr als 11 m hervorragende Massivsulfidkerne an Deck gebracht. Dieser technische und wissenschaftliche Erfolg wird wegweisend für weitere Bohrprojekte dieser
    Art sein, bei denen mit relativ geringem Aufwand erhebliche Fortschritte in der wissenschaftlichen Untersuchung von submarinen Hydrothermalsystemen zu erzielen sind. Es ist davon auszugehen, dass weitere Arbeitsgruppen der
    deutschen Meeresforschung (Kaltwasserriffe, Gashydrate, Petrologie, Hydrothermalismus) auf unseren äusserst positiven Erfahrungen aufbauen und in Zukunft Flachbohrgeräte in grösserem Umfang einsetzen werden. Da
    momentan weltweit für Hardrock-Drilling nur der von uns gecharterte Rockdrill des British Geological Survey (BGS) zur Verfügung steht, wird dies zu entsprechenden Engpässen in der Verfügbarkeit führen. Das Leibniz-Labor für Angewandte Meeresforschung der TU Freiberg ist daher in
    Zusammenarbeit mit dem GEOMAR Kiel fest entschlossen, die technische Entwicklung von Lander-Typ Bohrgeräten in Deutschland weiter voranzutreiben. Hierzu werden u.a. Mittel des Leibniz-Programmes der Deutschen Forschungs-gemeinschaft eingesetzt werden. Nach dem überaus
    positiven Abschluss der Bohrprogramme im Bereich des Conical Seamounts und des Pacmanus-Gebietes wird FS Sonne heute 18.00 LT vor Rabaul auf Reede gehen und nach dem Ausschiffen eines Grossteils des wissenschaftlichen und
    technischen Personals die Transitreise nach Suva antreten, wo die Forschungsfahrt SO-166 CONDRILL am 11. Oktober endet. Die geschilderten Erfolge dieser Reise wären ohne den überaus professionellen Einsatz der Rockdrill-Crew des British Geological Survey und das (trotz widriger
    betriebsinterner Rahmenbedingungen) volle Engagement von Brücke, Maschine, Deck und WTD des Sonne nicht möglich gewesen. Alister Skinner (Head Marine Operations and Engineering, BGS Edinburgh) und seiner Crew gebührt daher
    unser Dank ebenso wie Kapitän Martin Kull und seiner Besatzung, die für eine ausgezeichnete Arbeitsatmosphäre an Bord gesorgt haben. Die gesamte Forschungsfahrt ist von einem 3-köpfigen Kamerateam der Deutschen Welle/
    Polyeides Medienkontor Berlin in sehr kooperativer und angenehmer Weise begleitet worden. Der entsprechende Beitrag (30 Minuten) wird Anfang des nächsten Jahres ausgestrahlt werden. Es ist zur Zeit vorgesehen, die
    technischen und wissenschaftlichen Erfolge der Reise in einem Leitartikel in EOS (American Geophysical Union) publik zu machen und im Rahmen des 32. Underwater Mining Institutes ("New Perspectives on Seabed Mineral
    Deposits") vom 13.-18. November in Wellington/Neuseeland vorzustellen. Im Rahmen des nächsten BMBF-Statusseminars werden Kerne der CONDRILL-Reise ausgelegt werden.
    Prof. Peter Herzig
    FL SO-166


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geowissenschaften
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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