Neue Materialien sind die Grundlage für wesentliche Schlüsseltechnologien von morgen. Die Material- und Biomaterialforschung stellt deshalb ein vorrangiges Feld für Forschungs- und Entwicklungsinvestitionen dar. Sie gehört auch zu den Arbeitsschwerpunkten an der Universität Essen. Bereits zum fünften Mal findet hier das Internationale Essener Symposium: "Biomaterialien: Grundlagen und klinische Anwendungen" statt. Heute (Mittwoch, 9. Oktober) wird es um 9 Uhr im Auditorium maximum der Hochschule an der Grillo-, Ecke Segerothstraße eröffnet.
Der rasante Fortschritt auf dem Gebiet der Biomaterialien macht eine Folge der Tagungen im Jahresrhythmus notwendig. In diesem Jahr werden erstmals fast 150 Teilnehmer aus mehr als zehn Ländern erwartet. An drei Tagen werden 50 Hauptvorträge und 35 Postervorträge gehalten. Es werden erstmals zwei Preise vergeben: durch die AG Biomaterialien Nordrhein-Westfalen der Young Scientist Award und durch die Tagungsleitung sowie das Essener Graduiertenkolleg "Reaktivität im oberflächennahen Bereich" ein Preis für den besten Poster-Vortrag.
Diskussionsschwerpunkte des Symposiums sind einerseits die Arbeiten an der Universität Essen im Bereich Biomaterialien, andererseits die Projekte von Biomaterialforschern aus aller Welt. Erwartet wird eine fruchtbare und kritische Diskussion als Motor künftiger Forschungsarbeiten. Die Beiträge des Symposium werden nach einer Begutachtung in einer internationalen wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlicht.
Neue Materialien
Neue Materialien beeinflussen die Lebensqualität vieler Menschen in entscheidender Weise. Umweltschutz, Gesundheitssicherung, Kommunikation und Transportwesen und die Entwicklung neuer Verbrauchsgüter sind Themen, mit denen sich die Materialforscher befassen. An der Universität Essen entstand 1998 unter Beteiligung der Fachbereiche Physik, Chemie, Bauwesen, Maschinenwesen und Medizin der interdisziplinäre Schwerpunkt "Materialwissenschaften - Reale Grenzflächen". Die gemeinsamen Aktivitäten waren so erfolgreich, dass die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) bereits zwei Jahre später das fakultätsübergreifende Graduiertenkolleg "Reaktivität im oberflächennahen Bereich" bewilligte. Unter Federführung des Chemikers Professor Dr. Günter Schmid nahm es seine Arbeit auf. Alle 15 Kollegiaten stellen sich auf dem heute beginnenden Symposium erstmals mit einem Postervortrag vor.
Neben dem Graduiertenkolleg ist die Gründung des BioMedTecRuhr e.V. eine weitere wichtige Entwicklung. Die drei Ruhrgebiets-Universitäten Essen, Bochum und Witten/Herdecke haben sich hier über ihrer medizinischen Fakultäten zusammengeschlossen. Die Biomaterialien spielen eine entscheidende Rolle im Hinblick auf interuniversitäre Kooperationen und Firmenneugründungen. Auch hier soll das Symposium ein Forum zur Verbreitung des Biomaterialwissens bilden.
Grundlagenforschung
Die Entwicklung neuer Biomaterialien hängt ganz entscheidend vom Beitrag der Grundlagenforschung ab. Grundlagenforschung aber ist wenig spektakulär, sie findet im Stillen in den Laboratorien statt. Dennoch war sie die Voraussetzung für die großen Erfolge der Medizin in den letzten beiden Jahrhunderten. So sind zum Beispiel die Nobelpreise für Medizin im vergangenen Jahrzehnt ausschließlich für Ergebnisse der Grundlagenforschung verliehen worden.
An der Universität Essen leisten die naturwissenschaftlichen Fächern und in der Medizin die Fächer der Vorklinik sowie verschiedene theoretische Fächer entscheidende Beiträge zur Grundlagenforschung. In diesem Zusammenhang war der Erhalt der Vorklinik ein wichtiger gemeinsamer Erfolg der Universität, der Stadt und vieler Verantwortlicher in der Essener Wirtschaft. Im engen Kontakt zu den Kliniken fällt der Vorklinik aber nicht nur in der Forschung eine Vorreiterrolle zu, sie trägt auch durch eine gute Lehre entscheidend zum Renommee des Fachbereichs Medizin bei. Auch im geplanten Zentrum für Biotechnologie sollen die Vorklinik sowie die Biomaterialforschung vertreten sein.
Sicherung der Gesundheit
Bei der Sicherung der Gesundheit spielen die Biomaterialien eine wichtige Rolle. Allein über 130 000 Großimplantate - Hüft- und Kniegelenke - werden pro Jahr in Deutschland eingesetzt. Im Zahnbereich sind es bereits über 200 000 Implantate. In beiden Fällen gilt es, die Osseointegration der Implantate zu beschleunigen und zu verbessern. Eine frühere Belastbarkeit und eine erhöhte Spaltüberbrückungsleistung könnten entscheidend zur Erhöhung der Standzeiten und zur Senkung des Implantationsalters der Patienten - und damit zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung führen. Dabei geht eine entscheidende Entwicklung von Essen aus: die sogenannte Biologisierung von metallischen Implantatoberflächen. In Essen wurde erstmals der Knochenwachstumsfaktor BMP-2 (bone morphogenetic protein 2) in biologisch aktiver Form auf Metalloberflächen immobilisiert. Es konnte demonstriert werden, dass sich diese und ähnliche Methoden dazu eignen, Biomaterialoberflächen wesentlich zu verbessern. Neueste Untersuchungen werden auf dem Symposium vorgestellt. Es kann gezeigt werden, dass die in Essen entwickelten Oberflächen den Knochenwachstumsfaktor über einen Zeitraum von zwei bis drei Monaten freisetzen können, so dass ein lang andauernder Wachstumsreiz auf den Knochen einwirkt. Dadurch erklärt sich die bisherige erstaunliche Wirksamkeit im Tierversuch.
Redaktion: Monika Rögge, Telefon (02 01) 1 83 - 20 85
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin, Werkstoffwissenschaften
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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