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10.10.2002 14:04

Generalisierte Angststörung

Birgit Berg Pressestelle
Technische Universität Dresden

    Generalisierte Angststörung - ein wenig bekanntes Problem

    Frau P. wird von vielen Sorgen gequält und fühlt sich ständig angespannt und gestresst. Sie fürchtet, einfach übermäßig ängstlich zu sein, sieht es als einen Makel, nicht lockerer mit dem Alltag fertig zu werden. Sie hat sich schon häufig vorgeworfen, dass sie sich immer so viele Sorgen macht und damit ihre Familie belastet.
    Frau P. weiß, dass ihre Sorgen sich oft nicht bewahrheiten. Ihr Mann hat wenig Verständnis und äußert z. B. Bedenken, dass ihre Überfürsorglichkeit zur Ängstlichkeit der Kinder führen könnte. Frau P. möchte keinesfalls den Kindern schaden und sorgt sich nun, ihre Kinder durch ihre Ängste in der Entwicklung zu behindern. Sie liebt die beiden Söhne sehr, kämpft mit vielen Zweifeln, was sie wohl falsch macht oder wie sie den beiden gerecht werden kann und verbringt Stunden mit Grübeln. Schulleistungen, Gesundheit, mögliche Unfälle, Freundschaften ihrer Kinder - all dies sind Bereiche, über die sie sich sorgt.
    Doch dies sind nicht ihre einzigen Sorgen. Sie selbst ist Grundschullehrerin. Die Arbeit bereitet ihr viel Freude, aber auch hier hat sie Angst, nicht gut genug zu sein. Gleichzeitig weiß sie nicht, ob sie nicht besser aufhören sollte zu arbeiten, um sich mehr den eigenen Kindern und dem Haushalt zu widmen. Gerade auch die alltäglichen Kleinigkeiten des Haushaltes bereiten ihr Probleme. So fühlt Frau P. sich ständig angespannt und gleichzeitig müde. Morgens wird sie oft schon sehr früh wach und versucht, den kommenden Tag zu planen. Ihre Schultern sind oft sehr verkrampft und sie leidet auch häufig unter Kopfschmerzen.

    Frau P. leidet unter einer in der Öffentlichkeit noch wenig bekannten Angststörung, der Generalisierten Angststörung. Diese Krankheit ist typischerweise durch exzessive Sorgen und ängstliche Erwartungen gekennzeichnet. Monatelang halten ängstliche Besorgnis und Anspannung an und nehmen täglich viel Zeit in Anspruch. Charakteristisch ist dabei, das sich die Ängste, Sorgen und Befürchtungen nicht auf eine bestimmte Art von Situationen beschränken, sondern dass die Inhalte häufig wechseln. Betroffene fühlen sich von ihren Sorgen immer mehr überwältigt. Sie scheinen ihnen ausgeliefert zu sein. Ablenkung oder ein Abstellen der Sorgen gelingt nicht. Die Sorgen werden als unkontrollierbar empfunden. Verbunden ist dies mit einer körperlichen Begleitsymptome: Ruhelosigkeit, leichte Ermüdbarkeit, Konzentrationsschwierigkeiten oder Leere im Kopf, Reizbarkeit, Muskelspannung, Schlafstörungen, Herzrasen, Schweißausbrüche, Schwindel oder auch Magen-Darmbeschwerden.

    Die Störung wird in vielen Fällen nicht richtig erkannt. Die Betroffenen selbst erleben ihre Sorgen um Angehörige, Beruf oder Alltägliches als real und ordnen ihr Problem nicht als psychisch bedingt ein. Sie stellen sich bei Ärzten daher meist nicht wegen ihrer Ängste, sondern wegen Erschöpfung, Überforderung und allgemeinen körperlichen Stresssymptomen vor. Nicht wenige betroffene Patienten schildern kaum konkrete Sorgen, sondern berichten ausschließlich von körperlichen Symptomen, wie starker innerer Unruhe, belastender Nervosität, einem Gefühl, ständig "auf dem Sprung" zu sein, Unfähigkeit zu entspannen oder Schlafschwierigkeiten. Die Suche nach einer körperlichen Ursache für die Beschwerden bleibt erfolglos und auch Medikamente führen nicht zu einer dauerhaften Verbesserung.

    Etwa fünf Prozent aller Menschen sind zu irgendeinem Zeitpunkt in ihrem Leben von einer Generalisierten Angststörung betroffen. Der Beginn der Störung ist oft sehr langsam und schleichend. Viele Betroffene beschreiben auch, dass sie ?schon immer? ängstlicher als andere waren und sich mehr Sorgen als andere machten. Die Generalisierte Angststörung hat ohne angemessene Behandlung oft einen chronischen Verlauf und beeinträchtigt so das Leben Betroffener oft über viele Jahre.

    Auf Grund neuer Forschungsergebnisse hat sich das Verständnis für die Entstehung und Aufrechterhaltung dieser Störung erheblich verbessert. Dies hat zur Entwicklung neuer, effektive Behandlungskonzepte geführt, so dass auch diese Störung erfolgreich psychotherapeutisch behandelt werden kann. An der Institutsambulanz und Tagesklinik für Psychotherapie der TU Dresden gibt es jetzt die Möglichkeit, für diese bisher oft übersehene, aber sehr belastende Problematik professionelle Hilfe zu erhalten. Im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) geförderten Projekts können ab sofort Betroffene spezielle psychotherapeutische Hilfe erhalten.

    Falls Sie weitere Fragen haben, wenden Sie sich bitte an Dipl.-Psych. Birgit Nündel oder Dipl.-Psych. Veneta Türke unter Tel. 0351 463-36963 wenden. Ihre schriftlichen Anfragen richten Sie an: Klinische Psychologie und Psychotherapie, Arbeitsgruppe Generalisierte Angststörung, TU Dresden, Chemnitzer Str. 46a, 01062 Dresden oder schicken Sie eine E-Mail an: therapie.angst@psychologie.tu-dresden.de.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Psychologie
    regional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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