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10.10.2002 15:59

Sensationeller Insektenfund: Bremer Biologe entdeckt lebende "Fossilien" in Namibia

Kai Uwe Bohn Hochschulkommunikation und -marketing
Universität Bremen

    Jahrhundertereignis für die Zoologie: Eine neue, noch lebende Insektenordnung ist entdeckt worden - unter entscheidender Mitwirkung des Bremer Biologen Martin Wittneben. Dieser hat bei einer Expedition in das namibische Brandbergmassiv ein außergewöhnliches Insekt entdeckt und mitgebracht. Wie sich später herausstellte, gehört es einer bisher unbekannten Insektenordnung an.

    Jahrhundertereignis für die Zoologie: Eine neue, noch lebende Insektenordnung ist entdeckt worden - unter entscheidender Mitwirkung des Bremer Biologen Martin Wittneben. Dieser hat bei einer Expedition in das namibische Brandbergmassiv ein außergewöhnliches Insekt entdeckt und mitgebracht. Wie sich später herausstellte, gehört es einer bisher unbekannten Insektenordnung an. Es ist das erste Mal seit 1914, dass Insektenforscher ein neu gefundenes Insekt nicht in eine der 30 bestehenden Ordnungen der Klasse der Insecta eingliedern konnten.

    Die Geschichte um das neue Insekt ist spannend und erwickelt zugleich: Im Jahre 2001 entdeckte der Doktorand Oliver Zompro vom Max Planck Institut für Limnologie in Plön bislang unbekannte Insekten in 45 Millionen Jahre altem baltischen Bernstein. Er gab ihnen den Arbeitsnamen Gladiator, weil ihre Form an gepanzerte Kämpfer erinnert. Zompro suchte nach weiteren Exemplaren und fand in den Sammlungen der Londoner und Berliner Naturkundemuseeen zwei bauähnliche "Gladiatoren". Sie waren 1909 und 1950 in Namibia und Tanzania gefunden worden. Untersuchungen unter internationaler Beteiligung bestätigten, dass diese Tiere sich eindeutig von Vertretern bestehender Insektenordnungen unterschieden: Eine neue Ordnung war entdeckt, doch noch lebenden Tiere kannte bislang niemand.

    Im Sommer 2001 führte unternahm Biologe Martin Wittneben von der Universität Bremen auf dem Brandbergmassiv (2600m) in Namibia Forschungen zu seiner Diplomarbeit über die Vegetation dieses Inselgebirges inmitten der Namib Wüste durch, begleitet von seinem schweizer Kollegen Hansueli Dubach. Bei dieser Expedition fiel den Forschern ein außergewöhnliches Insekt in die Hände, das Wittneben mit nach Bremen brachte. Bei Untersuchungen an der Bremer Universität unter Mitwirkung des Biologen Dr. Hartmut Koehler stellte sich heraus: Das Tier gehört keiner bekannten Insektenordnung an. Es musste sich also um einen Fund von großer Bedeutung handeln. Es wurde dem Experten Eugène Marais vom Nationalen Museum in Windhoek zur Verfügung gestellt. Von hier wird seit 1998 ein Programm zur
    Erforschung der Biodiversität des Brandberges betrieben und koordiniert. Es war also naheliegend, die Beschreibung des Fundes mit dieser Stelle partnerschaftlich abzustimmen, zumal im Rahmen einer Studienreise Bremer Biologiestudentinnen und -studenten im Frühjahr 2001 die seit 1996 bestehende institutionelle Zusammenarbeit mit der Universität von Namibia (Windhoek) und dem Nationalen Museum belebt werden konnte.

    Zeitgleich mit den Bremer Kontakten fragten auch die Plöner Wissenschaftler beim namibischen Nationalen Museum an, ob Wissen über die Zompros Insekten-Fosslien existiere - das war der Fall, denn die Fossilien entsprachen im Äußeren dem "Bremer" Insekt. Dank Martin Wittnebens exakten Angaben zum Fundort seines Individuums konnte mit Hilfe des nationalen Museums in Windhoek eine internationale Expedition zum Brandberg organisiert werden, um nach einer eine lebende Population der Gladiatoren zu suchen. Die Experten wurden nicht enttäuscht, sie fanden ein größeres Vorkommen der lebenden Fossilien. Offensichtlich ist es den kleinen, zweieinhalb Zentimeter großen Räubern gelungen, zwischen den Felsen der zerklüfteten Gebirgssavanne des Brandbergmassivs in der Namib Wüste mindestens 45 Millionen Jahre lang zu überleben.

    Der Nachweis der lebenden Gladiatoren hat unter Zoologen weltweit für Furore gesorgt: Eine neue Insektenordnung ist für die Zoologie ein Jahrhundertereignis. Auch wenn die weitere Erforschung und Beschreibung dieser Tiergruppe nun in den Händen von Spezialisten liegt und nicht in Bremen stattfindet, so haben doch aufmerksame Naturforscher der Bremer Universität in Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern in Namibia einen wesentlichen Beitrag leisten können: Die Entdeckung einer vitalen Population der mittlerweile als Mantophasmatodea bezeichneten neuen
    Insekten-Ordnung.

    Weitere Informationen:
    Universität Bremen
    Studiengang Biologie
    Dr. habil. Hartmut Koehler
    Tel. 0421 218 4179
    eMail: a13r@uni-bremen.de

    Bildmaterial kann in der Pressestelle der Universität Bremen bei Eberhard Scholz (mailto:eschol@uni-bremen.de) angefordert werden.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Informationstechnik
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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