Wissenschaftler der Universität Jena geben „Wörterbuch der Würde“ heraus
„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Mit diesen Worten beginnt der Artikel 1 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland. Damit stellt die Würde den obersten Verfassungsgrundsatz dar und ist zentrales Gebot für staatliches, aber auch gesellschaftliches Handeln. „Die Würde ist Programm“, sagt Dr. Oliver Lembcke von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. „Und doch gibt es keine eindeutige Definition von Würde und daher auch keine feste Anleitung für menschenwürdiges Miteinander“, weist der Mitarbeiter am Institut für Politikwissenschaft auf eine Problemlage hin, zu der jetzt ein neues Buch einige Antworten gibt.
Mit den verschiedenen Aspekten und Dimensionen von Würde beschäftigt sich das „Wörterbuch der Würde“, das Lembcke gemeinsam mit dem Jenaer Rechtswissenschaftler Prof. em. Dr. Rolf Gröschner und der Bochumer Philosophin Prof. Dr. Antje Kapust herausgegeben hat. In dem kürzlich im Wilhelm Fink Verlag erschienenen Band sind über 200 Beiträge versammelt, die Antworten und Hinweise geben auf die Fragen „Was ist Würde und wie wird der Begriff verwendet?“. „Mit dem Buch möchten wir das babylonische Sprachengewirr kartieren und damit einen der zentralen Begriffe der Gegenwart verständlich machen“, erklärt Oliver Lembcke, der derzeit als Vertretungsprofessor für Politische Theorie an der Universität Leipzig tätig ist.
Die Autoren der einzelnen Textbeiträge stammen aus unterschiedlichen Fachgebieten, etwa der Philosophie, Theologie, Medizin sowie den Rechts- und Sozialwissenschaften. In den ersten beiden Abschnitten des Buches stehen ideengeschichtliche Entwicklungen und Theorien von der Antike bis ins 21. Jahrhundert im Mittelpunkt. So wird umfassend erläutert, was Philosophen wie Aristoteles, Thomas Hobbes, Immanuel Kant und Jürgen Habermas unter Würde verstehen und ob das Konzept von Würde theoriefähig ist. Darüber hinaus erörtert die neue Publikation Leitbegriffe, die in den Diskursen um die Würde immer wieder auftauchen, z. B. Anerkennung, Respekt oder auch Diskriminierung und Strafe. Im letzten Kapitel geht es um die praktische Bedeutung der Würde für die Menschen und um aktuelle Problemfelder. So behandeln die einzelnen Beiträge beispielsweise die öffentliche Diskussion um menschenwürdige Pflege und menschenwürdiges Sterben, die Problematik von Flüchtlingen und Asylsuchenden, juristische Fragen zu Grund- und Menschenrechten sowie die Würde von Pflanzen und Tieren etwa in Hinblick auf Massentierhaltung.
Entsprechend dem interdisziplinären Gedanken der Publikation ist die Stichwortliste umfangreich, aber keineswegs fix, betont Oliver Lembcke. So sei Würde früher vielfach mit einer hohen Position innerhalb der hierarchischen Rangfolge verbunden gewesen. Dass das Recht auf Wasser auch gleichzeitig eine Frage der Menschenwürde ist, setzte sich hingegen erst in den letzten Jahren durch. „Das semantische Feld der Würde“, sagt Lembcke, „hat sich im Laufe der Geschichte verändert und wird sich auch weiterhin verändern.“ Gerade von dieser Unbestimmtheit lebe der Begriff und damit auch das „Wörterbuch der Würde“ – einem, so Lembcke, „Nachschlagewerk mit vorläufigem Charakter.“
Bibliographische Angaben:
Rolf Gröschner, Antje Kapust, Oliver W. Lembcke (Hg.): Wörterbuch der Würde, Wilhelm Fink Verlag, München 2013, 402 Seiten, 19,90 Euro, ISBN: 978-3-8252-8517-8 (UTB-Band-Nr. 8517)
Kontakt:
Dr. Oliver Lembcke
Institut für Politikwissenschaft der Universität Jena
Carl-Zeiß-Straße 3, 07743 Jena
E-Mail: oliver.lembcke[at]uni-jena.de
Das Cover der Publikation.
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Politik, Recht
überregional
Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
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