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15.10.2002 09:51

Senegalesische Ex-Ministerin Khadidjatou Fall zu Gast bei den Germanisten der Universität Hannover

Dr. Christian Jung Stabsreferat Kommunikation
VolkswagenStiftung

    Unterstützt von der VolkswagenStiftung, beschäftigt sich die afrikanische Germanistin ein Semester lang mit interkultureller Kommunikation

    Zum fünften Mal lehrt und forscht - auf Einladung des hannoverschen Germanisten Professor Dr. Leo Kreutzer - ein afrikanischer Gast ein Semester lang an der Universität Hannover im Rahmen der "Georg Forster-Professur", dabei zum ersten Mal eine Wissenschaftlerin. Die Germanistin und ehemalige Ministerin für Raumordnung und Dezentralisierung ihres Landes Professorin Dr. Khadidjatou Fall von der Universität Dakar, Senegal, wird hier in einer Vorlesungs- und Kolloquiumsreihe das Thema "Interkulturelle Kommunikation und literarische Übersetzung" anbieten. In ihrer Antrittsvorlesung beschäftigt sie sich in mit "Georg Forsters Wahrnehmung der Südsee-Insulanerinnen in seiner Reise um die Welt".

    Die Antrittsvorlesung findet statt am Dienstag, dem 22. Oktober 2002, um 16.15 Uhr im Hörsaal 003 des Uni-Hochhauses Königsworther Platz (weitere Informationen siehe unten). Interessierte Journalistinnen und Journalisten sind herzlich dazu eingeladen. Gern vermitteln wir Ihnen auf Wunsch ein Gespräch mit Professorin Dr. Khadidjatou Fall. Die "Georg Forster-Professur für Interkulturelle Literaturwissenschaft" wurde zum Wintersemester 2000/01 am Seminar für deutsche Literatur und Sprache der Universität Hannover eingerichtet. Die VolkswagenStiftung unterstützt die Aufenthalte der insgesamt sechs Germanisten aus Schwarzafrika, verteilt über drei Jahre, mit insgesamt 67.000 Euro.

    Sinn und Zweck der Georg Forster-Professur ist es, dass Forscher wie Studierende vor dem Hintergrund gemeinsamen Wissens, eben der Germanistik, ihnen bekannte Inhalte neu entdecken, eine neue Zugehens- und Betrachtungsweise entwickeln. Dabei bringen die afrikanischen Gastprofessoren in die Ausbildung der hannoverschen Germanisten vor allem ihre interkulturelle Wahrnehmung deutscher Literatur ein. "Ziel ist es, dass die Beteiligten auf deutscher Seite von den Wissenskonzepten der afrikanischen Dozenten, die zudem noch aus verschiedenen Regionen und Gesellschaften stammen, profitieren", betont Dr. Wilhelm Krull, Generalsekretär der VolkswagenStiftung.

    Initiator Professor Dr. Leo Kreutzer vom Seminar für Deutsche Literatur und Sprache der Universität Hannover hat Forster als Namensgeber mit Bedacht gewählt: "Georg Forster als deutscher Schriftsteller, Gelehrter und Weltumsegler des 18. Jahrhunderts steht selbst für einen umfassenden interkulturellen Austausch. Seine Welterfahrung symbolisiert die Welterfahrung unserer afrikanischen Kolleginnen und Kollegen."
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    Kontakt Projekt: Professor Dr. Leo Kreutzer, Seminar für Deutsche Literatur und Sprache, Universität Hannover, Tel.: 0511/762 - 2985, E-Mail: leo.kreutzer@surfeu.de;
    Professor Dr. Khadidjatou Fall (englischsprachig), Tel.: 0511/762 - 19938
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    Beachten Sie bitte die folgenden Informationen zum Aufenthalt von Professorin Dr. Khadidjatou Fall:

    ZUR PERSON: Dr. Khadidjatou Fall

    Khadidjatou Fall wurde 1948 in Dakar (Senegal) geboren. Nach dem Abitur am Lycée Lamine Gueye in Dakar studierte sie Literaturwissenschaft und Geschichte an der Universität Toulouse und schloss 1973 mit dem Lizentiat ab; 1979 folgte der Magister im Studienfach Deutsch an der Universität Cheikh Anta Diop in Dakar. Nach sechsjähriger Lehrtätigkeit am Lycée Van Vollenhoven in Dakar setzte sie ihr Studium an der Universität Strasbourg II fort; dort beendete sie 1983 ihre Dissertation über das Bild der Frau in deutschen Romanen der 1970er Jahre. Ab 1984 arbeitete sie als Dozentin an der Deutsch-Abteilung der Universität Dakar. Von 1992 bis 1994 hielt sich Khadidjatou Fall als Stipendiatin der Alexander von Humboldt-Stiftung an der Universität Hannover auf, wurde dort 1994 habilitiert mit einer übersetzungswissenschaftlichen Studie über Probleme einer literarischen Kommunikation zwischen Schwarz-Afrika und dem deutschen Sprachraum. 1996 bis 2000 leitete sie die Deutsch-Abteilung der Universität Dakar. Von April 2000 bis zum Bruch der Regierungskoalition im März 2001 war Fall Ministerin für Raumordnung und Dezentralisierung ihres Landes. Seither ist sie erneut als Professorin an der Deutsch-Abteilung der Universität Dakar tätig. Zu ihrem schriftstellerischen Werk gehören Gedichte und zwei Romane.

    ANTRITTSVORLESUNG

    Georg Forsters Wahrnehmung der Südsee-Insulanerinnen in seiner
    "Reise um die Welt"
    Dienstag, 22. Oktober, 16.15 Uhr
    Königsworther Platz (Hochhaus), Hörsaal 003 (Erdgeschoss)

    Georg Forster trat seine erste große Weltreise im Jahr 1772 an, als Begleiter seines Vaters im wissenschaftlichen Team von James Cook. Zu dieser Zeit hatte er bereits den Bericht von Louis-Antoine de Bougainville über dessen Entdeckungsreise in die Südsee (1766 - 69) ins Englische übersetzt. Forster war mithin bestens vertraut mit der Art und Weise, wie der französische Weltumsegler die Insel Tahiti als "Neues Cythera" gefeiert hatte, sozusagen als polynesische Kolonie der Liebesgöttin Venus.

    Wie nahm nun Georg Forster, bei Antritt der Reise achtzehn Jahre alt, in seinem umfangreichen Bericht über die zweite Weltumseglung James Cooks die Südsee-Insulanerinnen wahr? Wie hat er Kontakte zwischen den europäischen Expeditionsteilnehmern und den polynesischen und melanesischen Frauen dargestellt und bewertet? Dieser Frage geht die senegalesische Schriftstellerin und Germanistin Khadidjatou Fall in ihrer Antrittsvorlesung nach; damit beginnt sie die Lehrtätigkeit als Gastprofessorin der Universität Hannover. Fall knüpft damit an die Antrittsvorlesungen an, die ihre Kollegen aus Kamerun und der Elfenbeinküste seit dem Wintersemester 2000/01 im Rahmen der "Georg Forster-Professur" über interkulturelle Aspekte in Leben und Werk Forsters gehalten haben.

    VORLESUNG
    (mit Kolloquium)

    Interkulturelle Kommunikation und literarische Übersetzung
    Mittwochs 11 bis 13 Uhr, Raum 415, Beginn: 23. Oktober

    Im übersetzungswissenschaftlichen Diskurs stellt sich seit den 1990er Jahren mit immer mehr Nachdruck die Frage, wie Schwierigkeiten bei der Übersetzung literarischer Texte aus einer Sprache in eine andere dann "neu" zu bewerten sind, wenn man es darüber hinaus mit Übersetzungen aus einer Kultur in eine andere zu tun hat. Diese Frage scheint jedenfalls dort bedacht werden zu müssen, wo es sich um Übersetzungen von literarischen Texten aus sehr fremden Kulturen, aus einem völlig anderen Kulturkreis handelt.
    Die Übersetzungswissenschaft, weitgehend als Reflexion einer auf gemeinsamen kulturellen Grundlagen beruhenden innereuropäischen beziehungsweise "westlichen" Kommunikation entstanden, gerät mit ihren Fragestellungen, Untersuchungsmethoden und Lösungsmodellen in dem Maße an eine Grenze, wie sich Kulturen mit ganz anderen materiellen Gegebenheiten und geistigen Grundlagen literarisch zu Wort melden und für eine Erweiterung der Übersetzungspraxis sorgen.

    Vor dem Hintergrund des herkömmlich auf die Überwindung sprachlicher Barrieren beschränkten übersetzungswissenschaftlichen Diskurses wird Professorin Khadidjatou Fall in ihrer Vorlesung in neue, interkulturelle Aspekte der literarischen Übersetzung einführen: am Beispiel vor allem von Problemen, die sich ergeben im Zuge einer - wie die Verleihung des diesjährigen Friedenspreises des deutschen Buchhandels an den nigerianischen Schriftsteller Chinua Achebe zeigt - lebhafter werdenden literarischen Kommunikation zwischen Schwarz-Afrika und dem deutschen Sprachraum. In einem an die Vorlesung anschließenden Kolloquium werden die vorgetragenen Sachverhalte, Thesen und Analysen zur Diskussion gestellt.
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    Kontakt Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der VolkswagenStiftung: Dr. Christian Jung, Tel.: 0511/8381-380, E-Mail: jung@volkswagenstiftung.de
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    Kontakt Förderinitiative VolkswagenStiftung: Dr. Antje Gunsenheimer, Tel.: 0511/8381-276, E-Mail: gunsenheimer@volkswagenstiftung.de


    Weitere Informationen:

    http://www.volkswagenstiftung.de/presse-news/presse02/15102002.htm


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Politik, Recht, Religion, Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsprojekte, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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