OECD-Workshop in Jena analysiert Wege der Stadtentwicklung
Die lernende Stadt - Beispiel Jena
Jena (25.06.98) Der Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft sowie von traditionellen zu hochtechnologischen Produktionsformen setzt sich inzwischen in allen führenden Wirtschaftsnationen weltweit durch. Doch die Wege dorthin sind vielfältig, und nicht alle führen zum erwünschten Ziel. Wie diese Veränderung verlaufen kann und wie sie am besten gestaltet werden sollte, das beraten heute und morgen an der Friedrich-Schiller-Universität Jena rund 70 Experten aus zwölf Ländern. Auf Vermittlung des Thüringer Wissenschaftsministeriums veranstaltet die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent-wicklung (OECD) das einzige in Deutschland stattfindende Seminar zum Thema "Ökonomischer und kultureller Wandel in Richtung auf eine lernende Stadt" in Jena.
"In gewisser Weise hat Jena Vorbildcharakter", beschreibt Sozialpädagogikprofessor Rainer Treptow die Auswahl des deutschen Ortes. Der Aufbau der Friedrich-Schiller-Universität, die Entwicklung der Schulen, die Sanierung der Industrie, die Beziehung von Stadt und Region sowie von Hochschulen und außeruniversitären Instituten etwa im BioRegio-Projekt seien gelungene Beispiele einer Transformation, sagt der Jenaer Organisator des Treffens. Er ist sich andererseits auch der Probleme bewußt. "Veränderungen haben auf jeden Fall nicht-intendierte Folgen", weiß der Erziehungswissenschaftler. Arbeitslosigkeit, veraltetes Wissen, die geforderte Mobilität belastet Familienbindungen, demographische und soziale Probleme führen zu Orientierungsverlusten, und das nicht nur bei Jugendlichen, nennt er einige Beispiele. "Die neue Welt stellt ungeheure Anforderungen an die Menschen", sagt Treptow.
Hier wollen die Experten beim internationalen Seminar in Jena mit ihrer Analyse ansetzen. Stadt und Region werden zusammen als eine lernende Organisation betrachtet, "die Stadt bildet eine räumliche Einheit aus verschiedenen Gruppen", erläutert Treptow. Um hier den Wandel erfolgreich zu bewältigen, spielen Lernen und Wissen unbestritten die wichtigste Rolle. Die neuen wissensabhängigen und lernenden Ökonomien basieren auf den Fähigkeiten jedes einzelnen, und nicht mehr nur der Führungskräfte. "Das neue Lernen heißt, partnerschaftliche Umgangsformen zu suchen", führt Treptow aus. Im Unternehmen sollte daher die komplette Lebenswelt des Arbeitnehmers berücksichtigt werden, nicht nur seine Arbeitskraft. Andererseits muß "das Lernen des Lernens" vom Individuum ebenso bewältigt werden wie von den unterschiedlichen Gruppen. "Dafür existieren zwar noch einige eindeutige Regeln", erklärt der Sozialpädagoge, "aber insgesamt besteht eine große Offenheit bei der Gestaltung des Möglichen". Beispiele für gelungene Lernprozesse werden in Jena von zahlreichen Wissenschaftlern aus aller Welt ebenso präsentiert wie vom Jenaer Oberbürgermeister und dem Jenoptik-Vorsitzenden Lothar Späth.
Ziel der europaweiten fünf OECD-Seminare ist es, ein Indikatorenmodell zu entwickeln, das mit verschiedenen räumlichen und zeitlichen Faktoren die Transformationsprozesse kennzeichnet. Prof. Treptow erwartet von dem internationalen Meeting in Jena zwar keine schnellen, konkreten Handlungsempfehlungen, positive Wirkungen werde es dennoch aus den Fallanalysen und den vielfältigen Anregungen aus anderen Orten geben. Außerdem würde die OECD bei Interesse sicherlich ihre Beratung anbieten und auch wichtige Kontakte vermitteln. Alles in allem wird die hochkarätige Tagung an der Jenaer Universität auf jeden Fall ein Gewinn für die Universität, die Stadt und die Region sein, ist sich Treptow sicher.
Kontakt:
Prof. Dr. Rainer Treptow
Institut für Erziehungswissenschaften der Universität Jena
Otto-Schott-Str. 41
D - 07745 Jena
Tel.: 03641/945370
Fax: 03641/945342
e-mail: ert@rz.uni-jena.de
Friedrich-Schiller-Universität
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Axel Burchardt M. A.
Fürstengraben 1
07743 Jena
Tel.: 03641/931041
Fax: 03641/931042
e-mail: hab@sokrates.verwaltung.uni-jena.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Wirtschaft
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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