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19.10.2002 19:43

Greifswalder Gipsköpfe und ein Glied: Abgüsse und Rekonstruktionen zum ersten Mal öffentlich gezeigt

Dr. Edmund von Pechmann Hochschulkommunikation
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

    "Gips in Gryps" hat in Greifswald Tradition. Sie lebt in einer gleichgenannten Ausstellung in der neuen Uni-Bibliothek in der Jahnstr. 14a wieder auf (30. 10. - 23. 11. 2002). Seit Mitte des 19. Jahrhunderts gibt es an der Greifswalder Universität eine "Akademische Kunstsammlung", zunächst in der Aula, dann im Erdgeschoß der Universität. Anfang des 20. Jahrhunderts umfaßte sie knapp 400 Gipsabgüsse nach antiken Originalen, darunter fast alle bekannten Meisterwerke der antiken Skulptur. 1945 wurde diese Sammlung ausgelagert, ein Jahr später zum Teil an die Universität zurückgebracht. Dann wurden die empfindlichen Abgüsse leider so unsachgemäß verwahrt, daß sie unansehnlich wurden und in den 1960er Jahren vernichtet werden mußten. Eine Ende des 19. Jharhunderts zusammengetragene Sammlung antiker Originale hat dagegen ohne Verluste überlebt. Bei der Neugründung des Instituts für Altertumswissenschaften 1994 entstand der Plan, eine den Anforderungen des Instituts gemäße Gipsabgußsammlung wiederaufzubauen. Erfreulicherweise hat der Ernst von Siemens Kunstfonds den finanziellen Grundstock geschaffen (90000 DM).

    Da es unmöglich schien, den ganzen Bereich der antiken Skulptur abzudekken, wurden zwei Sammlungsschwerpunkte ausgewählt - der eine vom Beginn der griechischen Skulptur im späten 7. Jahrhundert v. Chr. bis in die Hochklassik in der Mitte des 5. vorchristlichen Jahrhunderts, einem der Höhepunkte antiken Kunstschaffens, der andere "antikes Portrait", das gewöhnlich nur in Kopf- bzw. Hermenform überliefert ist, von den Anfängen bis an's Ende der römischen Kaiserzeit. Mittlerweile sind 70 Gipsabgüsse erworben, darunter 16 Statuen und sieben Reliefs

    "Gips in Gryps - Abgüsse und Rekonstruktionen" entstand als Ausstellung zum antiken Menschenbild, d. h. der Darstellung des Menschen, zusammen mit Studenten. Chronologisch erläutert sie Aufstellungsort der Originale, ihren Kontext, die beabsichtigte Aussage, ihre Interpretation. Den noch wenig individualisierten Denkmälern der archaischen Epoche folgen die Idealplastiken klassischer Zeit, Ehrenstatuen, besonders Dichter und Denker, und politische Denkmäler der Griechen. Die Portraits der späten Republik und der römischen Kaiserzeit bilden unser Ende.

    Spätarchaische Marmor-Skulpturen, die besonders an den Köpfen nur grob bearbeitet sind, sind laut Archäologieprof. Thomas Schäfer einst Bronzehelm- oder Perücken-geschmückt: "Helme und schön gelocktes Haar waren repräsentatives Attribut des archaischen Adligen." Selbst Schamhaar und im Einzelfall ein männliches Glied waren aus Bronze. Restaurator Klaus von Woyski paßte jetzt einem Kopf, einem Kriegerrelief, einer Statue dank Landeskulturförderung einst in Bronze hergestellte Teile an - in Kunststoff, Perücke, Bart, Helme, Schamhaar, Glied. Wir zeigen also mehr als nur Greifswalder Gipsköpfe.

    Die Presse bitten wir zu einer Vorbesichtigung der Teile und des Ganzen am 29. Oktober 2002 um 12 Uhr in den Ausstellungsraum der Bibliothek.


    Bilder

    Frisch geschmückter archaischer Kopf und Livia, Frau des Augustus (Photo Edmund v. Pechmann)
    Frisch geschmückter archaischer Kopf und Livia, Frau des Augustus (Photo Edmund v. Pechmann)

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Bauwesen / Architektur, Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kunst / Design, Musik / Theater, Psychologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Frisch geschmückter archaischer Kopf und Livia, Frau des Augustus (Photo Edmund v. Pechmann)


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