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21.10.2002 12:12

Alternative Krebsmedizin, Sexualität und Stammzellen

Dr. Annette Tuffs Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Heidelberg

    Beim Patiententag des Tumorzentrums Heidelberg-Mannheim wurden eine Fülle wichtiger Themen diskutiert

    "Leben mit Krebs" lautete das Motto des Patiententages, den das Tumorzentrum Heidelberg-Mannheim am Samstag, dem 19. Oktober veranstaltete. Die Wahl dieses Mottos erläuterte Prof. Dr. Dr. Michael Wannenmacher, Vorsitzender des Lenkungsausschusses des Tumorzentrums, in seiner Eröffnungsrede: "Ziel der Krebsmedizin sollte nicht ausschließlich die Verbesserung der absoluten Heilungschancen sein, sondern auch eine bessere Lebensqualität für Krebskranke."

    Bei vielen krebskranken Menschen wird diese erheblich durch die sogenannte "Fatigue" eingeschränkt, wie Prof. Dr. Reinhold Schwarz, Institut für Arbeits- und Sozialmedizin der Universität Leipzig, berichtete. Fatigue bedeutet Müdigkeit und bezeichnet die Erschöpfung und Antriebslosigkeit, unter der viele Krebspatienten leiden. Sie haben kaum Kraft, ihre Krankheit und ihren Alltag zu bewältigen. Fatigue tritt noch lange nach akuten Behandlungsphasen auf und ist bislang wenig erforscht. Schwarz appellierte sowohl an Patienten als auch an Ärzte, die Erschöpfungserscheinungen zu thematisieren, um mit Beratung, Gesprächen zur Problembewältigung und gezielten Bewegungstherapien der Müdigkeit entgegenwirken zu können.

    Sexualität durch verändertes Körpergefühl und Scham beeinträchtigt

    Auch die Sexualität von Krebspatienten wird durch die Krankheit oftmals stark beeinflusst. Viele Patienten wünschen sich zwar körperliche Nähe, doch ein verändertes Körpergefühl oder gar massive operative Eingriffe, wie eine amputierte Brust oder ein künstlicher Darmausgang, können Unbehagen und Unsicherheit zur Folge haben. Sowohl Patienten als auch ihre Partner und behandelnde Ärzte sollten lernen, ihre Scham zu überwinden und offen über Bedürfnisse und Probleme zu reden, erklärte Dipl. Psych. Stefan Zettl, Psychotherapeut aus Heidelberg. Er wies auf die Möglichkeit hin, sich an Einrichtungen wie den telefonischen Krebsinformationsdienst KID oder Pro-Familia zu wenden, wo Patienten und ihre Angehörige sich anonym und fachkundig beraten lassen können.

    Neben der Verbesserung der Lebensqualität war auch der aktuelle Stand der Krebsmedizin wichtiges Thema. Eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion bewertete und diskutierte neue Diagnostik- und Therapieverfahren, unter anderem den Stellenwert diagnostischer Verfahren beim Prostatakrebs. In einem mitreißenden Vortrag erläuterte Prof. Dr. Anthony Ho, Ärztlicher Direktor an der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg, weshalb er große Hoffnungen in die Entwicklungen der Stammzellforschung setzt. Nicht die embryonalen Stammzellen, sondern adulte Blutstammzellen eröffneten einzigartige Perspektiven für die Behandlung bestimmter Krebsarten. Tierversuche haben gezeigt, dass die Zellen in der Lage sind, sich in Herz- oder Leberzellen zu verwandeln und am Wiederaufbau dieser Organe mitzuwirken.

    Alternative Therapien: Über Wirkung und Nebenwirkungen informieren!

    Impfung gegen Krebs - was wie ein Wunschtraum klingt, könnte bei einigen Krebserkrankungen zur Wirklichkeit werden, erklärte Prof. Dr. Magnus von Knebel-Doeberitz, Pathologisches Institut des Universitätsklinikums Heidelberg. So kennt man veränderte Proteine, die für Tumorzellen bei der familiär vererbten Form von Dickdarmkrebs charakteristisch sind. Bestimmte Bausteine dieser Proteine, sogenannte Peptide, können möglicherweise Risikopatienten als Impfstoff verabreicht werden. Das Immunsystem wird dadurch in der Erkennung von Krebszellen geschult und kann veränderte Zellen vernichten, bevor es zur Tumorbildung kommt.

    Auch die umstrittenen alternativen Therapien wurden beim Patiententag angesprochen. Dr. Birgit Hiller vom Krebsinformationsdienst KID hatte die häufigsten Fragen gesammelt, die zu diesem Thema gestellt werden. Stellvertretend für die Patienten wandte sich Hiller mit diesen Fragen an Prof. Dr. Peter Drings, Generalsekretär der Deutschen Krebsgesellschaft und Ärztlichen Direktor der Thoraxklinik Heidelberg. Drings riet den Patienten, sich genau über Wirkung und Nebenwirkung von alternativen Therapien zu informieren. Denn auch sanft geltende Methoden wie die Misteltherapie können bei manchen Krebsarten zu unerwünschten Reaktionen und sogar zu verstärktem Tumorwachstum führen. Drings und Hiller bestärkten die Krebspatienten darin, sich aktiv zu informieren, und Meinungen von verschiedenen Ärzten einzuholen. "Krebspatienten sollten lernen, vom "Behandelten" wieder zum "Handelnden" zu werden".

    Der Krebsinformationsdienst ist Montag bis Freitag von 8.00 bis 20.00 Uhr unter der Telefonnummer 06221 / 41 01 21 zu erreichen.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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