idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
23.10.2002 08:52

Auf die richtige Haltung kommt es an - Simulationen für gesundes Arbeiten

Dr. Frank Stäudner Kommunikation
Leibniz-Gemeinschaft

    Dortmunder Ergonomie-Forscher entwickeln und testen Arbeitssysteme mit Hilfe von Virtual-Reality-Systemen

    Datenhandschuhe, 3-D-Brillen und Bodyscanner: Die Rede ist nicht etwa vom Equipment eines Science-fiction-Kinohelden, sondern vom täglichen Handwerkszeug der Ergonomie-Wissenschaftler im Institut für Arbeitsphysiologie an der Universität Dortmund (IfADo). Im Forschungsbereich "Virtuelle Realität" (VR) des Instituts werden Situationen aus dem realen Arbeitsalltag simuliert.

    "Wir betreiben eine anwendungsorientierte Grundlagenforschung zur Sicherung und Förderung der Arbeits- und Leistungsfähigkeit des Menschen", erläutert Ergonomie-Forscher Dietmar Gude vom IfADo. "Einen Schwerpunkt bilden Untersuchungen zum Einsatz von VR-Systemen bei der Entwicklung menschengerechter Arbeitssysteme."

    Von biomechanischen Modellen und "intelligenten" Betten

    Wie wichtig die Überprüfung und qualitative Bewertung von Arbeitssystemen und -techniken ist, wird am Beispiel der Alten- und Krankenpflege deutlich: Häufig wird der Pfleger selbst zum Patienten, weil seine Wirbelsäule regelmäßig enormen mechanischen Belastungen ausgesetzt ist. Denn das Aufrichten, Drehen und Betten der Patienten erfolgt nicht nur mit hohem Kraftaufwand. Ungünstige Körperhaltungen wie gleichzeitige Dreh- und Beugebewegungen kommen hinzu und können Fehl- und Überbelastungen von Muskel- und Knochenapparat verursachen - mit entsprechend schmerzhaften Folgen. Am Dortmunder IfADo werden gängige Pflegetechniken unter die Lupe genommen. Dazu stellen die Forscher biomechanische Berechnungen an: Mit Hilfe eines elektronischen Abbilds des Menschen können die Wissenschaftler messen, wie sich bestimmte Bewegungen auf die Wirbelsäule der Pflegeperson auswirken. Für diese Berechnungen benötigen sie jedoch genaue Angaben über die Kräfte, die auf Knochen, Sehnen und Muskeln einwirken. Hierzu wird die reale Pflegesituation "digitalisiert": Die Körperhaltung des Pflegenden wird mit Hilfe eines Infrarot-Erfassungssystems aus verschiedenen Perspektiven erfasst und in digitale Daten umgewandelt. Doch wie misst man die Belastung, die auf den Körper des Pflegers einwirkt, wenn er einen Patienten aufrichtet oder dreht? Bislang war es kaum möglich, hierzu zuverlässige Daten zu ermitteln. Die IfADo-Forscher haben eine Lösung gefunden: das "intelligente" Bett. Alle Gewichtsveränderungen des darin liegenden Patienten, die Pfleger oder Pflegerin verursachen, werden von diesem "Mess-Bett" registriert und in digitale Informationen umgewandelt. Zusätzliche Daten erhalten die Forscher von Kraftmessplattformen unter den Füßen der Pflegeperson. Alle Daten fließen dann in das vom Institut neu entwickelte biomechanische Modell, den so genannten "Dortmunder". Auf diese Weise kann die Höhe der Wirbelsäulenbelastung des Pflegepersonals genau bestimmt werden.

    Kosten sparen durch virtuelle Testsituationen

    Testsituationen virtuell nachzustellen ist nicht selten mit enormen Kosteneinsparungen verbunden. Auch in der Wirtschaft wird daher immer öfter auf VR-Systeme zurückgegriffen, denn die teure Herstellung von "realen" Prototypen kann dann entfallen. Stattdessen kommen dreidimensionale digitale Produktmodelle zum Einsatz. "Ein solches virtuelles Prototyping erlaubt realitätsnahe Tests und Vergleiche in einer sehr frühen Phase der Produktentwicklung", erklärt der Arbeitsphysiologe Gude. Erst kürzlich war Hans-Olaf Henkel, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, zu Gast im IfADo und nutzte die Gelegenheit für eine Fahrt im digitalen Prototyp eines Müllwagens, der im IfADo auf ergonomische Gestaltungsmängel untersucht wird. Bei einer solchen Analyse achten die Wissenschaftler vor allem auf eine gesunde Körperhaltung des Fahrers, auf eine visuell und akustisch uneingeschränkte Wahrnehmung und auf die problemlose Bedienbarkeit aller Elemente in der Fahrerkabine.

    Insbesondere für Berufsgenossenschaften und Krankenkassen sind die Erkenntnisse der Dortmunder Forschungseinrichtung von großem Interesse. Weitere Informationen unter www.ifado.de und www.ergonetz.de.

    Kontakt und honorarfreie Fotos:
    Institut für Arbeitsphysiologie, Dortmund (IfADo)
    Birgit Seidel-Fabian (Pressekontakt)
    Tel.: 02 31/10 84-444
    Fax: 02 31/10 84-308
    pressereferat@ifado.de

    Dr. Dietmar Gude (fachlicher Kontakt virtuelle Realität)
    Tel.: 02 31/10 84-303
    Fax: 02 31/10 84-402
    gude@ifado.de

    PD Dr. Matthias Jäger (fachlicher Kontakt Alten- und Krankenpflege)
    Tel.: 02 31/10 84-267
    Fax: 02 31/10 84-308
    mjaeger@ifado.de

    Leibniz-Gemeinschaft
    Das IfADo gehört zu den 79 außeruniversitären Forschungsinstituten und Serviceeinrichtungen für die Forschung der Leibniz-Gemeinschaft. Das Spektrum der Leibniz-Institute ist breit und reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Sozial- und Raumwissenschaften bis hin zu den Geisteswissenschaften und Museen mit angeschlossener Forschungsabteilung. Die Institute beschäftigen rund 12.000 Mitarbeiter und haben einen Gesamtetat von 820 Millionen Euro. Sie arbeiten nachfrageorientiert und interdisziplinär und sind von überregionaler Bedeutung. Da sie Vorhaben im gesamtstaatlichen Interesse betreiben, werden sie von Bund und Ländern gemeinsam gefördert. Näheres unter: http://www.wgl.de.

    Kontakt:
    Dr. Frank Stäudner
    Tel.: 0 30/20 60 49 42
    Fax: 0 30/20 60 49 55
    E-Mail: staudner@wgl.de

    Leibniz-Geschäftsstelle, Eduard-Pflüger-Straße 55, 53113 Bonn; PF 12 01 69, 53043 Bonn, Tel.: 02 28/3 08 15-0, FAX: 02 28/3 08 15-2 55, E-Mail: wgl@wgl.de


    Weitere Informationen:

    http://www.ifado.de
    http://www.ergonetz.de
    http://www.wgl.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).