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23.10.2002 00:00

Junge Gründungspioniere in Deutschland: Hasardeure oder strategische Weichensteller?

Dr. Klaus H. Grabowski Pressearbeit, interne Kommunikation und Social Media
Universität Hohenheim

    UNIVERSITÄT HOHENHEIM

    PRESSE UND FORSCHUNGSINFORMATION

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    Universität Hohenheim (903), D-70593 Stuttgart

    23. Oktober 2002
    khg/s

    PRESSEMITTEILUNG

    Junge Gründungspioniere in Deutschland:
    Hasardeure oder strategische Weichensteller?

    Studie zum Selbstverständnis einer neuen Wirtschaftselite


    Gründungsunternehmer in den neuen High-Tech Branchen - das steht in der Öffentlichkeit für jung, dynamisch und erfolglos. Das Bild der Pioniere in der neuen Ökonomie ist schlecht. Doch die öffentliche Abstrafung trennt nicht die Spreu vom Weizen. Nahezu ungewürdigt ist das Verdienst, die Wirtschaft durch unzählige Initiativen und Innovationen neu belebt zu haben. Das glauben zumindest zwei Drittel aller Gründungsunternehmer. Aber wer sind die jungen Pioniere? Wie ist ihr Selbstverständnis, welche Ziele verfolgen sie? Mit welchen Leitideen bewältigen sie die immer neuen Herausforderungen?

    Antworten liefert die erste repräsentative Studie zum Selbstbild der jungen Gründungspioniere in Deutschland, die das Fachgebiet Soziologie im Institut für Sozialwissenschaften der Universität Hohenheim unter Federführung von Professor Dr. Eugen Buß im Auftrag der Düsseldorfer Identity º Foundation durchgeführt hat. Erstmalig wurde untersucht, wer die Manager der New Economy sind, wo sie ihre persönlichen Schwächen und Stärken sehen, was sie bewegt und was sie "ticken" lässt. Dabei wurden Vorstände und Gründer innovativer Start-ups befragt, die die Spitzenpositionen in den Zukunftsindustrien Biotechnologie, Medien und Internet besetzen.

    Die Wissenschaftler haben dreißig etwa zweistündige Gesprächsprotokolle ausgewertet, die sie jetzt als Berichtsband veröffentlicht haben. Die thematische Breite der Untersuchung gibt einen bislang einzigartigen Überblick über die Facetten der Persönlichkeitsbildung und über die Selbstwahrnehmung einer neuen Gründergeneration. Die Ergebnisse der Studie belegen Tendenzen und Einschätzungen der Manager zu Themen wie Verant-wortung, Glaube und Religion, zum ehrenamtlichen Engagement, zu Erfolgsquellen und Arbeitsmotivation und zu Erziehungszielen und Werthaltungen. Die Befragten nehmen kritisch Stellung zum Zustand der Gesellschaft und zum Bild ihres Berufsstandes in der Öffentlichkeit. Sie erklären, weshalb Themen wie Heimat und Nation auch im Zeitalter der Globalisierung ihre Bedeutung nicht verloren haben. Auch über ihre Sehnsüchte haben sie geredet.

    Zentrales Ergebnis der Studie: Die jungen Gründungspioniere sind wesentlich leistungsorientierter als ihr Ruf. Klassische Tugenden wie Disziplin, Pflicht und Verantwortungsbewusstsein - das sind für 75% von ihnen die wichtigsten Leitideen, die ihnen mit auf den Weg gegeben wurden. Selbstverausgabung in der Arbeit ist interessanterweise ein Stück ihres gemeinsamen Selbstverständnisses. "Spaß zu haben" steht dagegen erst auf den hinteren Ranking - Plätzen der wichtigsten Motivationsquellen. In den meisten Fällen gehörten bereits ihre Väter gesellschaftlichen Führungsgruppen an. Überdurchschnittlich viele habe ihre Ausbildung an internationalen Eliteuniversitäten absolviert. Sie werden getrieben von einem unbändigen Gestaltungswillen. Was sie kennzeichnet, ist ein tiefes Vertrauen in die eigenen Fähigkeit, sich Neues vorstellen und umsetzen zu können. Sich in Anhängigkeiten zu begeben, ist ihnen zuwider. Die jungen Pioniere sind risikofreudig. Sie schätzen Eigenständigkeit, Unabhängigkeit, Wagnisfreude und Selbstverantwortung - und dies möglichst im Komparativ.

    Die Erfolgreichen unter ihnen haben einen exzellenten Performance-Track vorzuweisen; sie sind jung, im Durchschnitt unter 40 Jahre - und sie sind experimentierfreudig. Zwar haben sie ihr Handwerk oft in Unternehmensberatungen oder in Großunternehmen der Old Economy gelernt. Wo aber ihre eigene Innovationsdynamik gegen starre Hierarchien zu stoßen drohte, wanderten sie ab. Das Überschreiten von Grenzen und ihr Pioniergeist sind Faktoren, die die Gründungspioniere eint und sie zugleich ein Stück weit gegenüber den verantwortlichen Managern der Old Economy abgrenzt.

    Überraschend ist auch, dass sich die jungen Gründungspioniere nicht einem kosmopolitisch oder global orientierten Milieu zugehörig fühlen. Für rund 80% von ihnen hat Heimat eine ihr Leben prägende Bedeutung. Die regionale Identität spielt für die international geprägten Biographien vieler Pioniere eine stärkere Rolle als vermutet.
    Beim Blick auf gesellschaftliche Entwicklungen beunruhigen sie vor allem soziale Probleme wie Bildungsdefizite, Ausländerfeindlichkeit und Kriminalität. Auch ökonomische Probleme wie die zunehmende Staatsquote, eine fehlende Eliteförderung und die zunehmende Spaltung zwischen der dritten und ersten Welt geben vielfach Anlass zur Sorge. Als besorgniserregend wird darüber hinaus das Versagen der Politiker in der Bildungs-, Renten- und Gesundheitspolitik empfunden.


    Die Sorgen der jungen Gründungspioniere in Deutschland



    Der Berichtsband steht unter der Internetadresse www.identityfoundation.de zum Down-load bereit oder kann bei der IDENTITY º FOUNDATION angefordert werden.

    Abdruck honorarfrei - Beleg erbeten

    Für Fragen stehen Ihnen zur Verfügung:
    Universität Hohenheim
    Institut für Sozialwissenschaften
    Fachgebiet Soziologie (540)
    Prof. Dr. Eugen Buß
    70593 Stuttgart

    Tel. 0711 - 459 2622
    buss@uni-hohenheim.de
    IDENTITY º FOUNDATION
    c/o ECC KohtesKlewes
    Frau Marion Jäger-Maluche
    Schanzenstraße 56
    40549 Düsseldorf

    Telefon: 0211 - 95 41 115
    Telefax: 0211 - 95 41 196
    Marion.Jaeger@Identity-foundation.de
    www.identityfoundation.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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