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24.10.2002 15:52

Senat der Universität Essen bekräftigt Absage an die Fusion mit Duisburg

Monika Roegge Pressestelle Standort Essen
Universität Essen (bis 31.12.2002)

    Der Senat der Universität Essen hat in seiner jüngsten Sitzung (Mittwoch, 23. Oktober) seine Absage an einen Zusammenschluss der Universitäten Duisburg und Essen zu den bisher formulierten strukturellen, finanziellen und rechtlichen Rah-menbedingungen bekräftigt. Mit einem entsprechenden, einstimmig verabschiedeten Beschluss will das Gremium der Hochschulleitung "den Rücken stärken" für die bevorstehende Anhörung zum Entwurf des Fusionsgesetzes am 5. November im Wissenschaftsausschuss des Landtags. "Der Senat", so heißt es, "unterstützt das Rektorat nachdrücklich in seinen Bemühungen um die Abkehr von einem misslungenen Fusions-Projekt und die Ausrichtung auf wissenschaftlich tragfähigere Perspektiven."

    Gemeint damit ist ein "zukunftweisendes Verbundprojekt, das nicht nur die Uni-versitäten Duisburg und Essen, sondern auch weitere Universitäten der Region mit einschließt". Die wenigen erfolgversprechenden Teilergebnisse der bisherigen Fusions-Verhandlungen könnten in dieser Hinsicht durchaus erste Ansätze sein.

    Kritisiert werden in dem Senatsbeschluss neben den "völlig unzureichenden 'Zusagen' des Ministeriums zur Übernahme der Fusions-Kosten" insbesondere die bisherigen Verhandlungsergebnisse über die künftige Fächerverteilung. Der vorliegende Fusionsplan, heißt es, stehe in eklatantem Widerspruch zu den Grundvoraussetzungen, unter denen die Gespräche zwischen den beiden Hochschulen geführt worden seien, nämlich dem Ausbau der jeweiligen Stärken beider Standorte mit klar konturierten und zukunftsfähigen wissenschaftlichen Profilen und der Gewinnung personeller Synergien zum Ausgleich der strukturellen Unterausstattung.

    Im vorliegenden Fusionsplan erkennt der Essener Senat eine "diffuse Verschmierung des Lehr- und Forschungsangebots durch konkurrierende Parallelangebote wie etwa in der Mathematik und den Wirtschaftswissenschaften sowie die Zerstörung des medizinisch-naturwissenschaftlichen Profilschwerpunktes der Universität Essen durch das Herausbrechen der Physik".

    Eine derart diffus fusionierte Universität hätte als Doppel-Campus-Universität im Wettbewerb um Studierende und hochqualifiziertes wissenschaftliches Personal keine Chance gegenüber den dicht benachbarten Ein-Campus-Universitäten, stellt der Senat fest und fordert die Angehörigen der Universität Essen auf, die geplanten gemeinsamen Aktionen von Rektorat, Senat, AStA und Personalräten mit zu gestalten.

    Die nächsten Aktionen sind: am heutigen Donnerstag (24. Oktober) ab 18 Uhr im KKC eine Podiumsdiskussion und am Dienstag, 29. Oktober, 14 Uhr, im Audimax an der Grillostraße eine Vollversammlung der Lehrenden und Studierenden. Sie wird per Video in weitere Hörsäle übertragen.

    Hinweis für die Redaktionen: Dieser Presseinformation ist der Beschluss des Se-nats im Wortlaut beigefügt.

    Redaktion: Monika Rögge, Telefon (02 01) 1 83 - 20 85

    Einstimmiger Beschluss des Senats vom 23. Oktober 2002

    Zusammenfassung

    Der Senat der Universität Essen bekräftigt seine Absage an einen Zusammenschluss der Universitäten Duisburg und Essen zu den bisher formulierten strukturellen, finanziellen und rechtlichen Rahmenbedingungen.
    Der Senat erwartet vom Landtag, dass er den aus der Hochschule mehrfach vorgebrachten Einwänden gegen die von der Landesregierung offenbar angestrebte Zwangsfusion Rechnung trägt. Anstatt die Restrukturierung der Ruhrgebietsuniversitäten mit einer misslungenen Fusion zu gefährden, sollte der Landtag den Weg freimachen für die Realisierung eines zukunftsweisenden Verbundprojektes, das nicht nur die Universitäten Duisburg und Essen, sondern auch weitere Universitäten der Region mit einschließt. Die wenigen erfolgversprechenden Teilergebnisse der bisherigen Fusions-Verhandlungen könnten in dieser Hinsicht durchaus erste Ansätze sein.

    Im einzelnen stellt der Senat fest

    Eine Fusion mit der Universität Duisburg wäre eine Option gewesen, wenn eine Standort-Verteilung der Fächer hätte erzielt werden können, die den Kriterien für eine zukunftsträchtige Fusion zu einer leistungsstarken und konkurrenzfähigen gemeinsamen Universität genügt hätte:
    Ausbau der jeweiligen Stärken beider Standorte mit jeweils klar konturierten und gleichermaßen zukunftsfähigen wissenschaftlichen Profilen.
    Gewinnung von personellen Synergien durch Bündelung der jeweiligen wissenschaftlichen Potentiale zum Ausgleich der strukturellen Unterausstattung der Universitäten-Gesamthochschulen.

    Der vorliegende Fusionsplan steht in eklatantem Widerspruch zu diesen Grundvoraussetzungen. Seine Folgen wären:
    Statt klarer wissenschaftlicher Konturierung beider Standorte: diffuse "Verschmierung" des Lehr- und Forschungsangebots durch konkurrierende Parallelangebote (Geisteswissenschaften in Essen, "Geisteswissenschaftliches Zentrum" mit angeschlossenem Studiengang "Kulturwirt" in Duisburg; Mathematik und Wirtschaftswissenschaften an beiden Standorten; Maschinenbau in Duisburg, Bauingenieurwesen in Essen; Umzug Physik nach Duisburg, aber Aufrechterhaltung der Lehrerausbildung aller Schulstufen in Es-sen...).
    Statt Ausbau der jeweiligen Stärken: Zerstörung des medizinisch-naturwissenschaftlichen Profilschwerpunktes der Universität Essen durch das Her-ausbrechen der Physik.
    Statt Erzielung personeller Synergie-Effekte: Verstärkung lokaler Überlasten durch Festschreibung von Ressourcen über Parallel-Angebote.

    Eine derart diffus fusionierte Universität hätte als Doppel-Campus-Universität im Wett-bewerb sowohl um Studierende wie um hochqualifiziertes wissenschaftliches Personal keine Chance gegenüber den in nächster Nachbarschaft gelegenen Ein-Campus-Universitäten. Statt Stärkung im Wettbewerb ergäbe sich eine ruinöse strukturelle Benachteiligung.

    Verschärft werden diese düsteren Perspektiven durch die - rechtlich allemal, aber auch politisch - völlig unzureichenden "Zusagen" des Ministeriums zur Übernahme der Fusions-Kosten. Die bewusst unbestimmt gehaltene Formulierung und Reduzierung auf die unumgänglich notwendigen Fusions-Kosten lässt befürchten, dass beide Universitäten die Kosten aus ihren regulären Haushalten bestreiten müssten. Eine solche Fusion würde das Unterausstattungs-Problem, das sie hätte lösen sollen, noch verschärfen.

    Der Senat unterstützt das Rektorat nachdrücklich in seinen gegenwärtigen Bemühungen um die Abkehr von einem misslungenen Fusions-Projekt und die Ausrichtung auf wissenschaftlich tragfähigere Perspektiven. Die Angehörigen unserer Hochschule sind aufgefordert, die entsprechenden gemeinsamen Aktionen von Rektorat, Senat, AStA und Personalräten aktiv mitzugestalten.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    regional
    Organisatorisches, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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