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25.10.2002 11:09

Die spirituellen Bedürfnisse des Patienten erspüren

Dr. Annette Tuffs Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Heidelberg

    Modellprojekt der Abteilung Medizinpsychologie untersucht Unterstützungsangebote für Sterbebegleiter / Förderung durch die Deutsche Krebshilfe

    Wie können Menschen, die sich ehrenamtlich oder beruflich um Sterbende kümmern, diese schwierige Aufgabe meistern? Welche begleitende Hilfe benötigen sie? Ein Modellprojekt der Abteilung für Medizinische Psychologie am Heidelberger Universitätsklinikum entwickelt neue Ausbildungsangebote zur Unterstützung von Sterbebegleitern und untersucht ihre Wirksamkeit. Das Projekt "Förderung und Evaluation psychosozialer und spiritueller Kompetenz in der Sterbebegleitung" wird geleitet von Prof. Dr. Rolf Verres, Priv. Doz. Dr. Jochen Schweitzer und Dr. Eva Saalfrank. Es wird von der Deutschen Krebshilfe mit rund 264.000 Euro unterstützt.

    Ärzte, Pflegende und ehrenamtlich Tätige, die schwer kranke Menschen und Sterbende betreuen, sind oft mit moralisch-ethischen Grenzfragen sowie mit den existenziellen und spirituellen Nöten der ihnen anvertrauten Patienten konfrontiert. In ihrer Ausbildung werden sie darauf kaum vorbereitet. Die Anforderungen sind groß: Um die psychischen Bedürfnisse der Patienten zu verstehen, ist ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen erforderlich, wenn etwa die Suche nach dem Sinn des eigenen Lebens oder der Wunsch, am Leiden reifen zu können, in den Vordergrund rückt. Fragen, die sich über körperliche Beschwerden hinaus mit Dimensionen des menschlichen Seins beschäftigen, müssen beantwortet werden. Wer die eigenen Ängste nicht reflektiert, läuft Gefahr, sich angesichts menschlicher Endlichkeit aus Selbstschutz den Ängsten und Leiden anderer Menschen zu verschließen. Beziehungskonflikte in den Familien, die bereits vor der Erkrankung bestanden haben oder erst in ihrem Verlauf entstanden sind, erfordern Rat und Beistand.

    Das Modellprojekt hat drei Teile, die mit Methoden der sog. "Experimentierenden Evaluation" untersucht werden:

    "Spiritual Care - Mitgefühl und Weisheit in der Begleitung Sterbender": Das Ausbildungsprogramm wurde von der amerikanischen Hospiz-Expertin Christine Longaker entwickelt und bereits mit großer Resonanz am Heidelberger Universitätsklinikum erprobt. Es trainiert die Fähigkeit zur Einfühlung durch Einüben von Gelassenheit und Fürsorglichkeit vor allem sich selbst gegenüber. Im Forschungsprojekt sollen die Didaktik, die Nachhaltigkeit und die Akzeptanz von Meditationsmethoden und Imaginationen näher untersucht werden, damit das Angebot langfristig in den Alltag integriert werden kann. Das Forscherteam will religionsübergreifend eine heilsame Grundstruktur von Spiritualität in einer multikulturellen und individualisierten Gesellschaft bewusst machen.

    Musiktherapeutische Selbsterfahrungsgruppen: Auch Musik kann Einfühlungsvermögen und die Fähigkeit zum Zuhören fördern. Gruppen zur freien Improvisation sowie musiktherapeutisch unterstützte Fallbesprechungen sollen die Begegnungsfähigkeit mit den Patienten verbessern. Die Forschungsgruppe untersucht, ob Musik in Krankenhäusern sowie bei der Fortbildung von Pflegenden, Ärzten und Ehrenamtlichen dazu beitragen kann, mehr Behutsamkeit und Achtsamkeit beim Umgang miteinander im Umfeld der modernen Hochleistungsmedizin zu entwickeln.

    Netzwerkförderung: Ziel dieses Teilprojektes ist ein intensiverer Informations- und Erfahrungsaustausch zwischen den Menschen, die in Heidelberger Krankenhäusern, Hospizen oder in der ambulanten Pflege arbeiten und durch ihre Arbeit mit Sterbenden konfrontiert werden - vom 19-jährigen Medizinstudenten bis zur 75-jährigen Ehrenamtlichen. Dadurch sollen Abgrenzungen zwischen den Einrichtungen und Berührungsängste gegenüber Sterbenden überwunden werden. Langfristig sollen die durch Forschung fundierten Kommunikationsmöglichkeiten in die studentische Lehre sowie in die medizinische Aus-, Fort- und Weiterbildung aufgenommen werden.

    Die Angebote haben zudem das Ziel, dem "Ausgebranntsein" und anderen Belastungen von Helfern vorzubeugen. Durch die Sensibilisierung mit Meditation und Musiktherapie, sowie durch eine vernetzende, interdisziplinäre Kommunikation sollen sowohl unheilbar Kranke als auch ihre Begleiter profitieren.

    Kontaktadresse:
    Dr. Eva Saalfrank
    Abteilung für Medizinische Psychologie
    Bergheimer Str. 20
    69115 Heidelberg
    Telefon 06221-56 81 46
    E-Mail: eva_saalfrank@med.uni-heidelberg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie
    überregional
    Forschungsprojekte, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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