idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
22.08.2013 12:27

Wie funktionieren Tiefseeroboter 6.000 Meter unter dem Meeresspiegel?

Ingrid Rieck Presse und Kommunikation
Universität Rostock

    Drucktank simuliert Extrembedingungen

    Die Fakultät Maschinenbau und Schiffstechnik der Universität Rostock nimmt heute (21.08.2013) einen Drucktank in Betrieb, der mit ca. 1,3 Kubikmeter Nutzvolumen und einem Betriebsdruck von 600 bar Versuchssituationen ermöglicht, wie sie bei 6.000 Metern Meerestiefe vorherrschen. „Damit verfügt die Universität Rostock für die Lehrstühle Meerestechnik und Konstruktionstechnik/Leichtbau über die größte Versuchseinrichtung dieser Art an einer deutschen Hochschule“, sagt Professor Mathias Paschen. Die Kosten des Drucktanks belaufen sich auf knapp 460.000 Euro, die je zur Hälfte von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Land Mecklenburg-Vorpommern getragen werden. Hersteller dieser Sonderanfertigung ist die Systec System- und Anlagentechnik GmbH & Co. KG aus Karlstadt in Franken, die auf dem Gebiet der Vakuum-Systeme einen sehr guten Ruf besitzt.

    Eine besondere Herausforderung bei der Entwicklung des Drucktanks stellte das Abdichten und Verschließen dar. Ein rasches und gefahrloses Öffnen und Verschließen des Tanks muss bei präzisem und gefahrlosem Handling des Tankdeckels, der knapp drei Tonnen wiegt, jederzeit gewährleistet sein. Hierbei kommt es auf wenige Zehntel Millimeter an, um die teure Tankdichtung nicht zu beschädigen.

    „Der Drucktank versetzt uns in die Lage, bezüglich der Druckverhältnisse bereits im Labor solche Umgebungsbedingungen zu schaffen, wie wir sie sonst nur in der Tiefsee vorfinden“, erläutert Professor Paschen. „Die geometrischen Abmessungen des Tanks“, so Paschen, „lassen bereits in der Entwicklungsphase von mobilen und stationären Unterwassergeräten und -komponenten für die Meeresforschung, für den Meeresbergbau oder für das Monitoring von Unterwasserpipelines, Seekabeln etc. kostengünstige und zeitsparende Untersuchungen im Labor zu und führen damit unmittelbar auch zur Senkung teurer und zeitraubender Schiffseinsätze in der Tiefsee. Die Folge sind kürzere Entwicklungszeiten bei deutlich geringeren Entwicklungskosten.“ Das sehen Wissenschaftler des Instituts für Ostseeforschung Warnemünde ebenso wie Geschäftsführer von einschlägigen kleinen und mittelständischen Unternehmen aus dem gesamten norddeutschen Raum.

    Es ist davon auszugehen, dass das Vordringen in größere Tiefen vielfältige wissenschaftliche und technische Herausforderungen bereit hält. Das betrifft die einzusetzenden Materialien ebenso, wie Fragen zur Belastbarkeit von Unterwasserstrukturen sowie zur Funktionsfähigkeit und -sicherheit der Konstruktionen, die eine experimentelle Verifikation theoretischer Ergebnisse erforderlich machen.

    Der Lehrstuhl für Meerestechnik ist auf Grund seiner langjährigen und erfolgreichen Forschungsarbeit auf dem Gebiet der Unterwassertechnik in besonderer Weise dafür geeignet, sich rechtzeitig auf diese für die Menschheit so wichtige Technologieentwicklung einzustellen. „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind deutsche Wirtschaftsunternehmen und Forschungseinrichtungen auf dem Gebiet der Tiefseetechnologien auf Augenhöhe mit den wesentlichen internationalen Wettbewerbern“, so Paschen.

    Ziel der deutschen Politik ist es, den derzeitigen Weltmarktanteil der deutschen maritimen Industrie von etwa drei Prozent deutlich zu erhöhen. Dieser Prozess wird von der Bundesregierung durch Das Forschungsprogramm für Schiffbau, Schifffahrt und Meerestechnik 2011 – 2015 sowie den in der zurückliegenden Legislaturperiode verabschiedeten Nationalen Masterplan Maritime Technologien, unterstützt.

    Auszug aus dem Forschungsprogramm für Schiffbau, Schifffahrt und Meerestechnik 2011-2015: „In den kommenden Jahren ist mit verstärkter Offshore-, Öl- und Gasförderung, der Erschließung von Gashydratvorkommen sowie seltener mineralischer Rohstoffe im Tiefseebereich zu rechnen. Die Infrastruktur in diesen Gebieten muss entsprechend ausgebaut werden. Damit kommt der Entwicklung intelligenter Systeme für die Tiefsee eine wachsende und alle Gebiete umfassende Bedeutung zu. Die in der Tiefsee installierten Unterwasseranlagen unterliegen besonders hohen Anforderungen an ihre Zuverlässigkeit. Sie müssen permanent gewartet und inspiziert werden können. Bisher wurden dafür Remotely Operated Vehicles (ROV) mit telemanipulierten Greifarmen eingesetzt. Durch ihre Kabelverbindung an die Oberfläche zu Steuerständen auf Schiffen ist der Einsatz sehr kostenintensiv. Künftig werden zunehmend ferngelenkte oder weitestgehend autonom agierende Unterwasserfahrzeuge und Robotersysteme mit komplexer Sensorik benötigt, um in Meerestiefen bis zu 6.000 Metern oder in eisbedeckten Gebieten Systeme und Anlagen montieren, inspizieren, überwachen und warten zu können...“

    Kontakt:
    Universität Rostock
    Fakultät Maschinenbau und Schiffstechnik
    Lehrstuhl Meerestechnik
    Prof. Dr.-Ing. Mathias Paschen
    Fon: +49 (0)381 498 9230
    Mail: mathias.paschen@uni-rostock.de


    Bilder

    Prof. Dr. Mathias Paschen, Leiter des Lehrstuhls Meerestechnik, Petra Mahnke, Geschäftsführerin der Gesellschaft für Maritime Technik e.V,
    Prof. Dr. Mathias Paschen, Leiter des Lehrstuhls Meerestechnik, Petra Mahnke, Geschäftsführerin der ...
    (Foto: Edeltraud Altrichter ITMZ/Uni Rostock)
    None

    Mit dem Drucktank können Bedingungen in 6.000 Metern Meerestiefe simuliert werden
    Mit dem Drucktank können Bedingungen in 6.000 Metern Meerestiefe simuliert werden

    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Maschinenbau, Meer / Klima
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

    Prof. Dr. Mathias Paschen, Leiter des Lehrstuhls Meerestechnik, Petra Mahnke, Geschäftsführerin der Gesellschaft für Maritime Technik e.V,


    Zum Download

    x

    Mit dem Drucktank können Bedingungen in 6.000 Metern Meerestiefe simuliert werden


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).