Bühl denkt an Hot-Dry-Rock-Kraftwerk
Das weltweit erste kommerzielle Hot-Dry-Rock-Kraftwerk (HDR-Kraftwerke) könnte im badischen Bühl entstehen. Jedenfalls dann, wenn sich die Pläne von Stadt und Stadtwerken und ihrer Partner verwirklichen lassen. HDR-Kraftwerke ermöglichen grundsätzlich die Gewinnung von Strom aus heißen, tiefen Gesteinsschichten unabhängig von Dampf- oder Heißwasserlagerstätten, die bereits heute in vielen Ländern einen wichtigen Beitrag zur Elektrizitätsversorgung leisten.
Das grundlegende Verfahrensprinzip klingt einfach: Das in der Tiefe vorhandene heiße aber trockene Gestein ("hot dry rock") wird über Bohrungen erschlossen. Zwischen den Bohrungen wird das Grundgebirge z. B. hydraulisch ("frac") aufgebrochen. So werden Fließwege als eine Art unterirdischer Wärmetauscher erzeugt, in denen von der Oberfläche eingepreßtes Wasser sich erhitzen kann, um, wieder nach oben gefördert, eine Turbine anzutreiben. Die Zirkulation in HDR-Systemen erfolgt in einem geschlossen Kreislauf. Das eingesetzte Druckniveau verhindert das Sieden der Wärmeträgerflüssigkeit. Dampf entsteht also erst im Sekundärkreislauf. Den Wissenschaftlern im Europäischen Hot-Dry-Rock-Forschungsprojekt im elsässischen Soultz-sous-Forêts war in den vergangenen Jahren der technische Durchbruch für dieses Verfahren gelungen.
Die Stadt Bühl, die Stadtwerke Bühl, Ettlingen und Landau sowie die FlowTex Gruppe, Ettlingen planen nun die Errichtung eines HDR-Kraftwerkes mit einer installierten elektrischen Leistung von 10 Megawatt. Zuvor sollen aber noch in einer Machbarkeitsstudie die wirtschaftlichen und technischen Rahmenbedingungen am Standort geklärt werden. Mit einer endgültigen Entscheidung wird Anfang 1999 gerechnet. Vorgesehen ist, zwei Bohrungen in eine Tiefe bis zu 4 500 m abzuteufen, wobei man hofft, im Untergrund auch das gigantische Tiefenwasserresevoir des Oberrheingrabens "anzapfen" zu können und geht von Gesteinstemperaturen je nach Tiefe von 135 bis 200 °C aus. Das Grundgebirge in diesem Teil des Oberrheingrabens ist von einem Netz offener, miteinander verbundener Risse und Spalten durchzogen. Dieses Netzwerk wird durch Einpressen von Wasser künstlich aufgeweitet und mit mehreren Bohrungen durchteuft. Maßgeblich für die Bühler Pläne war auch, daß in der Stadt bereits eine über 2000 m tiefe Bohrung vorhanden ist, die in das Projekt einbezogen werden soll. Bei einem Erfolg des Vorhabens beabsichtigen die Partner Ettlingen und Landau dem Bühler Beispiel zu folgen. Ein geothermisches HDR-Kraftwerk kann, rund um die Uhr mit einer sehr hohen Verfügbarkeit (von über 90%) betrieben werden.
Das weltweite theoretische Energiepotential für diese Technologie ist gewaltig. Nimmt man den Tiefenbereich von 3000 m bis 7000 m könnte allein unter der Gebietsfläche Deutschlands ein Gesteinsvolumen von ca. 476 000 km3 für die Wärmegewinnung erschlossen werden. Etwa die Hälfte dieses Gesteinsvolumes enthält dabei Wärme auf einem Temperaturniveau ab ca. 150 °C, das für die Stromerzeugung ausreichend ist. 1996 lag der Energieverbrauch Deutschlands in etwa bei dem Äquivalent von 5000 Millionen Tonnen SKE ("Steinkohleeinheiten"). Bei gleichbleibendem Energieverbrauch reichte das für 6 800 Jahre Strom für Deutschland. Nicht berücksichtigt bei dieser Überlegung wurde, daß aus dem Erdinnern ständig Wärme nachfließt.
Weitere Informationen zur Geothermie allgemein und zu HDR im besonderen:
Geschäftsstelle, Gartenstr. 36, D-49744 Geeste
Tel.: +49 (0)5907 545, Fax.: +49 (0)5907 7379
e-mail Geothermische-Vereinigung@t-online.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Elektrotechnik, Energie, Geowissenschaften, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungsprojekte
Deutsch
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