Emmy Noether-Programm der DFG vorgestellt
"Nicht erst seit meinem Amtsantritt bin ich dafür eingetreten, mehr als bisher für die Förderung der frühen Selbständigkeit des wissenschaftlichen Nachwuchses zu tun. Diese wird durch das derzeitige Qualifikationssystem an deutschen Hochschulen eher behindert beziehungsweise verzögert." Dies führte der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Professor Ernst-Ludwig Winnacker, bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Bundesminister für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie, Dr. Jürgen Rüttgers, zur Vorstellung des neuen Emmy Noether-Programms der DFG am 30. Juni 1998 in Bonn aus.
Nach Auffassung des DFG-Präsidenten ist
* das Erstberufungsalter mit durchschnittlich etwa 41 Jahren zu hoch und die Phase zwischen Promotion und Habilitation mit acht bis zehn Jahren zu lang,
* die deutsche Form der Hochschullehrerqualifizierung im internationalen Bereich zu wenig auf Wettbewerb und Förderung der Selbständigkeit der Nachwuchswissenschaftler ausgerichtet,
* das Qualifikationsverfahren intransparent und von persönlichen Beziehungsgeflechten abhängig,
* zeigt die Personalstruktur für den promovierten Nachwuchs an den Hochschulen gravierende Fehlentwicklungen: ausreichenden Förderungsmöglichkeiten für Doktoranden stehen weithin fehlende Beschäftigungsmöglichkeiten für Postdoktoranden gegenüber.
Das neue Programm der DFG soll ein deutliches Signal zur Veränderung der verfestigten Strukturen geben, kann aber nur mentalitäts- und modellbildend wirken. Die Veränderung der Verhältnisse gerade für Spitzennachwuchskräfte kann nur durch die Hochschulen selbst erfolgen.
Ziel des neuen Programms ist es, besonders qualifizierten jungen Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern unmittelbar nach der Promotion die Möglichkeit zu eröffnen, innerhalb von fünf Jahren durch einen Forschungsaufenthalt im Ausland und eine anschließende selbständige Forschungstätigkeit an einer deutschen Hochschule die wissenschaftlichen Voraussetzungen für eine Berufung als Hochschullehrerin oder Hochschullehrer zu erlangen. Die ausgezeichneten Bewerberinnen und Bewerber sollen voll in den regulären Lehr- und Forschungsbetrieb der Gastinstitute integriert sein.
Es ist an einen Programmumfang von 100 Neubewilligungen pro Jahr, also 500 laufende Förderungen bei einer fünfjährigen Aufbauphase gedacht, für die ein Finanzierungsumfang von bis zu 120 Millionen DM erforderlich ist. Das Programm soll nach Emmy Noether benannt werden, die als bedeutendste Mathematikerin der neueren Zeit gilt. Sie war 1918 die erste Frau, die an der Universität Göttingen habilitiert wurde, obwohl den Frauen dieses Recht offiziell erst im Februar 1920 zugestanden wurde. Emmy Noether emigrierte nach der Entziehung ihrer Lehrbefugnis in Göttingen 1933 in die USA und hat dort bis zu ihrem Tode 1935 unter anderem in Princeton gearbeitet, auch mit Einstein und Weyl zusammen.
http://www.dfg.de/aktuell/pressemitteilungen/presse_1998_27.html
Merkmale dieser Pressemitteilung:
fachunabhängig
überregional
Forschungsprojekte, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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