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05.09.2013 14:40

Diabetes per Skalpell behandeln: Magenoperation nicht erst bei extremem Übergewicht

Medizin - Kommunikation Medizinkommunikation
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften

    Nürnberg – Fettleibigen Menschen hilft oft nur eine Magenoperation, um ihr Übergewicht zu reduzieren. Studien zeigen, dass Betroffene nach dem Eingriff nicht nur an Gewicht verlieren, sondern dass sich dadurch auch ein bestehender Typ-2-Diabetes mellitus bessert. Dieser positive Effekt zeigt sich jedoch nicht nur bei stark fettleibigen Diabetikern, sondern auch bei weniger Übergewichtigen, so ein Experte im Vorfeld des Kongresses „Viszeralmedizin 2013“. Gemäß einer neuen Europäischen Leitlinie sind diese Operationen, die sogenannte metabolische Chirurgie, bereits für übergewichtige Diabetiker mit einem Body-Mass-Index (BMI) ab 30 eine Option.

    In einer schwedischen Langzeitstudie an über 4000 Patienten, dem „Swedish Obese Subjects trial (SOS)“, zeigte sich, dass bei 72 Prozent der übergewichtigen Diabetiker der Diabetes zwei Jahre nach der Operation vollständig oder teilweise zurückgegangen war. In vielen Fällen normalisierte sich der Blutzucker schon wenige Tage nach dem Eingriff, noch bevor die Gewichtsabnahme einsetzte. „SOS und weitere Studien deuten außerdem darauf hin, dass sich die Operation auch auf andere Folgeerkrankungen des Übergewichts günstig auswirkt – auch Blutdruck und Fettstoffwechsel normalisieren sich dadurch in vielen Fällen“, erklärt Professor Dr. med. Rudolf Weiner, Chefarzt der Chirurgischen Klinik des Krankenhauses Sachsenhausen in Frankfurt/Main und Vorsitzender der Chirurgischen Arbeitsgemeinschaft für Adipositastherapie und metabolische Chirurgie der DGAV.

    Für eine operative Behandlung von Übergewicht und Diabetes kommen in Deutschland stark Adipöse mit einem BMI von 35 und mehr infrage. „Hierzulande liegt der Fokus bei der Indikationsstellung immer noch auf einem sehr hohen BMI“, sagt Weiner. „Dabei könnten auch mäßig adipöse Menschen, die an Diabetes leiden, von chirurgischen Verfahren profitieren.“ Inzwischen gebe es Studien, die zeigten, dass die Magenoperation auch bei ihnen die Symptome der Erkrankung bessern. „Gerade für Betroffene, deren Diabetes medikamentös nur schwer zu kontrollieren oder aber mit Komplikationen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden ist, kann metabolische Chirurgie auch bei einem niedrigeren BMI eine Option sein“, so Weiner. Dies legt auch die Europäische Leitlinie zur Indikation der metabolischen Chirurgie nahe, die aktuell veröffentlicht wird: Die European Association for Study of Obesity (EASO) und die International Federation for Surgery of Obesity and Metabolic Disorders (IFSO) sind sich einig, dass bereits Adipöse mit einem BMI ab 30 operiert werden könnten.

    Auch das Studienzentrum der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie in Heidelberg forscht derzeit daran. Die Wissenschaftler gehen der Frage nach, ob eine Operation auch bei nur mäßig übergewichtigen Diabetikern, ab einem BMI von 25, den Blutzuckerspiegel und die Stoffwechselsituation normalisieren und vor allem Spätschäden des Diabetes verhindern kann.

    Weiner, ab 2014 Präsident der IFSO, betont jedoch auch: „Ein solcher Eingriff ist keine Lifestyle-Operation, nach der die Patienten ihr früheres Leben unverändert fortsetzen können.“ In spezialisierten Zentren müsse deshalb sichergestellt sein, dass Patienten nach der Operation von Ernährungs- und Sportmedizinern sowie Psychologen betreut werden.

    Über neue Erkenntnisse zu chirurgischen Eingriffen bei Übergewicht und Diabetes referiert Professor Weiner im Rahmen der Kongress-Pressekonferenz am Freitag, den 13. September 2013 in Nürnberg.

    Literatur:
    - Sjöström L et al. Effects of bariatric surgery on mortality in Swedish obese subjects. N Engl J Med 2007 Aug 23; 357:741-52.
    - Fried M1, Yumuk V2, Oppert JM3, Scopinaro N4, Torres A5, Weiner R6, Yashkov Y7, Frühbeck G8, on behalf of International Federation for the Surgery of Obesity and Metabolic Disorders – European Chapter (IFSO-EC) and European Association for the Study of Obesity (EASO). Interdisciplinary European Guidelines on Metabolic and Bariatric Surgery. Obes Surg 2013, in Druck.
    - Cohen RV, Pinheiro JC, Schiavon CA, et al. Effects of gastric bypass surgery in patients with type 2 diabetes and only mild obesity. Diabetes Care 2012; 35: 1420-1428.
    - Lee WJ, Wang W, Lee YC, et al. Effect of laparoscopic mini-gastric bypass for type 2 diabetes mellitus: comparison of BMI > 35 and < 35. J Gastrointest Surg 2008; 12: 945-952.
    - Fried M, Ribaric G, Buchwald JN, et al. Metabolic surgery for the treatment of type 2 diabetes in patients with BMI < 35 kg/M2: an integrative review of early studies. Obes Surg 2010; 20: 776-790.

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    Terminhinweise:
    Viszeralmedizin 2013
    11. bis 14. September 2013, NCC Ost Nürnberg

    Eröffnungs-Pressekonferenz
    Termin: Mittwoch, 11. September 2013, 11.00 bis 12.00 Uhr
    Ort: NCC Nürnberg (NCC-Ost), Raum Prag, Messezentrum, 90471 Nürnberg

    Kongress-Pressekonferenz
    Termin: Freitag, 13. September 2013, 10.45 bis 11.45 Uhr
    Ort: NCC Nürnberg (NCC-Ost), Raum Prag, Messezentrum, 90471 Nürnberg

    Eines der Themen auf der Kongress-Pressekonferenz:
    Abnehmen und Diabetes behandeln per Operation?
    Neue Erkenntnisse zur Adipositaschirurgie
    Professor Dr. med. Rudolf. A. Weiner,
    Chefarzt der Chirurgie des Krankenhaus Sachsenhausen, Frankfurt am Main

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    Kontakt für Journalisten:
    Pressestelle Viszeralmedizin 2013
    Juliane Pfeiffer, Irina Lorenz-Meyer
    Pf 30 11 20
    70451 Stuttgart
    Tel: 0711 8931-693/-642, Fax: 0711 8931-167
    pfeiffer@medizinkommunikation.org


    Weitere Informationen:

    http://www.viszeralmedizin.com


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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