Nr. 115/ 31.10.2002/brauns
Folien auf Hochwasserdeichen wirkungslos
Großmodell der Abteilung Erddammbau und Deponiebau bringt den Beweis
Die Abteilung Erddammbau und Deponiebau des Institutes für Bodenmechanik und Felsmechanik betreibt zusammen mit der Bundesanstalt für Wasserbau in Karlsruhe ein naturmaßstäbliches Damm-/Deich-Modell. Jetzt ist die Vermutung der Dammbauer bestätigt worden: Selbst sorgfältig im Trockenen (also "vor einem Hochwasser") verlegte, mit Sandsäcken beschwerte Folien zeigen keinerlei Wirkung. Das den Damm beziehungsweise Deich durchsickernde Wasser - in der Menge gering - findet unschwer seinen Weg unter die Folienabdeckung. Der Deichkörper wird in voller Höhe mit Wasser belastet und in gleicher Weise von Wasser durchströmt wie ohne Folienabdeckung. Die Durchfluss- und Druckmessungen belegen dies eindeutig. Die ordnungsgemäße Lage und die mangelnde Dichtungswirkung wurden auch durch Taucher überprüft beziehungsweise bestätigt (vgl. Bild).
Im kleinmaßstäblichen Simulationsversuch wurde andererseits gezeigt, dass bei offenen Erosionsröhren oder sonstigen offenen Fehlstellen in Deichen Folien als Notmaßnahmen in Form von lokal eingesetzten "Lecksegeln" eine gewisse Wirkung haben können, sofern sich die progressive Erosion einigermaßen in Grenzen hält.
Die Wissenschaftler raten dringend, auf die flächenhaften Einsätze von Folien künftig zu verzichten und den Arbeits- und Materialaufwand auf wirksamere Sicherungsmaßnahmen zu verwenden.
Für konzentrierte Wasserdurchtritte durch Leckstellen sollten Folienbahnen und Einbringhilfen für den Notfall bereitgehalten werden. Entscheidend ist hierbei die sofortige Verfügbarkeit und die für die Einbringung unter riskanten Bedingungen erforderliche Handhabungsfertigkeit. Schulungen für das Deichverteidigungspersonal unter realistischen Bedingungen erscheinen erforderlich, wenn überhaupt Aussicht auf einen Erfolg bestehen soll. Neben der Verlegung der wasserseitigen Lecköffnung mittels Folie sind unbedingt weitere (erosionshemmende) Sicherungsmaßnahmen beim luftseitigen Leckaustritt erforderlich, die aber keinesfalls den Wasseraustritt behindern dürfen. Sonst wird die Situation nur noch verschlimmert.
Nähere Informationen:
Professor Dr. Josef Brauns
Abteilung Erddammbau und Deponiebau
am Institut für Bodenmechanik und Felsmechanik
Tel.: (0721) 608-2222
Fax: (0721) 696096
E-Mail: josef.brauns@bau-verm.uni-karlsruhe.de
http://www.uni-karlsruhe.de/~presse/pm_972.html
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Bauwesen / Architektur, Biologie, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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