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01.10.2013 10:29

Wie Inklusion im Sport gelingt

Gunnar Bartsch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Inklusion im Sport: Wie geht das? Mit dieser Frage beschäftigt sich Deutschlands auflagenstärkste Fachzeitschrift in der aktuellen Ausgabe. Redaktionell dafür verantwortlich waren Sportwissenschaftler der Unis Würzburg und Potsdam. Ihr Ziel: Praxisideen für die unterschiedlichsten Zwecke zu liefern.

    Dies Beispiel einer inklusiven Grundschule ist vermutlich keine Ausnahme: Steht in der dritten Klasse Sport auf dem Stundenplan, machen sich fast alle Kinder auf den Weg in die Turnhalle. Nur ihr mehrfach behinderter Klassenkamerad wird von seinem Betreuer im Rollstuhl in einen Extra-Raum gefahren. Dort wartet schon der Ergotherapeut, um mit ihm sein spezielles Übungsprogramm abzuspulen. Von Inklusion ist zumindest in dieser Stunde keine Rede.

    Die Herausgeber

    „Zum Thema ‚Inklusion‘ ist in der Theorie schon sehr viel gesagt. Was allerdings fehlt ist fachdidaktische Konzeptarbeit, aus der letztlich Praxistipps und Beispiele für eine erfolgreiche Umsetzung – gerade im Sport erwachsen“, sagt Thomas Kurth. Kurth ist Sportwissenschaftler und Dozent am Sportzentrum der Universität Würzburg. Gemeinsam mit Professor Harald Lange, Inhaber des Würzburger Lehrstuhls für Sportwissenschaft, und mit Dr. Thomas Borchert, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Sportpsychologie der Universität Potsdam, hat er sich deshalb in den vergangenen Monaten auf die Suche nach gelungenen Beispielen für Inklusion im Sportunterricht und im Sportverein gemacht.

    Das Ergebnis ist soeben erschienen: Die Sonderausgabe von Sportpraxis – der Fachzeitschrift für Sportlehrer, Übungsleiter und Trainer. Auf mehr als 60 Seiten finden sich dort Beispiele für den gemeinsamen Sportunterricht von Menschen mit und ohne Behinderung. Das Anliegen dieses Themenheftes ist es, „Sportlehrern, Trainern und Übungsleitern Handlungsorientierungen und Beispiele zu liefern, wie in verschiedenen Fällen inklusive Lösungswege bestritten wurden oder bestritten werden könn(t)en“, schreiben die Herausgeber im einleitenden Artikel.

    Beispiele aus der Praxis

    So zeigt beispielsweise die Lindenparkschule Heilbronn, dass sich Klettern gut für Kinder mit Hör- oder Sprachschädigungen oder geistigen Behinderungen eignet. Die Schüler müssen sich gegenseitig Hilfestellung geben, sie stärken ihr Verantwortungsbewusstsein und haben auch noch Spaß dabei.

    Zumbatonic ist ein speziell für Kinder entwickeltes Tanz-Fitness-Programm, das sich sowohl für Kinder mit körperlichen als auch mit geistigen Einschränkungen wie auch für sozial benachteiligte Kinder eignet. Weil es keine vorgegebenen Bewegungsmuster, kein richtig und kein falsch, sondern nur ein „Sich-Anders-Bewegen“ gibt, können Kinder unterschiedlichster Voraussetzungen davon profitieren, ohne dass sie Nachteile erleben.

    Und mit unterschiedlichen Aufgaben lässt sich auch ein Hindernis-Parcours entwickeln, der inklusiv und rollstuhlgerecht gestaltet ist. Der Gedanke der Kooperation steht dabei im Vordergrund, die Schüler müssen sich gegenseitig unterstützen und lernen so, Toleranz und Akzeptanz zu entwickeln.

    Herausforderung für den Sportunterricht

    „Inklusion im Sport ist kein leichtes Thema“, sagt Thomas Kurth. Spätestens wenn es darum geht, gesunden Kindern und Kindern, die schwerst behindert sind, ein gemeinsames Bewegen erlebbar zu machen, stießen Lehrer und Übungsleiter an ihre Grenzen. Umso wichtiger sei es, den Sportunterricht an Schulen neu zu überdenken und in der Ausbildung der Lehrer mehr Gewicht auf diesen Aspekt zu legen. „Eine spannende Herausforderung für die forschungsbasierte Lehre in den Lehramtsstudiengängen“, ergänzt Professor Harald Lange.

    „Der Sportunterricht steht vor einer großen Herausforderung“, sagt Kurth. Habe über viele Jahrzehnte hinweg ein eindimensionaler Leistungsgedanke im Mittelpunkt gestanden, tauchten nun andere Aspekte auf, die berücksichtigt werden müssen. Welche Aufgaben hat der Sportunterricht? „Körperbezogene Höchstleistung ist allenfalls einer von vielen“, sagen die Sportwissenschaftler. Der spielerische Umgang mit Bewegung, die Kooperation, die Übernahme von Verantwortung seien weitere, mindestens ebenso wichtige Aspekte. Im sportwissenschaftlichen Fachdiskurs spricht man deshalb auch bezeichnenderweise vom „erziehenden Sportunterricht“.

    Inklusion schließt Alle ein

    Lehrer und Übungsleiter finden in der Sonderausgabe der Sportpraxis jede Menge Beispiele und Anregungen für einen inklusiven Sportunterricht. Erledigt hat sich das Thema damit für die Sportwissenschaftler noch lange nicht. „Inklusion erstreckt sich ja nicht nur auf Menschen mit Behinderungen“, sagt Thomas Kurth. Kinder mit einem Migrationshintergrund beispielsweise haben eventuell auch besondere Bedürfnisse beim Sport, die es zu beachten gibt. Und Inklusion erstreckt sich nicht nur auf Schulen und Vereine. „Der Hochschulsport, aber auch die Sportlehrerbildung sollten eigentlich auch für Alle für ein gemeinsames Lernen offen sein“, fordert Kurth. Doch auch dort gebe es noch jede Menge Defizite.

    Sportpraxis, September/Oktober 2013, Limpert Verlag GmbH. Einzelpreis 9,95 Euro

    Kontakt

    Prof. Dr. Harald Lange, T: (0931) 31-80283, harald.lange@uni-wuerzburg.de

    Dr. Thomas Borchert, T: (0331) 977 1595, Thomas.borchert@uni-potsdam.de

    Thomas Kurth M.A., T: (0931) 31-83342, thomas.kurth@uni-wuerzburg.de


    Bilder

    „Inklusion im Sport ist kein leichtes Thema.“ Sagt Thomas Kurth. Mit Kollegen hat er deshalb praktische Beispiele gesammelt und veröffentlicht.
    „Inklusion im Sport ist kein leichtes Thema.“ Sagt Thomas Kurth. Mit Kollegen hat er deshalb praktis ...
    Foto: Gunnar Bartsch
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Wissenschaftler
    Pädagogik / Bildung, Sportwissenschaft
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Schule und Wissenschaft
    Deutsch


     

    „Inklusion im Sport ist kein leichtes Thema.“ Sagt Thomas Kurth. Mit Kollegen hat er deshalb praktische Beispiele gesammelt und veröffentlicht.


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