Köln - Am 2. November 2011 verändert ein Schlaganfall das Leben von Wolfgang Niedecken. Am Universitätsklinikum Köln behandeln Neuroradiologen den BAP-Musiker erfolgreich mit einer neuen Methode: Sie ziehen den Blutpfropfen mit einem Katheter aus der Arterie im Gehirn. Über seine Therapie und sein Leben nach dem Schlaganfall berichtet Niedecken auf der Pressekonferenz anlässlich von neuroRAD, der 48. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neuroradiologie. Sein Arzt, Professor Dr. med. Thomas Liebig, wird erläutern, wie die sogenannte Thrombektomie funktioniert und wann sie der medikamentösen Therapie überlegen ist.
Jedes Jahr erleiden in Deutschland rund 270 000 Menschen einen Schlaganfall. Er ist hierzulande die dritthäufigste Todesursache. In etwa 80 Prozent der Fälle ist der Auslöser eine Minderdurchblutung des Gehirns. Ursache ist häufig ein Blutgerinnsel, das ein Gefäß im Gehirn verstopft. Etwa 15 bis 20 Prozent dieser sogenannten ischämischen Schlaganfälle beruhen auf einem Verschluss großer Hirngefäße. „Ein großer Thrombus lässt sich oft nicht allein durch eine standardmäßige Gabe von Medikamenten auflösen“, sagt Professor Dr. med. Thomas Liebig, Leiter der Neuroradiologie am Universitätsklinikum Köln. „Weil die schnelle Öffnung des Gefäßes aber essentiell ist, um Hirnschäden zu vermeiden, kommt in diesen Fällen die Thrombektomie zum Einsatz.“
Bei dieser Methode schieben Neuroradiologen unter Röntgenkontrolle über die Leistenarterie einen Katheterdraht bis in das Gehirn vor. Im betroffenen Gefäß im Gehirn entfalten sie einen Stent-Retriever, ein feines Gitterröhrchen, in dem sich der Blutpfropfen verfängt. Indem sie den Katheters zurückziehen, entfernen sie den Thrombus. In acht von zehn Fällen ist die Wiederöffnung des Gefäßes möglich: „Eine erfolgreich durchgeführte Thrombektomie führt bei vielen Patienten zu dramatischen Verbesserungen und oft raschen Genesungsfortschritten, die alleine durch die medikamentöse Standardtherapie bei großen Verschlüssen kaum zu erreichen ist“, so Liebig, in dessen Klinik die Methode regelmäßig angewandt wird. Dort wurde auch Wolfgang Niedecken behandelt.
Der wissenschaftliche Beweis, dass das neue Verfahren bei großen Verschlüssen bessere Ergebnisse erzielt als die Lysetherapie allein, steht jedoch noch aus. „Viele bereits veröffentlichte Studien sind begrenzt aussagekräftig, weil sie veraltete Techniken und Geräte verwenden, die den modernen, heute verwendeten Systemen deutlich unterlegen sind“, so Liebig. Zuletzt konnten 2012 mehrere Studien zeigen, dass die Rekanalisation des Gefäßes mit modernen Stent-Retrievern nahezu doppelt so häufig möglich ist. „Zudem gibt es Hinweise darauf, dass beide Therapieformen, Lyse und Thrombektomie, synergistisch wirken können. In vielen Zentren hat sich etabliert, direkt nach der Aufnahme des Patienten eine Lyse durchzuführen, um die Zeit bis zur Thrombektomie zu überbrücken. Weitere, groß angelegte Studien, die derzeit auch schon anlaufen, sind notwendig, um sauber zu definieren, wie das vielversprechende Verfahren zum größtmöglichen Nutzen des Patienten angewandt werden sollte“, so Liebig.
Auf der Pressekonferenz anlässlich von neuroRAD 2013 werden Wolfgang Niedecken und Professor Liebig aus Patienten- und Expertensicht von der Behandlung des Schlaganfalls mittels Katheter berichten.
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Kongress-Pressekonferenz anlässlich von neuroRAD 2013
mit BAP-Musiker Wolfgang Niedecken und Experten von DGNR und ÖGNR
Termin: Donnerstag, 10. Oktober 2013, 10.30 bis 11.30 Uhr
Ort: Gürzenich Köln, Martinstraße 29-37, 50667 Köln
Vorläufige Themen und Referenten:
neuroRAD 2013: Aktuelles aus der Neuroradiologie auf dem gemeinsamen Kongress von DGNR
und ÖGNR
Professor Dr. med. Arnd Dörfler, Kongresspräsident neuroRAD 2013, Leiter der Abteilung für Neuroradiologie, Universitätsklinikum Erlangen
und
Prim. Dr. Johannes Trenkler, Präsident der ÖGNR, Leiter des Instituts für Radiologie, Landes-Nervenklinik Wagner-Jauregg, Linz, Österreich
Schlaganfall per Katheter behandeln – Ein Bericht aus Betroffenen- und aus Expertensicht
Wolfgang Niedecken, Musiker und Autor, Köln
und
Professor Dr. med. Thomas Liebig, Leiter der Abteilung für Neuroradiologie,
Universitätsklinikum Köln
Welche Rolle spielt die moderne Bildgebung bei der Früherkennung der Multiplen Sklerose?
Professor Dr. med. Arnd Dörfler
Kongresspräsident neuroRAD 2013, Leiter der Abteilung für Neuroradiologie, Universitätsklinikum Erlangen
Epilepsie: Wie lässt sich das Krampfleiden besser diagnostizieren?
Professor Dr. med. Horst Urbach, Ärztlicher Direktor der Klinik für Neuroradiologie, Universitätsklinikum Freiburg
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Kontakt für Journalisten:
Pressestelle neuroRAD
Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neuroradiologie (DGNR)
Juliane Pfeiffer/Dagmar Arnold
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-693
Telefax: 0711 8931-167
pfeiffer@medizinkommunikation.org
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