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08.10.2013 15:31

Müllentsorgung in Leukämiezellen

Stefan Zorn Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Medizinische Hochschule Hannover

    MHH-Forscher legen die Autophagie lahm / Neuer Ansatz für Therapien

    Wissenschaftlern der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) ist es gelungen, neue therapeutische Angriffspunkte für Leukämien zu identifizieren. In Zusammenarbeit mit Forschern aus Deutschland, der Schweiz und den USA beschäftigten sich die Arbeitsgruppen von Dr. Jan Henning Klusmann, Klinik für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie und Professor Dr. Georg Behrens, Klinik für Immunologie und Rheumatologie, mit den Wirkmechanismen von Histondeacetylase-Inhibitoren (HDACi). „Diese Substanzen wecken große Erwartungen im Kampf gegen Krebserkrankungen. Einige Medikamente sind schon zugelassen“, erklärt Dr. Klusmann. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass HDACi unerwartete Wirkungen in Leukämiezellen haben.“ Histondeacetylasen sind Enzyme, die das Ablesen des Erbguts – der DNA im Zellkern – und die Funktion von Eiweißen in der Zelle regulieren. Wie genau sie bei Krebserkrankungen wirken, ist nicht vollständig verstanden. Dr. Klusmann war diesen Substanzen schon lange auf der Spur. „Wir begannen mit einer systematischen Suche nach dem, was in Zellen unter dem Einfluss von HDACi geschieht. Am Ende vieler Experimente gelangten wir zur Erkenntnis, dass diese Enzymblocker die Autophagie in Leukämiezellen blockieren.“ Über Autophagie – Zellen bauen dabei ihre eigenen Strukturen ab – recyceln Zellen Eiweiße und Zellorganellen; sie nutzen diese Vorgänge vor allem in Mangelsituationen. Die Ergebnisse der Studie wurden nun im renommierten Fachjournal „Leukemia“ publiziert.

    „Es sieht so aus, dass wir durch eine Blockade der Autophagie diese Tumorzellen regelrecht ,zumüllen’ und sie dadurch vermehrt absterben“, erläutert Professor Behrens. „Das können wir durch HDACi erreichen, aber auch durch andere Substanzen. Tumorzellen produzieren offenbar mehr Müll, der ständig beiseite geschafft werden muss. Auf Störungen der Autophagie reagieren sie daher sehr sensibel.“

    Die beiden Projektleiter freuen sich, dass die langjährige Kooperation zum Erfolg geführt hat. „Jan Henning Klusmann forscht seit langem an Leukämiezellen, wir studieren seit einiger Zeit Autophagie in Immunzellen. Wir arbeiten eigentlich in völlig verschiedene Richtungen. Die Infrastrukturen der MHH, das neue Pädiatrische Forschungszentrum und die Mitarbeiter der Arbeitsgruppen haben dazu beigetragen, dass echte Synergien entstehen konnten“, sagt Professor Behrens.

    Die Erkenntnisse haben direkte Bedeutung für die Behandlung von Patienten und sollen in klinischen Studien berücksichtigt werden. „Wie immer bleiben aber noch Fragen offen“, sagt Dr. Klusmann. „Unsere Beobachtungen liefern genügend Stoff, um weiter gemeinsam zu forschen und Therapien zu verbessern. Das kann dann sowohl Menschen mit Leukämien als auch denen mit Störungen im Immunsystem zu Gute kommen.“

    Der Link zur Originalpublikation lautet http://www.nature.com/doifinder/10.1038/leu.2013.264

    Weitere Informationen erhalten Sie von Dr. Jan Henning Klusmann, Telefon (0511) 532 3252, klusmann.jan-henning@mh-hannover.de, oder bei Professor Dr. Georg Behrens, Telefon (0511) 532 5713, behrens.georg@mh-hannover.de


    Bilder

    Prof. Behrens und Dr. Klusmann im Labor.
    Prof. Behrens und Dr. Klusmann im Labor.
    Quelle: "Foto: MHH/Kaiser"


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Prof. Behrens und Dr. Klusmann im Labor.


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