Für seine originelle und vielseitige Forschung über die Ruhrgebietsgeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg erhält Prof. Dr. Lutz Niethammer (Neuere und Neueste Geschichte, Universität Jena) heute den ersten Bochumer Historikerpreis, der mit 25.000 Euro dotiert ist. Die Verleihung findet im Zuge des Stiftungsfests der Stiftung Bibliothek des Ruhrgebiets statt, die ihren vierten Geburtstag feiert.
Bochum, 15.11.2002
Nr. 335
Prof. Lutz Niethammer (Jena) erhält Bochumer Historikerpreis
Ausgezeichnet: Deutsche Oral History und Alltagsgeschichte
Verleihung beim Fest der Stiftung Bibliothek des Ruhrgebiets
Für seine originelle und vielseitige Forschung über die Ruhrgebietsgeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg erhält Prof. Dr. Lutz Niethammer (Neuere und Neueste Geschichte, Universität Jena) heute den ersten Bochumer Historikerpreis. Stifter des mit 25.000 Euro dotierten Preises sind der Oberbürgermeister der Stadt Bochum, der Rektor der RUB, die Stiftung der Sparkasse Bochum und die Stiftung Bibliothek des Ruhrgebiets. Die Verleihung findet im Zuge des Stiftungsfests der Bibliothek statt, die ihren vierten Geburtstag feiert.
Alltagsgeschichte aus erster Hand
Lutz Niethammer widmet sich der Erforschung der jüngsten deutschen Geschichte, angefangen mit der Entnazifizierung in Westdeutschland über die ostdeutsche Kriegs- und Nachkriegsgeschichte bis hin zu Ost-West-Forschung, schon lang vor der Wiedervereinigung. Besonders die erfahrungsgeschichtliche Dimension der Gesellschaftsgeschichte verbindet man international mit seinem Namen: Niethammer befragte die "einfachen" Menschen im Ruhrgebiet, schrieb ihre Alltagsgeschichte und legte so den Grundstein der deutschen "Oral History". Die erfolgreichen Karrieren seiner zahlreichen Schüler zeichnen ihn daneben als guten und beliebten Lehrer aus.
Karriere im Pott und anderswo
Der erste Träger des Bochumer Historikerpreises wurde 1939 in Stuttgart geboren und studierte in Heidelberg Geschichte und Sozialwissenschaften. Er arbeitete als Wissenschaftlicher Assistent an der RUB bis er 1973 als Professor an die Uni-GH Essen berufen wurde, wo er zeitweilig Konrektor war. 1982 berief ihn die FernUniversität Hagen, 1993 wechselte er an die Friedrich-Schiller-Universität Jena. Gastprofessuren und Forschungsaufenthalte nahm er in Oxford, Paris, York, Berlin und Florenz wahr. Seit 1989 war er für vier Jahre Gründungsbeauftragter und erster Präsident des Kulturwissenschaftlichen Instituts in Essen, einer Einrichtung des Wissenschaftszentrums Nordrhein-Westfalen. Als ausgezeichneter Sachkenner ist er zum Wissenschaftlichen Berater der Bundesregierung für die Regelung der Zwangsarbeiterentschädigung berufen worden.
Gute Bilanz zum Geburtstag
Zu ihrem vierten Geburtstag zieht die Stiftung Bibliothek des Ruhrgebiets eine positive Bilanz über das letzte Jahr: Dienstleistungen und Forschungstätigkeiten konnten ausgebaut werden, und das Haus der Geschichte des Ruhrgebiets hat sich als beliebter Ort für wissenschaftliche und regionalbezogene Veranstaltungen von Ruhr-Universität, Stadt Bochum und anderen Veranstaltern etabliert. Als größtes Forschungsprojekt unterstützt die Stiftung zurzeit "Arbeitseinsatz im deutschen Steinkohlenbergbau 1939-1945" des Instituts für soziale Bewegungen. Besonders großen Zuspruch fand die Diskussionsreihe "Ruhrstadt - Visionen für das Ruhrgebiet" in Zusammenarbeit mit dem Verein pro Ruhrgebiet. Vorträge und Diskussionen daraus erscheinen in einer Schriftenreihe, die Veranstaltungen sollen fortgesetzt werden. Erfreuliches berichtet auch die Bibliothek des Ruhrgebiets, die in letzter Zeit eine neue Bibliothekssoftware implementieren und einen hochmodernen Scanner sowie ein Mikrofilm-Lesegerät anschaffen konnte. Außerdem freute man sich über deutlich mehr Besucher - nicht nur aus den Reihen der Wissenschaftler und Studierenden der RUB sondern auch aus Stadt und Region.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Klaus Tenfelde, Institut für Soziale Bewegungen der Ruhr-Universität Bochum, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-24687, Fax: 0234/32-14249, E-Mail: klaus.tenfelde@ruhr-uni-bochum.de
Programm
16 Uhr: Begrüßung - Dr.-Ing. h.c. Wilhelm Beermann (Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Bibliothek des Ruhrgebiets)
Laudatio auf den Preisträger - Prof. Dr. Jürgen Reulecke (Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der Stiftung)
Verleihung des Historikerpreises
Festvortrag: Wir in Europa - Prof. Dr. Lutz Niethammer
17.30 Uhr: Empfang im Stiftungsgebäude
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Personalia
Deutsch
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