Herzspezialisten informieren vom 1. bis 30. November über Diagnose, Therapie und Vorbeugung der Volkskrankheit Herzinsuffizienz
Die Herzschwäche (Herzinsuffizienz) ist eine ernste Erkrankung und nimmt auch aufgrund der steigenden Lebenserwartung an Häufigkeit weiter zu. Allein in Deutschland leiden nach Expertenschätzungen* zwei bis drei Mio. Menschen an einer Herzschwäche. Jährlich werden über 370.000 Patienten mit einer Herzschwäche in ein Krankenhaus eingeliefert; über 48.000 sterben daran.
Die chronische Herzschwäche führt dazu, dass das Herz nicht mehr in der Lage ist, den Körper ausreichend mit Blut und damit mit Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen. Nicht nur das Herz selbst, auch andere Organe wie Gehirn, Nieren oder Muskeln werden in Mitleidenschaft gezogen. Es kommt zu Beschwerden wie Atemnot, Leistungsschwäche und Flüssigkeitseinlagerungen in den Beinen und Knöcheln (Ödeme). Im fortgeschrittenen Stadium kann die Herzschwäche zu massiven Beschwerden bei den Betroffenen führen, sie beeinträchtigt stark ihren Alltag und bedroht ihr Leben. Die chronische Herzschwäche ist keine eigenständige Krankheit, sondern die Folge anderer Herzerkrankungen. In etwa 70 % der Fälle entwickelt sich die Herzschwäche aus der koronaren Herzkrankheit (KHK) und hohem Blutdruck. Aber auch Herzklappenerkrankungen, Herzmuskelentzündung oder angeborene Herzfehler sind Ursachen der Herzschwäche.
Informationsdefizite in der Bevölkerung
„Viele Menschen sind gefährdet, eine Herzschwäche zu bekommen. Zugleich mangelt es der Bevölkerung an Wissen über die Ursachen der Herzschwäche und damit über die Möglichkeiten der Vorbeugung durch Behandlung der Risikofaktoren, zum Beispiel durch einen gesunden Lebensstil. Auch zu wenig bekannt sind die krankheitstypischen schleichenden Warnzeichen der chronischen Herzschwäche, die über Jahre unbemerkt fortschreiten kann – im Gegensatz zum notfallmäßigen plötzlichen Nachlassen der Herzleistung bei einer akuten Herzschwäche. Der Aufklärungsbedarf ist deshalb besonders groß“, betont der Herzspezialist Prof. Dr. med. Thomas Meinertz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung. Deswegen veranstaltet die Deutsche Herzstiftung vom 1. bis zum 30. November die bundesweiten Herzwochen unter dem Motto „Das schwache Herz“ mit einem umfangreichen Info-Angebot unter www.herzstiftung.de/herzwochen.html, um die Öffentlichkeit über die Diagnose, Therapie und Möglichkeiten der Vorbeugung einer Herzschwäche aufzuklären.
Warnzeichen Atemnot und Leistungsschwäche: Sofort zum Arzt!
Viele Betroffene wollen Beschwerden der Herzschwäche wie Atemnot, Abnahme der Leistungsfähigkeit und Wassereinlagerungen in den Beinen, besonders im Unterschenkel, nicht wahrhaben oder schieben diese resigniert auf das Alter. „Die chronische Herzschwäche beginnt zumeist unspektakulär und schleichend mit Atemnot und einer Leistungsabnahme. Zum Beispiel gibt man die Bergwanderung mit Freunden auf, weil es bergan zu anstrengend ist. Oder beim Treppensteigen geht einem die Luft aus, sodass man zwischendurch stehen bleibt. Wer unter Atemnot leidet, sollte daher umgehend zum Arzt, um zu klären, ob es sich um eine Herzkrankheit handelt“, fordert Kardiologe Prof. Meinertz. Je früher die Herzschwäche erkannt wird, umso eher kann man mit den heutigen Therapiemöglichkeiten die fatale Entwicklung der Krankheit aufhalten oder verlangsamen. Man unterscheidet zwischen der systolischen Herzschwäche, der Pumpschwäche in der Auswurfphase (Systole) des Herzens, und der diastolischen Herzschwäche, bei der dem Herzmuskel die Elastizität fehlt, um genügend Blut aufzunehmen. Der Organismus wird deshalb nicht ausreichend mit Blut versorgt, selbst wenn die Pumpkraft des Herzens erhalten ist.
Besteht beim Hausarzt der geringste Verdacht auf eine Herzschwäche, muss der Patient zum Herzspezialisten zur genaueren Beurteilung der Herzsituation durch Untersuchungsverfahren wie Ultraschall (Echokardiographie) – dem wichtigsten Verfahren hierbei –, EKG, Belastungs-EKG, Röntgen, Katheteruntersuchung oder Biomarker, die im Labor Aufschluss über eine Herzschwäche geben.
Therapie der Herzschwäche: Was leistet sie heute?
Ziel der Therapie der Herzschwäche ist es, das Fortschreiten der Erkrankung zu stoppen oder zu verlangsamen, Sterblichkeit und Krankenhausaufenthalte zu verringern und die Lebensqualität zu erhalten oder zu verbessern. In der modernen Therapie kommen vier Vorgehensweisen zur Anwendung:
–Behandlung der Ursachen: Einstellung des Bluthochdrucks, Operation defekter Herzklappen, Bypassoperation oder Kathetereingriffe, um bei KHK Durchblutungsstörungen zu beheben.
–Medikamente: ACE-Hemmer und Sartane verhindern schädliche Umbauprozesse und steigern die Leistungsfähigkeit des Herzens. Zur Einstellung der richtigen Pulsfrequenz des Herzschlags kommen Betablocker zum Einsatz. Wenn Betablocker die Herzfrequenz nicht ausreichend senken oder wenn eine Unverträglichkeit vorliegt, kommt seit 2012 das neue Medikament Ivabradin zum Einsatz. Ivabradin hat den Vorteil, dass es anders als Betablocker weder die Herzkraft noch den Blutdruck oder die Atemwege beeinflusst, weshalb Gegenanzeigen der Betablocker wie Asthma oder Blutdruck entfallen.
Inzwischen sind Aldosteronantagonisten, die krankhaften Umbauprozessen gegensteuern und die Sterblichkeit senken, ein fester Bestandteil der Behandlung. Diuretika fördern die Entwässerung des Körpers und entlasten dadurch das Herz. Die Herzglykoside haben an Bedeutung verloren. Sie werden nur noch als Reserve bei schwerer Herzschwäche eingesetzt oder zur Senkung der Herzfrequenz, wenn Betablocker die Herzfrequenz nicht ausreichend senken oder nicht vertragen werden.
Bei der Behandlung mit ACE-Hemmern, Sartanen, Aldosteronantagonisten, Diuretika und Digitalis müssen Kaliumspiegel und Nierenfunktion regelmäßig kontrolliert werden, um schwere Nebenwirkungen zu verhindern. Kontrollen sind notwendig vor Beginn der Therapie, vor jeder Dosisänderung, 4 Wochen danach und dann vierteljährlich.
–Bewegung als Therapie: Während früher Schonung bei Herzschwäche angeraten wurde, ist heute Bewegung eine wichtige Therapie. Allerdings muss mit dem Hausarzt/Kardiologen die Belastbarkeit besprochen werden. Bei Herzschwäche empfehlen sich körperliche Aktivitäten mit viel Bewegung bei vergleichsweise geringem Kraftaufwand wie Spazierengehen, Wandern, Nordic Walking, Radfahren. Regelmäßiges Ausdauertraining führt zur deutlichen Steigerung der Leistungsfähigkeit, zur Abnahme der Krankenhausaufenthalte und zur Senkung der Sterblichkeit.
–Spezifische Schrittmacher: Eine Resynchronisationstherapie (CRT) mit speziellen Schrittmachern verbessert die Herzleistung bei Patienten mit einer Störung der Erregungsleitung im Herzen. Defibrillatoren schützen Herzschwächepatienten, die durch eine lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung (Kammerflimmern) gefährdet sind, vor dem plötzlichen Herztod.
Entgleisung der Herzschwäche: Was kann der Patient dagegen tun?
Gefürchtet ist eine Entgleisung der Herzschwäche, weil sie häufig zu einer notfallmäßigen Krankenhauseinweisung führt. Zur Entgleisung kann es kommen, z. B. wenn Medikamente nicht richtig eingenommen oder weggelassen werden oder wenn nicht auf einen gesunden Lebensstil durch Gewichtsnormalisierung, maßvolles Ausdauertraining (bei stabiler Herzschwäche), gesunde Ernährung (Mittelmeerküche) und Verzicht auf Rauchen und Alkohol geachtet wird. „Bei der Therapie der Herzschwäche kommt es sehr auf eine aktive Rolle des Patienten an, damit es gar nicht erst zu einer Verschlechterung der Krankheit kommt“, unterstreicht Prof. Meinertz.
Arzt und Patient müssen gemeinsam den Verlauf der Krankheit aufmerksam verfolgen und auf die bekannten Warnsignale für eine Entgleisung achten, z. B. durch tägliche Gewichtskontrolle bei Tendenz zur Wassereinlagerung: Steigt das Körpergewicht mehr als 2 kg in 3 Tagen an, hat sich die Herzschwäche verschlechtert. Der Hausarzt oder eine Klinik sind umgehend aufzusuchen! Neben der täglichen Aufzeichnung des Körpergewichts in ein spezielles Tagebuch sollten auch der Puls und Blutdruck dokumentiert werden.
*Angaben des Kompetenznetzes Herzinsuffizienz
Der neue Experten-Ratgeber „Das schwache Herz – Diagnose und Therapie der Herzinsuffizienz heute“, herausgegeben von der Deutschen Herzstiftung, informiert über die Diagnose, Behandlung und Möglichkeiten der Vorbeugung der Herzschwäche nach dem heutigen Stand der Medizin in einer Sprache, die jeder versteht. Patienten erhalten wertvolle Ratschläge für den Umgang mit der Erkrankung. Alle Beiträge sind von namhaften Herzexperten geschrieben. Der Band (160 S.) ist für drei Euro in Briefmarken erhältlich bei: Deutsche Herzstiftung e. V., Vogtstr. 50, 60322 Frankfurt/M. oder unter www.herzstiftung.de/herzschwäche-therapie
Die Herzwochen richten sich an Patienten, Ärzte und alle, die sich für das Thema Herzschwäche interessieren. An der Aufklärungskampagne beteiligen sich viele tausend Aktionspartner, z. B. Kliniken, niedergel. Kardiologen, Krankenkassen, Gesundheitsämter und Betriebe. Sie organisieren über 1 000 Veranstaltungen wie Vorträge, Seminare, Telefonaktionen, und Gesundheitstage. Diese können im Internet unter www.herzstiftung.de/herzwochen.html abgerufen, unter Tel. 069 955128-333 erfragt oder der Tagespresse entnommen werden.
26/2013
Informationen:
Deutsche Herzstiftung e.V.
Pressestelle:
Michael Wichert/Pierre König
Tel. 069/955128-114/-140
Fax: 069/955128-345
E-Mail: wichert@herzstiftung.de
koenig@herzstiftung.de
www.herzstiftung.de
http://www.herzstiftung.de/herzwochen.html
http://www.herzstiftung.de/herzschwaeche-therapie
Der Experten-Ratgeber zu den Herzwochen "Das schwache Herz"
Jan Neuffer/Deutsche Herzstiftung
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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