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18.11.2002 11:36

Geschichte der Selbsttötung

Jens Panse Pressestelle
Universität Erfurt

    Interantionale Tagung an der Universität Erfurt vom 21. bis 23.11.02

    Vom 21. bis zum 23. November 2002 veranstaltet die Arbeitsstelle Historische Anthropologie des Max-Planck-Instituts für Geschichte an der Universität Erfurt eine internationale Tagung, die sich mit dem Thema "Selbsttötung als kulturelle Praxis. Ansätze eines interkulturellen historischen Vergleichs" beschäftigt. Die Referentinnen und Referenten der Konferenz kommen aus aller Welt: nicht allein aus Europa, sondern auch aus China, Japan und Nordamerika. Ort der Tagung ist das Augustinerkloster Erfurt.

    Die zahlreichen Beiträge widmen sich aus einer historischen und kulturenvergleichenden Perspektive dem aktuellen Thema der Selbsttötung. Dieses Thema geriet in den vergangenen Monaten und Jahren nicht nur durch terroristische "Selbstmord-Attentate", sondern auch durch die Auseinandersetzung um Euthanasie und Sterbehilfe verstärkt in die öffentliche Debatte. Der Blick wurde so auf eine Frage gelenkt, die im Europa des 19. und 20. Jahrhunderts weitestgehend tabuisiert worden ist. Angesichts der neuen Aufmerksamkeit jedoch ist Vorsicht und wissenschaftliche Umsicht geboten. Gerade diesem Ziel will die Tagung dienen: Es ist zu fragen, ob es sich bei einem Attentat, das den eigenen Tod einschließt, wie auch bei der Bitte um den eigenen Tod durch fremde Hand überhaupt um eine Selbsttötung handelt. Hier zeigen sich Probleme der Klärung, Differenzierung und Abgrenzung der Handlung der Selbsttötung. Zugleich werden die Möglichkeiten politischer und moralischer Instrumentalisierung des Themas deutlich. Die Notwendigkeit, derartige Mechanismen der Instrumentalisierung kritisch zu untersuchen, zeigt auch: Der Blick auf Selbsttötung als individuelles und gesellschaftliches Problem ist nach wie vor Desiderat. Die Tagung "Selbsttötung als kulturelle Praxis" versucht mit ihrer historisch-kulturwissenschaftlichen Perspektive dazu beizutragen, diese Lücke zu schließen.

    In der kulturwissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Geschichte der Selbsttötung wurde Selbsttötung in den letzten Jahren als ein Problem interessant, das einen besonderen Zugang zum Bedeutungshorizont eines kulturellen Lebenszusammenhangs gewissermaßen von dessen Grenze her eröffnet. Selbsttötung ist auch als individueller Akt noch kollektiv, historisch und kulturspezifisch geprägt. Sie ist damit nicht nur als Teil von Kultur wissenschaftlich interessant, sondern lässt sich darüber hinaus und vor allem als Möglichkeit des Zugangs zu Kultur heuristisch fruchtbar machen. Die geplante Tagung "Selbsttötung als kulturelle Praxis" verfolgt das Thema unter dieser kulturwissenschaftlichen Fragestellung. Sie hat zum Ziel, unterschiedliche kulturwissenschaftliche Forschungsansätze zusammenzuführen und mit deren Ergebnissen auch verschiedene methodische Herangehensweisen zu diskutieren.

    Die Auseinandersetzung mit der Geschichte der Selbsttötung unter der hier verfolgten Perspektive führt über das engere Thema selbst hinaus. Im interkulturellen historischen Vergleich der Bedeutungen und Formen des Todes durch die eigene Hand versucht die Konferenz, einen besonderen Beitrag zu einer Kulturhistorik zu leisten, die durch die Erforschung der kulturellen Praktiken in nicht-europäischen Gesellschaften auch neue Zugänge zur Erkenntnis der Besonderheit und Fremdheit von Praktiken unserer eigenen europäischen Kulturen bietet.

    Weitere Informationen/ Kontakt: Prof. Dr. Hans Medick/ Dr. Andreas Bähr Tel.:0361-737-4464 E-Mail: andreas.baehr@uni-erfurt.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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