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20.11.2002 14:50

Kunstharnblase von Prof. Wassermann erhält heute um 14.00 Uhr d. Innovationspreis für Medizintechnik

Dr. Traute Schoellmann Hochschulkommunikation
Fachhochschule München

    Von außen steuerbares System verspricht Komfort für Betroffene

    Prof. Helmut Wassermann von der Fachhochschule München und Prof. Dr. Dieter Jocham von der Universität Lübeck erhalten heute in Düsseldorf auf der Messe MEDICA den Innovationspreis zur Förderung der Medizintechnik. Mit diesem System kann Millionen von Menschen geholfen werden, denen zum Beispiel aufgrund eines Tumors die Blase entfernt werden musste. Die Fraunhofer Gesellschaft hat dieses künstliche Harnableitungssystem patentieren lassen und damit dem Forscherteam den wissenschaftlichen Vorsprung auf diesem Gebiet gesichert.

    Rund 18.000 Menschen erkranken allein in Deutschland jedes Jahr an Blasenkrebs. Oft muss die Blase entfernt werden, um das Leben des Patienten zu retten. Eine äußerst komplizierte Operation ermöglicht es, eine Ersatzblase aus Dünn- oder Dickdarmanteilen zu schaffen. Allerdings sind die Komplikationsraten und Folgeprobleme - wie Inkontinenz -sehr häufig, so dass weltweit nach einer künstlichen Alternative gesucht wird.

    Prof. Helmut Wassermann von der Fachhochschule München leitet hierbei gemeinsam mit Prof. Dieter Jocham von der Universitätsklinik Lübeck das weltweit führende Wissenschaftlerteam. Die an der Fachhochschule München entwickelte künstliche Harnblase hat die Form einer Kapsel. Sie besteht aus einer externen und zwei
    internen - das heißt implantierbaren - Komponenten. Sobald die Kunstblase gefüllt ist, macht sie sich mit einem Vibrieren bemerkbar. Dieses Teil befindet sich zusammen mit einem weiteren Baustein für die kontrollierte Entleerung außerhalb der Kapsel. Beide Teile werden jedoch vollständig unter der Haut eingesetzt. Der Patient steuert die Entleerung und das Aufladen der inneren Energiespeicher durch ein externes Gerät, das er auf seinen Unterbauch auflegt.

    Prof. Wassermann ist optimistisch: "Aufgrund unseres Konzepts wird die Kunstharnblase bei jedem Patienten funktionieren. Wir bauen das System modular auf. Es besteht aus Reservoir- und Steuerungsmodulen sowie beweglichen Bauteilen in verschiedenen Größen."

    Die Vorteile einer solchen künstlichen Blase sind zum einen die einfachere Operation. Zum anderen verfügt ein solches System über einen integrierten Schließmuskelapparat, der einen problemlosen Einsatz sowohl bei männlichen als auch weiblichen Patienten ermöglicht. Zudem rechnen die Wissenschaftler damit, dass durch den Einsatz der künstlichen Ersatzblase die Gesamtkosten der Erkrankung des fortgeschrittenen Blasenkarzinoms sinken.

    Der Arbeitsplan für die kommenden zwei Jahre ist dicht gedrängt:
    Innen- und Außenhülle werden ebenso getestet wie die verwendeten Biomaterialien. Darüber hinaus stehen die technischen Bauteile wie Antriebe, Ventile und Sensoren auf der Liste der Ingenieure. Die beteiligten Mediziner der Universität Lübeck um Prof. Dieter Jocham werden sich auf das Operationsverfahren konzentrieren, um eine optimale Verbindung zwischen Harnleitern, der Harnröhre und den Implantatwerkstoffen zu gewährleisten.

    Durch den Gewinn des Innovationswettbewerbs kann das ehrgeizige Ziel, 2005 einen klinisch einsetzbaren Prototypen in Händen zu halten, nun voraussichtlich termingerecht erreicht werden.

    Der Innovationspreis zur Förderung der Medizintechnik des Bundesbildungsministeriums wird um 14.00 Uhr auf der MEDICA Messe in Düsseldorf im Rahmen des Forums MEDICA VISION verliehen.

    Ansprechpartner:

    Prof. Helmut Wassermann, Fachhochschule München,
    Lothstraße 34, 80335 München, Tel.: 089/1265-2903,
    e-mail: wassermann@ee.fhm.edu

    Prof. Dr. Dieter Jocham, Universitätsklinikum Lübeck, Klinik und Poliklinik für Urologie, Ratzeburger Allee 162, 23558 Lübeck, Tel.: 0451/500-2290, Fax: 0451/500-3338,
    e-mail: jocham@medinf.mu-luebeck.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Informationstechnik, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Medizin, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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