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20.11.2002 16:12

TUD-Forscher gründen erste Wissenschaftskooperation mit China

Sabine Gerbaulet Science Communication Centre - Abteilung Kommunikation
Technische Universität Darmstadt

    Wissenschaftlern der TU Darmstadt wurde vor kurzem die Leitung des ersten deutsch-chinesischen Wissenschaftsprogramms übertragen. Damit wurden sowohl die ausgezeichneten Beziehungen der TU Darmstadt zur Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in Bonn wie auch zu den besten Wissenschaftlern in China honoriert. Die Koordinatoren des Programms, Prof. Dr.-Ing. Jürgen Rödel, Institut für Materialwissenschaft, und Prof. Dr.-Ing. Dietmar Gross, Institut für Mechanik, betonen die vollkommen neue Vorgehensweise der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

    Vor zwei Jahren wurde von der DFG und der National Science Foundation of China (NSFC) ein gemeinsames deutsch-chinesisches Wissenschaftszentrum in Beijing geplant und eingeweiht. Das Zentrum soll die wissenschaftliche Zusammenarbeit im Bereich der Grundlagenforschung zwischen beiden Ländern fördern und vor allem für junge Forscher optimale Rahmenbedingungen für den wissenschaftlichen Austausch schaffen. Dabei sind die Aktivitäten des Zentrums auf fünf Schlüsselgebiete der nächsten 20 Jahre konzentriert. Für diese hochaktuellen Wissenschaftsgebiete werden Kooperationsprogramme von deutschen und chinesischen Wissenschaftlern konzipiert, in Beijing beantragt und von DFG und NSFC zu gleichen Teilen gefördert. China ist das erste Land, für das die DFG diese Vorgehensweise erprobt.

    Als erstes Schlüsselgebiet wurde die Materialwissenschaft in Verbindung mit der Mechanik ausgewählt und bewilligt. In diesem Programm haben die Darmstädter Wissenschaftler kompetente Partner an der Tsinghua University in Beijing, der führenden Universität in den Ingenieurwissenschaften in China, gefunden. Sowohl Prof. Wei Yang (Dekan in "Mechanical Engineering") wie auch Prof. Shou-wen Yu (vormals Vizepräsident der Tsinghua University) haben umfangreiche Vorarbeiten geleistet. Die Thematik des Programms über "smart materials: properties and mechanics" beinhaltet die theoretische und experimentelle wissenschaftliche Durchdringung einer derzeit in der Industrie stark gefragten Klasse von Werkstoffen. Diese modernen Materialien erlauben es, größere Formänderungen durch Änderung der Temperatur (Formgedächtnislegierung) bzw. große Kräfte durch Änderung der elektrischen Spannung (Piezoelektrika) zu erzeugen. Anwendungen finden sich in der Automobiltechnik (Dieseleinspritzung), in der Drucktechnik (Tintenstrahldrucker), in der Textiltechnik (Fadenführer) und in vielen anderen Gebieten mehr.

    Nach strenger Begutachtung durch ein paritätisch besetztes Gutachtergremium startet das Programm zunächst mit 5 Doppelprojekten an verschiedenen Universitäten in China und Deutschland - zwei davon in Darmstadt. Obwohl diese Zahl gering erscheinen mag, ist die Pilotfunktion der neuen Zusammenarbeit nicht zu unterschätzen. In der Mechanik und der Materialwissenschaft ist es von jetzt an möglich, Projekte mit chinesischen Kollegen auch zu anderen Themen zu beantragen. Diese beiden Fächer sind somit in der deutsch-chinesischen wissenschaftlichen Zusammenarbeit fest verankert. Die Darmstädter Initiatoren erwarten, dass es nach den guten Erfahrungen im ersten Programm schnell zu einer Definition der verbleibenden Schlüsselgebiete kommen wird.

    Nach Aussage der beiden Professoren ist auch der Ausbildungsaspekt nicht zu vernachlässigen. Die einzelnen Doppelprojekte sehen eine unmittelbare Zusammenarbeit der chinesischen und deutschen Forschergruppen vor. Dementsprechend werden sich Nachwuchswissenschaftler mehrere Monate an den jeweiligen Partneruniversitäten aufhalten. Dies trägt zum Kennenlernen der anderen Kultur bei - ein nicht zu unterschätzender Vorteil bei der späteren Arbeitsplatzsuche angesichts der schnell steigenden Nachfrage Chinas nach westlichen Produkten.

    Die rasante Entwicklung in China spiegelt sich auch im akademischen Leben wieder. Während früher alle Hochschullehrer und Studenten auf dem Campus zur Miete wohnten, ist es jetzt möglich, Wohnungen auf dem Campus zu erwerben und seit kurzem auch außerhalb des Campus zu wohnen. Passend dazu gibt es seit kurzem eine ausgeprägt leistungsorientierte Bezahlung, die es den besten Wissenschaftlern ermöglicht, sogar Autos zu erwerben.

    Seit Oktober ist der erste Doktorand aus Darmstadt in Beijing. Aus ersten Fehlern hat er schon gelernt. Sein neues Fahrrad für 30 $ wechselte ohne sein Zutun bereits den Besitzer. Das nächste Fahrrad schließt er jetzt, wie seine chinesischen Kollegen, mit zwei verschiedenen Schlössern ab. Die fachliche Zusammenarbeit allerdings funktioniert unproblematisch.

    Pressekontakt: Prof. Dr.-Ing. Jürgen Rödel, Institut für Materialwissenschaft, 06151/16-6315, und Prof. Dr.-Ing. Dietmar Gross, Institut für Mechanik, Tel.: 06151/16-2973

    he, 20. November 2002, PM Nr. 16/11/2002


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Werkstoffwissenschaften
    überregional
    Forschungsprojekte, Organisatorisches
    Deutsch


     

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