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21.11.2002 12:18

Der kranke Mann am Bodden: Klinikumsvorstand beendet reguläre Patientenversorgung

Dr. Edmund von Pechmann Hochschulkommunikation
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

    Ab dem 15. Dezember 2002 muß der Klinikumsvorstand die reguläre Patientenbehandlung einstellen. Notfälle werden selbstverständlich weiter behandelt.

    Am 27. 11. 2002 um 14:00 Uhr hält der Vorstand des Universitätsklinikums in der Aula, Domstr. 11, eine dringliche Pressekonferenz ab, denn ab dem 15. Dezember 2002 muß er die reguläre Patientenbehandlung einstellen. Notfälle werden selbstverständlich weiter behandelt.

    Grund für diese ungewöhnliche Maßnahme ist die unzureichende Finanzierung der Klinikumsleistungen. Die schon 2001 in Budgetverhandlungen für 2002 vom Klinikum vorgelegten Fallzahlschätzungen akzeptierten die Krankenkassen wiederholt nicht, sondern reduzierten sie um über 1000 Fälle. Wie vom Klinikum vorausgesehen und -gesagt, mußte es schon jetzt im November mehr als die vereinbarten Fälle behandeln (jeder Über-Fall - das Klinikum hat Versorgungsauftrag! - wird aber in der Regel nur zu 15%, also nicht kostendekkend, vergütet). Doch darf das Klinikum das sich 2002 abzeichnende Defizit nicht weiter vergrößern. Steigende Hochleistungsmedizin-Fälle führen seit Jahren zu überdurchschnittlichen Zuwächsen bei Sachmittelausgaben und zu immer stärkerer Belastung des Personals. Das Klinikum kann die von den Kassen 2002 bewußt in Kauf genommenen Mindereinnahmen nicht ausgleichen.

    Nach Bekanntgabe der neuen Finanzierungsrichtlinien durch das Bundessozialministerium haben die Krankenkassen des Landes alle vorher mit dem Klinikum der Universität erzielten Ergebnisse für nichtig erklärt und lassen nur eine maximale Budgetsteigerung von 2,09% + 0,2% zu. Dies heißt 2003 Unterfinanzierung von 7,5 Millionen Euro. Das von den Kassen zugebilligte gekürzte Budget für 2003 wird den zu erwartenden Kostensteigerungen für das Personal und den medizinischen Bedarf gar nicht gerecht. Nach KHG haben die Nutzer der Einrichtung die Kosten eines leistungsgerechten Budgets zu tragen. Diesen Verpflichtungen sind die Krankenkassen in den letzten Jahren in keiner Weise nachgekommen. Zwar unterstützt die Landesregierung mit hohem Aufwand die Entwicklung des Universitätsklinikums Greifswald - das Finanzministerium genehmigte den Neubau des Universitätsklinikums, das Bildungsministerium besetzt Lehrstühle mit ausgewiesenen Spezialisten als Professoren, das Sozialministerium weist Versorgungsschwerpunkte zu. Die Krankenkassen hingegen kommen Ihren Verpflichtungen der Finanzierung der damit verbundenen Maximierung der Krankenversorgung nicht nach: die Unterfinanzierung des Universitätsklinikums bedroht die Gesundheitsversorgung in Vorpommern!

    Der ärztliche Dienst des Klinikums, Garant des Notfallrettungsdienstes und von Arztbesetzungen in umliegenden Kliniken, ist am Ende seiner Leistungsfähigkeit angelangt. Weitere Rationalisierungmöglichkeiten mit großen Wirtschaftlichkeitsreserven wie in Kliniken reicherer Bundesländer hat das Klinikum Greifswald nicht. Das zugebilligte Budget zwingt uns zur Reduzierung der bislang erbrachten Leistungen, um Kündigungen und Westwanderungen von Ärzten in Größenordnungen zu vermeiden. Unsere Patientenversorgung und die rund um den Bodden ist akut gefährdet. Am 27. 11. klären wir dazu auf.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Politik, Recht, Wirtschaft
    überregional
    Organisatorisches, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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