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18.11.2013 09:01

Die Geschichten hinter den Bildern der Gustaf-Dalman-Sammlung in Greifswald

Jan Meßerschmidt Presse- und Informationsstelle
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

    Die rund 15.000 historischen Fotografien, die das Gustaf-Dalman-Institut der Theologischen Fakultät Greifswald aufbewahrt, werden in den kommenden zwei Jahren wissenschaftlich neu bewertet. Europaweit einmalig, zeichnet die Sammlung an der Universität Greifswald ein eindringliches Bild Palästinas um 1900. Das Geld für die neuen Forschungsarbeiten wurde durch Professor Daniel Stein Kokin, Juniorprofessor für Jüdische Literatur und Kultur an der Theologischen Fakultät, in Großbritannien eingeworben: 62.400 Britische Pfund (ca. 74.000 Euro).

    In den letzten Jahren konnte das Gustaf-Dalman-Institut bereits fast 5.000 Glasplattendias und Luftaufnahmen digitalisieren. Rund zwei Drittel davon lassen sich über zwei Online-Datenbanken recherchieren. Mit den eingeworbenen Projektmitteln wird nun auch die Geschichte hinter den Bildern erforscht. „Wir wollen wissen: Wer hat sie fotografiert? Für welchen Zweck entstanden sie? Wurden sie gestellt oder aus dem Moment heraus gemacht? Die abgebildeten Orte und Personen sollen identifiziert und in die Datenbank eingepflegt werden“, so die Kustodin der Sammlung, die Theologin und Kunsthistorikerin Dr. Karin Berkemann. „Das kann zur Detektivarbeit werden, wenn ein Ort viele verschiedene Namen trägt: auf Hebräisch, Aramäisch, Arabisch, Griechisch, Lateinisch, aber auch Englisch, Französisch.“

    Bei diesen schwierigen Recherchen kann oft Gustaf Dalman selbst weiterhelfen: Zu vielen der Fotografien machte er Notizen. Über die „Fliegerbilder“, Luftaufnahmen des frühen 20. Jahrhunderts, legte er durchscheinendes Papier und beschriftete Orte und Landschaften. Besonders interessieren die neue Kustodin aktuell rund 1.200 Fotografien: Viele von ihnen sind Kunstdrucke; ein Teil ist handkoloriert. Die Aufnahmen stammen aus der Zeit um 1900 und zeigen Motive des Heiligen Landes wie ein traditionelles Gemälde. Man wollte nicht streng wissenschaftlich dokumentieren, sondern mit der Kamera kunstvolle Bilder erschaffen. Andere Fotografien stammen aus den privaten Alben von Gustaf Dalman.

    „Die Sammlung zur Landeskunde Palästinas ist keine folkloristische Kollektion. Die Sammlungsstücke und vor allem die Fotografien dokumentieren das Land Palästina und seine Bewohner in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, das Land der Bibel, das es heute so nicht mehr gibt. Die privaten Alben Dalmans fan-gen unverfälschte Momentaufnahmen ein, wie sich Kulturen begegnen. Wenn man darin blättert, hat man das Gefühl, als wäre man selbst dabei gewesen. Das ist ein seltener Einblick in die Forschungen und Reisen des Palästinainstituts zwischen 1903 und 1910. Wir erfahren, wie geforscht wurde“, so Professor Dr. Stefan Beyerle, der Direktor des Gustaf-Dalman-Instituts.

    Zusammengetragen wurde diese Sammlung durch den Theologen Gustaf Dalman (1855 − 1941). Er leitete in Jerusalem ab 1902 das „Deutsche Evangelische Institut für Altertumswissenschaft des Heiligen Landes“. Neben einer umfassenden Bibliothek zur Landeskunde Palästinas, der Geschichte, der Religion und der Kultur des jüdischen Volkes, blieben annähernd 15.000 Glasplattenbilder und Fotografien erhalten. Es wurde alles gesammelt − von Gesteins- und Holzproben über archäologische Funde und Reliefkarten bis zu einem Herbarium mit gut 2.000 Pflanzenexemplaren. In den Wirren des Ersten Weltkrieges konnte Gustaf Dalman nicht nach Palästina zurück und setzte seine Forschungen schließlich 1917 in Greifswald fort. So kam auch die ursprünglich umfangreichere Sammlung an die Universität.

    In den kommenden zwei Jahren soll Dalmans Sammlung für mehr Interessierte besser zugänglich gemacht werden. Daher digitalisiert man nicht nur fortlaufend weitere historische Fotografien. Darüber hinaus werden alle Daten einheitlich aufbereitet, zusammengeführt und verknüpft. Die neuen und die bereits vorhandenen digitalen Bestände sollen anschließend vollständig über die zentrale Datenbank der Universität Greifswald, das Digitale Sammlungsportal, recherchierbar sein. Nur so kann die Gustaf-Dalman-Sammlung später auch europaweit vernetzt werden. Denn immer häufiger fragen Forscher aus aller Welt nach den Informationen und den Geschichten hinter den in Greifswald verwahrten Bildern.

    Weitere Informationen:
    Jeden Mittwoch finden um 12:30 Uhr öffentliche Führungen http://tinyurl.com/omafgdx durch die Gustav-Dalman-Sammlung statt. Die nächste Führung ist am 20. November 2013.

    Sammlungsportal der Universität Greifswald
    http://www.wissenschaftliche-sammlungen.uni-greifswald.de/Sammlungseinrichtung/DE-MUS-035229
    Gustaf-Dalman-Institut Greifswald
    http://www.theologie.uni-greifswald.de/institute/gustaf-dalman-institut.html
    Portal mit historischen Aufnahmen aus der Gustaf-Dalman-Sammlung
    http://www.holyland-dalman.de/
    Die Fotos können für redaktionelle Zwecke im Zusammenhang mit der Pressemitteilung kostenlos heruntergeladen und genutzt werden. Dabei ist der Name des Bildautors zu nennen. Download:
    http://www.uni-greifswald.de/informieren/pressestelle/pressefotos/pressefotos-2013/pressefotos-november-2013.html

    Ansprechpartner an der Universität Greifswald:
    Gustaf-Dalman-Institut (Traditionsinstitut)
    Theologische Fakultät
    Am Rubenowplatz 2/3
    17489 Greifswald
    Telefon: 03834 86-2516
    beyerle@uni-greifswald.de


    Bilder

    Prof. Dr. Stefan Beyerle, der Direktor des Gustaf-Dalman-Instituts
    Prof. Dr. Stefan Beyerle, der Direktor des Gustaf-Dalman-Instituts
    Jan Meßerschmidt, Universität Greifswald
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wissenschaftler
    Religion
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

    Prof. Dr. Stefan Beyerle, der Direktor des Gustaf-Dalman-Instituts


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