Medienmitteilung der Uni Bayreuth, Nr. 2/98, 29. Januar 1998
Foerderpreis der Bayerischen Landesbank geht auch nach Bayreuth
OPTIMIERTE PERFORMANCE-MESSUNG FUER WERTPAPIER-INVESTMENTFONDS
Dr. Egner fand heraus: Steuern und Transaktionskosten zu wenig beachtet
Bayreuth (UBT). Wieder einmal geht auch ein Wissenschaftspreis auch an die Universitaet Bayreuth. Der Glueckliche ist in diesem Fall Dr. Thomas Egner, wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhls Betriebswirtschaftliche Steuerlehre und Wirtschaftspruefung (Professor Dr. Jochen Sigloch), den die Bayerische Landesbank jetzt einen ihrer mit 1.000 DM dotierten Foerderpreise zuerkannte.
Die Bayerische Landesbank verleiht seit 1992 fuer hervorragende wissenschaftliche Arbeiten jaehrlich ihren Wissenschaftspreis. Gefoerdert werden Dissertationen und Habilitationen an bayerischen Universitaeten, die sich bankwirtschaftlichen Fragestellungen widmen. Waehrend die Hauptpreise dieses Jahr an die Katholische Universitaet Eichstaett und an die Universitaet Augsburg gingen, gehoert Dr. Egner zu den neun jungen Wissenschaftlern, die mit dem Foerderpreis bedacht werden.
Praemiert wurde Dr. Egners Doktorarbeit, die sich mit sogenannten Performance-Messungen bei Wertpapier-Investmentfonds beschaeftigt. Performance-Messungen bewerten, wie sich etwa Fonds in bestimmten Zeiteinheiten entwickeln und welche Risiken den unterschiedlichen Fonds-Arten zugeordnet werden muss.
Der Bayreuther Preistraeger setzte sich u. a. mit der Zweckmaessigkeit der Performance-Messung als Entscheidungshilfe aus Sicht des Fonds-Anlegers und Fonds-Managements auseinander. Von einer zweidimensionalen Messung (Ertrag, Risiko) ausgehend entwickelte er einen Ansatz, der u. a. die Zielsetzung der Performance-Adressaten integriert. Dies bedeutet eine Abkehr von einem einheitlichen Performance-Mass und die Hinwendung zu einer adressaten-spezifischen Messkonstruktion.
Gleichzeitig kam er bei einer empirischen Ueberpruefung zu dem wenig ueberraschenden Ergebnis, dass die Besteuerung ein Ranking der verschiedenen Fods nach ihrer Performance bezueglich des Ertrags vor und nach Steuern nicht unwesentlich beeinflusst. Die Steuern und Transaktionskosten werden naemlich bei den "klassischen Performance-Messungen" weitgehend negiert.
Der eigentliche Nutzen der bisherigen Performance-Messung liegt in deren Prognosefaehigkeit, d. h. in der Annahme, dass die Performance-Kennzahlen ziemlich konstant bleiben. Untersuchungen zu verschiedenen ein- oder zweidimensionalen Modellen ergeben allerdings, dass eine solche Performance Permanenz nur in engen Grenzen nachweisbar ist und mit zunehmender Fondsspezialisierung stark abnimmt. Es schraenkt die Anwendung der klassischen Performance-Masse fuer die Fonds-Auswahl auf globale "gemischte" Investmentfonds ein, bei denen der Anleger nicht zu sehr auf den richtigen Zeitpunkt seines Engagements und Auswahl des fuer ihn massgeschneiderten Anlageform achten muss.
Dennoch werden Anleger derzeit von einer Welle der Fond- Spezialisierung ueberrollt, die mit der historischen Performance dieser Marktsegmente begruendet werden. Aber damit wird laut Dr. Egner eine erfolgreiche Fondsauswahl zum Zufallsereignis. Fazit: Die Ergebnisse der Dissertation schraenken nicht die Existenzberechtigung von Investventsfonds mit eng abgegrenzten Anlagegebieten ein, begrenzen das Einsatzgebiet aber auf gutinformierte institutionelle oder private Anleger, die nicht auf vergangenheitsorientierte Kennzahlen angewiesen sind, sondern zukunftsgerichtete Informationen vorliegen haben.
Die Preise werden am 18. Februar im Rahmen eines Festaktes in Muenchen verliehen. Die Festrede wird dabei der Bayerische Wirtschaftsminister Dr. Otto Wiesheu halten.
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