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23.06.1998 00:00

Graduiertenkolleg "Paläoökosystemforschung und Geschichte"

Dr./M.A. Rudolf F. Dietze Präsidialabteilung, Bereich Kommunikation & Marketing
Universität Regensburg

    Zum 1.10.1998 hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft das Graduiertenkolleg "Paläoökosystemforschung und Geschichte" bewilligt, das Natur- und Geisteswissenschaften an der Universität Regensburg zu gemeinsamen Forschungen und Studienprogrammen zu-sammenführt. Sprecher ist Prof. Dr. Peter Schauer, Lehrstuhl für Vor- und Frühgeschichte.

    Regensburg, 23. Juni 1998

    Pressemitteilung 24/98

    Neues DFG-Graduiertenkolleg an der Universität Regensburg bewilligt:

    "Paläoökosystemforschung und Geschichte"

    Zum 1.10.1998 hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft das Graduiertenkolleg "Paläoökosystemforschung und Geschichte" bewilligt, das Natur- und Geisteswissenschaften an der Universität Regensburg zu gemeinsamen Forschungen und Studienprogrammen zusammenführt. Sprecher ist Prof. Dr. Peter Schauer, Lehrstuhl für Vor- und Frühgeschichte. Für den 1. Förderabschnitt stehen aus Mitteln des Bundes und der Länder, die der DFG zugewiesen werden, insgesamt 1.3 Millionen DM für die Zielsetzungen des Graduiertenkollegs zur Verfügung. Damit ist für die Geisteswissenschaften ein Anfang gemacht, sich durch Ausgriffe in Bereiche der Naturwissenschaften langfristig zu Kulturwissenschaften zu wandeln.

    Das wissenschaftliche Programm des Kollegs zielt darauf ab, die Paläoumwelt ausgewählter Forschungsobjekte im Gelände (im Umkreis des Regensburger Hochschulstandortes) während unterschiedlicher Zeitscheiben zu rekonstruieren. Es sollen komplexe Wechselwirkungen zwischen natürlichen landschaftsverändernden Prozessen einerseits und verstärkter anthropogener Einflußnahme seit dem späten 2. Jahrtausend v. Chr. Geburt andererseits bilanziert werden (Mensch und Umweltproblematik). Unter diesen Aspekten beteiligen sich die folgenden Fachgebiete und Arbeitsrichtungen am Graduiertenkolleg: Botanik (Geobotanik, Paläobotanik), Geowissenschaften (Geomorphologie, Sedimentologie, Bodenkunde, Historische Geographie), Geschichte (Vor- und Frühgeschichte/Prähistorische Archäologie, Alte Geschichte, Mittelalterliche Geschichte und Historische Hilfswissenschaften, Bayerische Landesgeschichte).

    In den genannten Disziplinen werden Raum und Zeit verbunden mit raumwirksamem Handeln des Menschen während unterschiedlicher Zeitscheiben aus verschiedenen Blickwinkeln, aber mit gemeinsamen Erkenntnisanliegen über Steuerungsfaktoren und Wechselwirkungen innerhalb des Geo-, Bio- und Anthroposystems anhand ausgewählter Forschungsobjekte im Gelände untersucht. Das wissenschaftliche Programm des Graduiertenkollegs ist darauf ausgerichtet, die Gemeinsamkeiten der beteiligten Disziplinen hinsichtlich ihres jeweiligen Untersuchungsgegenstandes zu betonen, um auf dieser Basis die komplexen Inhalte der Paläoökosystemforschung von vorerst regionaler Bedeutung im Umkreis des Regensburger Hochschulstandortes zu erschließen (Niederbayerisches und oberpfälzer Altsiedelland, Mittelgebirgsraum des Bayerischen und Böhmer Waldes).

    Das Graduiertenkolleg setzt zeitliche Schwerpunkte, während derer das raumwirksame Handeln des Menschen besonders nachhaltigen Einfluß auf die jeweilige Paläoumwelt ausübte:
    1) Jüngere Bronzezeit (spätes 2. - frühes 1. Jts. v. Chr. Geb.) mit Formen temporärer Herrschaftsbildung (Höhenbefestigungen). - 2) Zeit der Kelten (2. Hälfte 1. Jts. v. Chr. Geb.) mit Großsiedlungen als Ausdruck proto-urbaner Lebensweise. - 3) Römerzeit (1.-5. Jh. n. Chr. Geb.) als Epoche kulturverändernden Einflusses der Mittelmeerwelt auf die Zone nordwärts der Alpen (Romanisierung im Donaubogen um Regensburg). - 4) Hochmittelalter mit konstanten, gelenkten Herrschaftsverhältnissen (Rodungsperioden).

    Die Zielsetzung des Studienprogramms des Graduiertenkollegs ist in Verbindung mit den Forschungsvorhaben vor allem darauf gerichtet, über die Fachinhalte und Methoden des jeweils eigenen Faches hinaus, projektbezogene Vorgehensweise und Lösungsansätze der anderen Fachdisziplinen am selben Ort zu erlernen und zur kritischen Beurteilung erzielter Ergebnisse einsetzen zu können. Daher zählen zum Ausbildungsprogramm der Kollegiaten vor allem Vorlesungen, Seminare und Praktika auf methodischem Gebiet, die möglichst objektbezogen zu konzipieren sind. Die gemeinsamen Arbeitsprojekte der Dozenten bieten die Möglichkeit zu einer ungleich intensiveren und interdisziplinär ausgerichteten Betreuung der Doktoranden und Kollegiaten. Feste Bindung der Kollegiaten an diese Projekte gestattet in besonderem Maße zielorientiertes Arbeiten. Eine Straffung insbesondere des Promotionsstudiums ergibt sich aus dem Angebot an fachübergreifenden, methodisch orientierten Lehrveranstaltungen u.a. auf dem Gebiet der Bodenkunde (Sedimentologie, Palynologie /Pollenkunde/), der Dendrochronologie (Datierung mit Hilfe von Jahresringen) und -morphologie, der Geoökologie, der Vegetationskunde und der Paläobotanik sowie der archäologischen Ausgrabungsmethodik und der Datierungsmöglichkeiten. Als Grundlage der Graduiertenausbildung dient der von allen beteiligten Disziplinen erstellte und abgestimmte viersemestrige Arbeitsplan mit differenzierten Studieneinheiten, der die Lehrveranstaltungen, die sich jeweils am, im Graduiertenkolleg erreichten Forschungsstand orientieren, im zweijährigen Turnus (Promotionszeitraum) wiederholt.

    In einer Zeit, in der intensiv über Landschaftswandel und die damit verbundene Störung bzw. Veränderung bestehender, scheinbar natürlicher Verhältnisse diskutiert wird, besteht der Ertrag des Graduiertenkollegs darin, im Umkreis des Regensburger Hochschulstandortes (z.B. am Bogenberg, Frauenberg und Schloßberg, im Donau-, Naab- und Regental) konkret zu untersuchen, inwieweit Landschaftswandel einerseits ein natürlicher Prozeß ist und welche vom Menschen verursachten Veränderungen sich andererseits vor allem bereits seit dem 6. Jahrtau-send v. Chr. (Beginn bäuerlicher Lebensweise in Mitteleuropa) abgespielt haben.

    Kontakt: Prof. Dr. Peter Schauer, Tel. (0941) 943-3540


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geschichte / Archäologie, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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