Nachruf auf Gründungsdirektor des Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) / Wegbereiter der Ökonometrie in Deutschland / Berater in Politik und Wirtschaft
Professor Dr. Dr. h.c. Heinz König ist am Donnerstag, 21. November, im Alter von 74 Jahren verstorben. Professor König galt als einer der führenden Wirtschaftswissenschaftler und Wegbereiter der empirischen Wirtschaftsforschung und Ökonometrie - der Untersuchung wirtschaftlicher Zusammenhänge mit Hilfe mathematisch-statistischer Verfahren - in Deutschland. Professor König beriet Politik und Wirtschaft und hat im Alter von 64 Jah-ren noch das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung aufgebaut. Das Mannheimer Forschungszentrum zählt heute zu den führenden Instituten auf dem Gebiet der anwen-dungsbezogenen empirischen Wirtschaftsforschung in Europa.
Professor König lehrte insgesamt 34 Jahre lang an der Universität Mannheim. Von 1979 bis 1982 war Professor König auch Rektor der für ihre Wirtschafts- und Sozialwissenschaften bekannten Hochschule. Er war zudem Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher und wirtschaftspolitischer Gremien.
Erst vor wenigen Tagen hob der Wissenschaftsrat die Mannheimer Fakultät für Volkswirtschaftslehre als einzige deutsche Hochschulreinrichtung hervor, die im wichtigen Bereich der Ökonometrie internationales Renommée besitzt. "Professor König hat mit seiner Arbeit hierfür den Grundstein gelegt", betonte Professor Dr. Hans-Wolfgang Arndt, Rektor der Universität Mannheim. "Ihm hat es nicht genügt, Theorien aufzustellen und Zusammenhangsvermutungen zu formulieren. Er hat die Theorien stets mit Hilfe statistischer Verfahren an der Realität überprüft. Dank seiner unermüdlichen Initiative stehen heute die gesamten Mannheimer Wirtschaftswissenschaften für diese Verbindung von theoretischer Exzellenz und empirischer Absicherung sowie für ein großes Engagement in der Politik- und Wirt-schaftsberatung. Professor König hat damit das Ansehen der Universität Mannheim im In- und Ausland nachhaltig geprägt."
Mit der Gründung des ZEW habe er zudem den gesamten Wissenschaftsstandort Mannheim erheblich gefördert, betont Arndt. "Mannheim ist mit seinen beiden wirtschaftswissenschaftlichen Fakultäten, dem ZEW und neuerdings dem Mannheim Research Institute for the Eco-nomics of Aging eine internationale Hochburg der Wirtschaftswissenschaften. Professor König hatte maßgeblichen Anteil an diesem Erfolg."
"Ich will Politik- und Wirtschaftsberatung wissenschaftlich anspruchsvoller machen", sagte Professor König selbst über sein Ziel. Er war in zahlreichen Beratungsgremien aktiv, beispielsweise im Wissenschaftsrat, dem obersten Beraterstab der Bundesregierung in Fragen von Wissenschaft und Forschung. Er beschränkte sich dabei nicht auf die Analyse volkswirtschaftlicher Sachverhalte, beispielsweise der Arbeitsmarktentwicklung. Er wisse, so erklärte er in einem Zeitungsinterview, "dass im Beratungsgeschäft neben der Analyse immer mehr Therapievorschläge gefragt sind." Seine Forschungsschwerpunkte lagen unter anderem in den Bereichen Arbeitslosigkeit und Lohnbildung, Internationaler Handel, Wachstumsprozesse und der Konstruktion empirischer Modelle zur Bewertung wirtschaftspolitischer Maßnahmen.
"Professor König hat die Mannheimer Fakultät für Volkswirtschaftslehre an führender Stelle mit aufgebaut,", blickt der Dekan der VWL-Fakultät, Professor Dr. Christoph Buchheim, zurück. "Er war schon nach wenigen Jahren Primus inter Pares. Es erfüllt uns mit besonderem Stolz, dass er seine Fakultät trotz vieler Rufe von sehr renommierten Universitäten niemals verlassen hat." Professor König habe sich sehr früh - nämlich bereits in den 60er Jahren - für die Internationalisierung der Hochschule engagiert. "Im Laufe seiner 34jährigen Tätigkeit an der Universität Mannheim hat er außerdem ein ganze Reihe bekannter Schüler ausgebildet, die heute selbst Spitzenpositionen in der Volkswirtschaftslehre bekleiden."
Professor Heinz König studierte Volkswirtschaftslehre in Mainz. Nach Promotion und Habilitation arbeitete er 1958/59 als Rockefeller Fellow an den drei führenden amerikani-schen Universitäten: am MIT, in Harvard und Stanford. 1959 kam er nach Deutschland zurück, 1962 erhielt er den Ruf an die Universität Mannheim, an der er bis zu seiner Eme-ritierung im Jahr 1996 wirkte. In dieser Zeit lehnte er unter anderem Rufe an die Universitäten Münster, Bonn, München und Zürich ab. Er war Mitglied des Wissenschaftsrates, Hauptgutachter für Wirtschaftswissenschaften der DFG, Gutachter des Wissenschaftszentrums Berlin und Vorsitzender des Vereins für Socialpolitik.
Seine Arbeit fand ihren Niederschlag in zahlreichen Ehrungen, darunter das Bundesverdienstkreuz I. Klasse und die Ehrendoktorwürde der Universität Tübingen. Die Universität Mannheim hat ihm die Universitätsmedaillie in Gold verliehen.
Lebenslauf Prof. Dr. Dr. h.c. Heinz König
25.12 1927 geboren in Montabaur
1948-51 Studium der Volkswirtschaftslehre in Mainz
1951-53 Assistent am Institut für Ökonometrie, Universität Mainz
1952 Promotion in Mainz
1953-58 Assistent am Institut für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Uni-versität Münster
1958 Habilitation
1958-59 Rockefeller Fellow am Massachusetts Institute of Technology (MIT), Harvard University, Stanford University
1959-62 Privatdozent in Münster, Lehrstuhlvertretungen in Frankfurt und Basel
1962 Ruf an die Universität Mannheim als Professor für Volkswirtschafts-lehre und Statistik
Abgelehnte Rufe: Bochum (1964), Münster (1966), Zürich (1966), Bonn (1970), München (1971), Zürich (1971) und Wien (1974)
1963 Visiting Professor Universität Basel
1979-82 Visiting Professor North-Western University of Evanston/Illinois
1983 Visiting Professor University of Pennsylvania/Philadelphia
Februar 1996 Emeritierung als einer der bekanntesten Ökonometriker Deutschlands
1968-69 Dekan der Fakultät für Volkswirtschaftslehre und Statistik
1972-78 Dekan der Fakultät für Volkswirtschaftslehre und Statistik
1979-82 Rektor der Universität Mannheim
1991 Gründungsdirektor des Zentrum für Europäische Wirtschaftsfor-schung (ZEW), wissenschaftliche Leitung bis April 1997
Ehrungen und Mitgliedschaften:
u.a. Ehrendoktor der Universität Tübingen, Fellow der Econometric Society, Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Wissenschaftliches Mitglied des Wirtschafts-kollegs (1990/91), Mitglied des Council der European Economic Association, Mitglied des Wissenschaftsrates (1985-90), Hauptgutachter für Wirtschaftswissenschaften der DFG (1984-87), Gutachter des Wissenschaftszentrums Berlin, Mitglied der Studienreform-Kommission des Landes Baden-Württemberg, Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klas-se (1988), Universitätsmedallie in Gold 1988 der Universität Mannheim
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Wirtschaft
überregional
Personalia
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).