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08.07.1998 00:00

40 Jahre Institut für Psychotherapie und Medizinische Psychologie

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Ein Patient klagt wiederholt über Beschwerden. Doch sein Hausarzt kann keine körperliche Ursache finden. Im Gespräch mit dem Kranken stellt er aber fest, daß dessen Lebensumstände nicht gerade die einfachsten sind - vielleicht könnte ja eine Psychotherapie helfen?

    Daß ein Arzt auch diese Behandlungsmöglichkeit in Betracht ziehen sollte, ist eines der Anliegen, die bei der Ausbildung der Medizinstudierenden am Institut für Psychotherapie und Medizinische Psychologie der Universität Würzburg verfolgt werden. Darüber wurde bei einem Pressegespräch informiert, das Anfang Juli aus Anlaß des 40. Geburtstags des Instituts stattfand. Anschließend begann im Südflügel der Residenz die zweitägige Jubiläumstagung "Angst, Zwang und Wahn - Pathologie, Genese und Therapie" mit über 200 Teilnehmern.

    Bei dem Pressegespräch berichteten Prof. Dr. Dr. Hermann Lang, Inhaber des Lehrstuhls für Psychotherapie und Medizinische Psychologie, sowie seine Mitarbeiter Prof. Dr. Heinz Weiß und PD Dr. Dr. Hermann Faller auch über die Geschichte des Instituts. Dieses ist die älteste psychotherapeutische Einrichtung an einer Universität in Deutschland. Seine Gründung habe auf die anderen Hochschulen ausgestrahlt und letzten Endes bewirkt, daß Psychotherapie und Medizinische Psychologie im Jahr 1970 als Pflichtfächer in das Medizinstudium eingeführt wurden. Diese Vorbildfunktion Würzburgs sei vor allem Victor Emil Freiherr von Gebsattel zu verdanken gewesen, dem Pionier einer anthropologischen Medizin, Psychotherapie und Psychologie.

    In Bayern existieren derzeit drei weitere psychotherapeutische Universitäts-Institute, zwei in München und eines in Erlangen-Nürnberg. Das an der Universität Würzburg angesiedelte Institut verzeichnet in seiner Ambulanz 350 bis 400 Neuzugänge pro Jahr. Die Patienten kommen aus Unter- und Mittelfranken, aus Nordbaden und Hessen und leiden insbesondere an neurotischen Störungen wie Ängsten, Zwängen und depressiven Verstimmungen sowie psychosomatischen Beschwerden. Allgemein sei festzustellen, daß gerade Eßstörungen bei Frauen immer häufiger auftreten. Hier übe offenbar das allgegenwärtige Schlankheitsideal zunehmend Druck aus, wie Prof. Lang sagte.

    Mehr und mehr habe sich das Institut zu einer Spezialambulanz für schwerere Störungen entwickelt. Dazu gehören Persönlichkeitsstörungen, chronisch gewordene Psychosomatosen und sexuelle Identitätsstörungen. Doch auch die psychosoziale Versorgung körperlich erkrankter Menschen sei kontinuierlich ausgebaut worden, unter anderem für Krebskranke, Diabetiker, neurologisch Kranke und transplantierte Patienten.

    In der Lehre vertritt das Institut für Psychotherapie und Medizinische Psychologie - und das ist laut Prof. Lang ein Unikum in Deutschland - den Unterricht in vier Pflichtfächern. Pro Semester würden rund 300 Studierende unterrichtet, und dies sowohl in Vorlesungen wie auch in Kleingruppen.

    Ein weiterer Schwerpunkt des Instituts liegt auf der Weiterbildung. 1996 wurde in Zusammenarbeit mit mehreren psychosomatischen und psychiatrischen Kliniken in der Region die "Fränkische Weiterbildungsgemeinschaft für Psychotherapeutische Medizin und Psychotherapie e.V." gegründet. Sie koordiniert beispielsweise die Weiterbildungsprogramme für die Facharztbezeichnung "Psychotherapeutische Medizin", die ärztliche Zusatzbezeichnungen "Psychotherapie", "Psychoanalyse" und für die "Psychosomatische Grundversorgung".

    Einer der wissenschaftlichen Schwerpunkte am Würzburger Institut für Psychotherapie und Medizinische Psychologie befaßt sich mit der Verarbeitung von Krankheiten. So wird zum Beispiel untersucht, wie Krebskranke die Belastung bei einem Rückfall oder in der Phase der Metastasierung verarbeiten oder wie sie Schmerz erleben und bewältigen. Diese Problematik wird nicht nur für Tumorkrankheiten bearbeitet, sondern allgemein für schwere oder chronische körperliche Gebrechen. Zugleich ist damit ein Betreuungsangebot verbunden.

    Des weiteren wurde unter Federführung des Würzburger Instituts der bayernweite Verbund "Rehabilitationsforschung" vorbereitet, und zwar in Kooperation mit Prof. Dr. Heiner Ellgring vom Institut für Psychologie der Universität Würzburg sowie Einrichtungen der Münchener Universitäten, mit Rentenversicherungsträgern und Reha-Kliniken. Das Thema dieses vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie geförderten Schwerpunktes lautet: "Patienten in der Rehabilitation: Störungsspezifische und -übergreifende Ansätze zu Fragen der Motivation, Krankheitsbewältigung, Intervention und Evaluation". Ziel ist es, die Rehabilitationsforschung an den Universitäten zu verankern, um sie kontinuierlich und langfristig betreiben zu können.

    Weitere Informationen: Prof. Dr. Dr. Hermann Lang, Telefon (0931) 31-2710, Fax (0931) 57 20 96, E-Mail:
    i-psychoth@mail.uni-wuerzburg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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