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27.11.2002 17:13

Gute Karten für bessere Pläne

Dr. Michael Schwarz Kommunikation und Marketing
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

    Erster "GIS-Day" in Heidelberg fand große Resonanz - Vielfältiger Einsatz in Wirtschaft, Kommune und Tourismus

    Was ist denn ein GIS? Nein, nicht etwa der musikalische Halbton zwischen G und A, sondern ein "Geo-Informationssystem". Es speichert geographische Daten und koppelt sie mit anderen Daten. Dann macht es das Ergebnis in Form von Karten sichtbar. Aber wozu braucht man ein GIS? Antworten darauf gab der erste Heidelberger "GIS-Day", zu dem die Universität, das European Media Laboratory (EML) und das Vermessungsamt der Stadt einluden.

    "Mit intelligenten geographischen Informationssystemen lässt sich selbst in der gegenwärtigen Krise Geld verdienen." So eröffnete Professor Peter Meusburger (Universität Heidelberg) den GIS-Tag im Hörsaal der Geowissenschaften. "Der jährliche Umsatz beträgt weltweit rund eine Milliarde Euro." Die Gründe für den GIS-Boom: Die Systeme unterstützen die Planer und sparen so Kosten und Ärger. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. Rund achtzig Prozent aller Informationen, denen wir im Alltag begegnen, haben mit geographischen Daten zu tun - von der Wettervorhersage bis zum Stadtplan.

    Im Umweltbereich helfen die Informationssysteme beispielsweise, Naturschutzgebiete zu erkennen und auszuweisen. "GIS sind hier mächtige Werkzeuge für Planungsentscheidungen", erklärte Dr. Thomas Blaschke (Universität Tübingen). Sie dienen etwa dazu, um festzustellen, wie viel Industrieansiedlung ein Gebiet verträgt, ohne dass die Qualität des Grundwassers darunter leidet.

    Richard Leiner (EML) zeigte, wie man mit einem GIS exakte Hochwasserprognosen erstellen könnte, die dem Anwender nützlichere Informationen vermitteln als der reine Pegelstand.
    Wie Behörden und Unternehmen europaweit gemeinsam Risikokarten für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln entwickeln, erläuterte Jan Renger van de Veen (BASF). Auf den Karten sind Zonen ausgewiesen, in denen nicht gespritzt werden darf.

    Geo-Informationssysteme helfen Unternehmen, Kosten zu sparen, wie die Referenten aus der Wirtschaft demonstrierten. So kann ein GIS helfen, die Route von LKW-Fahrten zu verkürzen und damit Zeit und Kraftstoff sparen. Andere Unternehmen analysieren mit Hilfe eines GIS, ob sich in einem bestimmten Gebiet eine zusätzliche Filiale überhaupt rechnet. Grundlage dafür sind statistische Daten aus der Marktforschung, kombiniert mit den geographischen Daten. Gerade die krisengeschüttelte Telekommunikationsbranche profitiert von GIS und setzt die Systeme zum Beispiel bei der Planung von neuen Telefonleitungen ein. "Wenn die Firma genau weiß, wo sie neue Leitungen braucht, können teure Baggerarbeiten vermieden werden", berichtete Dr. Peter Ladstätter vom GIS-Weltmarktführer ESRI.

    In der Kommune ist der Einsatz von GIS heute unentbehrlich für alle Planungsentscheidungen. "Die Geodaten müssen im Rathaus auf den Tisch kommen", lautet das Credo von Dieter-Georg Hielscher, Leiter des Heidelberger Vermessungsamts und "Veteran" in Sachen GIS. Schon 1988 begann das Vermessungsamt, alle städtischen Karten - von Bebauungsplänen bis zu Biotopkarten - zu digitalisieren. Heute versorgt das Heidelberger GIS-System die gesamte Stadtverwaltung mit geographischen Daten und zählt 150 städtische Mitarbeiter als Nutzer. Auch Baubürgermeister Professor Raban von der Malsburg bekannte in seinem Grußwort: "Ich brauche GIS für meine tägliche Arbeit." Im Internet präsentiert die Stadt jetzt auch die Planungen zum neuen Stadtteil Bahnstadt (www.heidelberg.de/bahnstadt). Per Mausklick kann man sehen, wo zum Beispiel Straßenbahnhaltestellen oder Grünflächen geplant sind.

    GIS-Systeme, die noch mehr Informationen enthalten, entwickelt das European Media Lab. In ihren Forschungsprojekten arbeiten die Wissenschaftler in der Villa Bosch am Prototyp eines touristischen Informationssystems. Es soll dem Touristen auf einem mobilen Taschencomputer anzeigen, wo er sich befindet, wo die nächste Sehenswürdigkeit oder das nächste Restaurant liegen, und ihm eine Route für einen Stadtrundgang vorschlagen. Dr. Alexander Zipf (EML) zeigte in seinem Vortrag eine Reihe solcher ortsbezogener Dienste (location based services), die mit der zukünftigen UMTS-Technologie, aber auch mit lokalen Funknetzen möglich wären. Filme und 3D-Animationen im Foyer ergänzten den Einblick in die GIS-Projekte des EML.

    Die Organisatoren zeigten sich mit der Resonanz auf diesen ersten Heidelberger GIS-Day sehr zufrieden. Am Symposium im Hörsaal der Geowissenschaften nahmen insgesamt rund hundert Menschen teil. Das Vermessungsamt meldete volle Kurse bei seinem Tag der Offenen Tür: Mehr als fünfzig Interessierte klickten sich durch das GIS der Heidelberger Stadtverwaltung - darunter drei Schulklassen. Selbst die Kollegen des Freiburger Vermessungsamts besuchten die Veranstaltungen. Kein Wunder, denn Heidelberg nahm als einzige Universitätsstadt Baden-Württembergs aktiv am GIS-Day teil.

    Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
    Dr. Peter Saueressig
    European Media Laboratory GmbH
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Tel: +49-6221-533-245
    Fax: +49-6221-533-198
    peter.saueressig@eml.villa-bosch.de

    Dr. Michael Schwarz
    Pressesprecher der Universität Heidelberg


    Weitere Informationen:

    http://www.heidelberg.de/bahnstadt


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geowissenschaften, Informationstechnik, Medien- und Kommunikationswissenschaften
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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