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28.11.2002 08:23

RUB-Studie: Deutsche Banken und das "japanische Fieber"

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Unter deutschen Banken grassiert das "japanische Fieber". Diesen Eindruck vermittelt zumindest die stattliche Zahl einprägsam betitelter Beiträge in der Wirtschaftspresse. In einer aktuellen Studie dazu zeigen Ökonomen der RUB, dass Deutschlands Banken zwar eine Struktur-, Japans Kreditwirtschaft aber eine Systemkrise zu bewältigen habe. Die Forscher veröffentlichen ihre Befunde in der aktuellen Ausgabe der "Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen" (1.12.2002).

    Bochum, 28.11.2002
    Nr. 362

    Von System- und Strukturkrisen
    RUB-Studie: Deutsche Banken im "japanischen Fieber"?
    Krisendiagnose, Therapievorschläge und Prophylaxe

    Unter deutschen Banken grassiert das "japanische Fieber". Diesen Eindruck vermittelt zumindest die stattliche Zahl einprägsam betitelter Beiträge in der Wirtschaftspresse. In einer aktuellen Studie dazu zeigen die RUB-Ökonomen Prof. Dr. Stephan Paul, Dr. Andreas Horsch und Dr. Stefan Stein (Institut für Kredit- und Finanzwirtschaft), dass Deutschlands Banken zwar eine Struktur-, Japans Kreditwirtschaft aber eine Systemkrise zu bewältigen habe. Sie nehmen anhand verschiedener Krisensymptome das Krankheitsbild der deutschen Banken unter die Lupe, vergleichen mit der Lage in Japan und leiten daraus Forderungen ab: Über die Inhalte einer EU-Finanzaufsicht müsse man verstärkt nachdenken, Verbundeffekte mit der Geldpolitik nutzen und den Einfluss des Staates auf die Kreditwirtschaft drastisch reduzieren, so die Forscher. Sie veröffentlichen ihre Befunde in der aktuellen Ausgabe der "Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen" (1.12.2002).

    Krisengerede ...

    Die RUB-Ökonomen schicken voraus, dass sich die deutsche Kreditwirtschaft derzeit in einem stimmungsgetragenen Umfeld befinde: Das ständige Reden von der Krise könne zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung werden. Im vielstimmigen Diskurs gingen Krisen-Begrifflichkeiten ebenso munter durcheinander wie die gezogenen Schlussfolgerungen. Die schwierige Lage der deutschen Kreditwirtschaft werde fahrlässig in den bedrohlichen Rang des epidemischen Krankheitsbildes in Japan gehoben.

    ... und -diagnose

    Die Bochumer Forscher prüfen in ihrer Studie, wie stichhaltig die Parallele zwischen der japanischen Bankenkrise und einer in vielen Medien postulierten "deutschen Bankenkrise" ist. Sie nehmen über einen Zehnjahres-Zeitraum eine Reihe von Krisensymptomen unter die Lupe, wie etwa Bankinsolvenzen, Eigenkapitalrenditen und -qualitäten, Urteile von Rating-Agenturen und die Bewertung durch die Kapitalmärkte in Deutschland und Japan. Ihr Ergebnis: In Deutschland herrscht eine Strukturkrise, die mit der tiefgreifenden japanischen Systemkrise nicht vergleichbar sei.

    Therapie

    Ihr Therapievorschlag für Deutschland lautet: Ein striktes Wertmanagement tut ebenso Not wie eine konsequentere strategische Fokussierung als bisher. Die Banken und Sparkassen hierzulande müssten zudem die knappe Ressource Eigenkapital sorgfältiger bewirtschaften.

    Krisen-Prophylaxe

    Den Schlüssel zu einer effektiven Krisen-Prophylaxe sehen sie in einer handlungsfähigen EU-Finanzaufsicht. Die Bochumer Ökonomen beklagen, dass die deutsche und europäische Diskussion hierzu vor allem von Strukturfragen (Zahl der Ausschüsse, Rechte des Parlaments, Einbindung der Notenbank usw.) dominiert sei. Paul, Horsch und Stein: "Unseres Erachtens sollte trotz der Bedeutung dieser Themen künftig stärker über die Inhalte einer EU-Finanzaufsicht nachgedacht werden, 'Substance over Form' an Bedeutung gewinnen." Die Forscher schlagen vor, Verbundeffekte zu nutzen, die sich aus der gemeinsamen Wahrnehmung geld- und aufsichtspolitischer Aufgaben und den dabei anfallenden Informationen ergeben, und den staatlichen Einfluss auf die Kreditwirtschaft drastisch zu reduzieren.

    Titelaufnahme

    Paul, Stephan/Horsch, Andreas/Stein. Stefan: Diagnose, Therapie und Prophylaxe von Bankenkrisen - Herausforderungen für Finanzaufsicht und Geldpolitik, in: Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen, Nr. 23, 2002, Fritz Knapp-Verlag, Frankfurt am Main, 1. Dezember 2002, S. 1274-1280.

    Weitere Informationen

    Dr. Stefan Stein, Institut für Kredit- und Finanzwirtschaft, Ruhr-Universität Bochum, Tel. 0234/32-25344, Fax: 0234/32-14699, E-Mail: stefan.stein@rub.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Politik, Recht, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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