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18.12.2013 13:09

Wie Zuckermoleküle die Embryonalentwicklung beeinflussen

Marietta Fuhrmann-Koch Kommunikation und Marketing
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg

    Zuckermoleküle haben eine entscheidende Bedeutung bei der sogenannten Zelladhäsion, der spezifischen Interaktion zwischen Zellen, und damit auch bei der Embryonalentwicklung. Zu diesem Schluss sind Forscher um Prof. Dr. Sabine Strahl vom Centre for Organismal Studies der Universität Heidelberg gekommen. Ihre Untersuchungen zeigen, dass eine besondere Form der Glykosylierung – bei diesem Vorgang werden Zuckermoleküle an Proteine gebunden – für die Funktion des Zelladhäsionsproteins E-Cadherin unentbehrlich ist. Fehlt diese Proteinmodifikation, ist eine Differenzierung des Embryos nicht möglich, wie Prof. Strahl betont. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „PNAS“ veröffentlicht.

    Pressemitteilung
    Heidelberg, 18. Dezember 2013

    Wie Zuckermoleküle die Embryonalentwicklung beeinflussen
    Heidelberger Wissenschaftler können zeigen, dass an Proteine gebundene Mannosen für die Ausbildung von Zell-Zell-Kontakten wichtig sind

    Zuckermoleküle haben eine entscheidende Bedeutung bei der sogenannten Zelladhäsion, der spezifischen Interaktion zwischen Zellen, und damit auch bei der Embryonalentwicklung. Zu diesem Schluss sind Forscher um Prof. Dr. Sabine Strahl vom Centre for Organismal Studies der Universität Heidelberg gekommen. Ihre Untersuchungen zeigen, dass eine besondere Form der Glykosylierung – bei diesem Vorgang werden Zuckermoleküle an Proteine gebunden – für die Funktion des Zelladhäsionsproteins E-Cadherin unentbehrlich ist. Fehlt diese Proteinmodifikation, ist eine Differenzierung des Embryos nicht möglich, wie Prof. Strahl betont. Die Forschungsergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „PNAS“ veröffentlicht.

    In der frühen Phase der Embryonalentwicklung teilt sich die befruchtete Eizelle und bildet eine Kugel locker miteinander verbundener Zellen, die sogenannte Morula. Damit sich daraus ein kompaktes Zellpaket und letztendlich ein komplexer Organismus entwickeln kann, müssen sich die Zellen zunächst fest miteinander verbinden. Von grundlegender Bedeutung für diese Verbindung sind Zelladhäsionsmoleküle wie E-Cadherin. Dabei handelt es sich um Proteine, die den Zusammenhalt von Geweben und die Kommunikation von Zellen miteinander ermöglichen. In allen lebenden Organismen werden zahlreiche Proteine nach ihrer Biosynthese mit Zuckermolekülen verknüpft. Dieser als Glykosylierung bezeichnete Prozess ist für Wachstum und Entwicklung unentbehrlich. „Das Fehlen bestimmter Zuckerreste kann beim Menschen zu schweren erblichen Entwicklungsstörungen führen“, betont Prof. Strahl.

    Das Team um die Heidelberger Wissenschaftlerin konnte nun im Mausmodell aufklären, warum eine bestimmte Art der Glykosylierung, die sogenannte Protein O-Mannosylierung, für die frühe Embryonalentwicklung unentbehrlich ist. Die Forscher haben dabei nachgewiesen, dass das Protein E-Cadherin Mannosen trägt. Dabei handelt es sich um Zuckermoleküle, die ab dem Vier-Zellstadium auf der Oberfläche embryonaler Zellen vorkommen. Wird die Biosynthese dieser
    E-Cadherin-gebundenen Zuckerreste gehemmt, können keine funktionellen Zellverbindungen mehr ausgebildet werden – die Zellen haften nicht mehr stabil aneinander. Dies hat zur Folge, dass die Embryonen absterben, noch bevor sie sich in die Gebärmutter einnisten können.

    „Der von uns nachgewiesene ursächliche Zusammenhang zwischen den Zuckerresten und der Cadherin-vermittelten Zelladhäsion zeigt, dass diese Proteinmodifikation weitaus wichtiger ist als ursprünglich angenommen“, erläutert Sabine Strahl. „In Hinblick auf die wichtigen Funktionen von Cadherinen sowohl für Entwicklungsvorgänge bei Wirbeltieren als auch für die Metastasierung von Tumoren ist unsere Arbeit von großer Relevanz für viele Gebiete der Lebenswissenschaften und der medizinischen Forschung.“ Aufbauend auf den Forschungsergebnissen wollen die Heidelberger Wissenschaftler nun die Bedeutung dieser Proteinmodifizierung bei der Entstehung von Krebs untersuchen.

    Die Forschungen wurden im Rahmen des Programms „Glykobiologie/Glykomik“ der Baden-Württemberg Stiftung gefördert. Kooperationspartner der aktuellen Arbeiten waren Wissenschaftler des Genzentrums der Ludwig-Maximilians-Universität München.

    Informationen im Internet:
    http://www.cos.uni-heidelberg.de/index.php/s.strahl?l=_e

    Originalpublikation:
    M. Lommel, P.R. Winterhalter, T. Willer, M. Dahlhoff, M.R. Schneider, M.F. Bartels, I. Renner-Müller, T. Ruppert, E. Wolf,and S. Strahl: Protein O-mannosylation is crucial for E-cadherin-mediated cell adhesion, PNAS (2. Dezember 2013), doi: 10.1073/pnas.1316753110

    Bilderläuterung:
    In der frühen Phase der Embryonalentwicklung teilt sich die befruchtete Eizelle und bildet innerhalb von zwei Tagen eine Kugel locker miteinander verbundener Zellen, die Morula. Die Verbindungen zwischen diesen Zellen werden verstärkt und ein kompaktes Zellpaket, die Blastozyste, entsteht. In der Maus sind an E-Cadherin-gebundene Zuckerreste (Mannose; grün) ab dem Vier-Zellstadium an der Oberfläche der Embryonalzellen nachzuweisen. Hemmt man deren Biosynthese, haften beim Übergang vom Morula- zum Blastulastadium die Zellen nicht mehr stabil aneinander. Eine Blastozyste kann nicht mehr ausgebildet werden, und die fehlerhaften Embryonen werden resorbiert.
    Abbildungsnachweis: M. Loibl und S. Strahl

    Kontakt:
    Prof. Dr. Sabine Strahl
    Centre for Organismal Studies (COS)
    Telefon (06221) 54-6286
    Sabine.strahl@cos.uni-heidelberg.de

    Kommunikation und Marketing
    Pressestelle, Telefon (06221) 54-2311
    presse@rektorat.uni-heidelberg.de


    Bilder

    Frühe Phase der Embryonalentwicklung
    Frühe Phase der Embryonalentwicklung
    Bildnachweis: M. Loibl und S. Strahl
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Frühe Phase der Embryonalentwicklung


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