idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
03.12.2002 14:57

Karl Heinz Bohrer - Einspruch wider die herkömmliche Ästhetik

Dr. Gerhard Trott Medien und News
Universität Bielefeld

    "Zeit und Form. Konfigurationen ästhetischen und historischen Bewusstseins" heißt das Autorenkolloquium mit Karl Heinz Bohrer, das Wolfgang Lange (Bielefeld), Jürgen Paul Schwindt (Heidelberg) und Karin Westerwelle (Düsseldorf) vom 12. bis 14. Dezember im Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld leiten werden.

    Weit über den deutschsprachigen Raum hinaus gehört Karl Heinz Bohrer, Emeritus an der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft der Universität Bielefeld, zu den produktivsten und anregendsten Forschern auf dem Gebiet der Geistes- und Humanwissenschaften. Was ihn auszeichnet, ist nicht allein stupende Gelehrsamkeit, verbunden mit einer Neugierde, die sich durch keinen "szientifisch" gesicherten Befund beschwichtigen lässt.

    "Charakteristischer noch ist" - so die wissenschaftlichen Leiter des Autorenkolloquiums -, "dass er in seinen germanistisch-literaturwissenschaftlichen Studien Perspektiven erprobt und Kategorien vorstellt, die dazu zwingen, über die Auffassung von Geschichte, Kunst und Literatur neu nachzudenken. Kreisten die von Walter Benjamin und dem Surrealismus inspirierten Arbeiten Bohrers in ihren Anfängen um die Avantgarde des 20. Jahrhunderts, so liegt ihr historischer Schwerpunkt seit geraumer Zeit eher auf der europäischen Romantik und der klassischen Moderne. Von besonderem Interesse ist dabei die Beobachtung, dass die Perzeption und Konzeption von Temporalität in Kunst und Literatur entschieden von der Zeit-Auffassung abweicht, die in der modernen Geschichtswissenschaft und weiten Teilen der Philosophie vorherrschend ist. 'Plötzlichkeit' statt Kontinuität, Trauer ohne jede Erwartung, eine Negativität, in der keine Spur von Verheißung mehr auszumachen ist -, so die Formel, mit der Bohrer Einspruch wider die herkömmliche Ästhetik und Hermeneutik erhebt.

    Aufgabe des Kolloquiums wird es sein, die ästhetische Theorie Bohrers auf ihre Tragfähigkeit hin zu überprüfen und anhand literar- und kunsthistorischer Exempel ihre Reichweite zu diskutieren. Von der Grundannahme Bohrers ausgehend, derzufolge es eine fundamentale Differenz zwischen ästhetischer und historischer Erfahrung gibt, sind es vor allem drei Fragen, die zur Diskussion stehen. Geklärt werden muss erstens, was es mit dem Form- und Stilbegriff Bohrers auf sich hat und wie er sich, verstanden als Sediment temporaler Erfahrung, zu Konzepten verhält, die - wie im Umkreis der Dekonstruktion und des Poststrukturalismus - eher rhetorisch-poetologisch oder sprachphilosophisch fundiert sind. Zum zweiten sind die literar- und kunsthistorischen Konsequenzen zu diskutieren, die sich aus der Annahme einer radikalen Autonomie des ästhetischen Phänomens ergeben, insbesondere mit Blick auf das Problem der Modernität, der historischen Zäsur und der Markierung von Epocheneinschnitten. Schließlich wird drittens der 'philosophische' Status zu erörtern sein, den die ästhetische Hermeneutik Bohrers beansprucht. Ob sie sich als konsistent und zwingend erweist, ist dabei nur eine Frage, eine andere, weit interessantere ist, wieweit es ihr gelungen ist, den idealistisch-geschichtsphilosophischen Bann zu durchbrechen, in dem das Nachdenken über Kunst und Literatur trotz Adorno befangen ist."

    Weitere Informationen: ZiF-Tagungsbüro, Telefon 0521/106 2768; Internet:
    www.uni-bielefeld.de/ZIF/AG/2002/12-12-Lange.html.

    Pressemitteilung Nr.179/2002
    Universität Bielefeld
    Informations- und Pressestelle
    Leiter: Dr. Gerhard Trott
    Telefon: 0521/106-4145/4146
    Fax: 0521/106-2964
    E-Mail: gerhard.trott@uni-bielefeld.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-bielefeld.de/ZIF/AG/2002/12-12-Lange.html


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Philosophie / Ethik, Religion, Sprache / Literatur
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).