Forschungsstelle interkulturelle und komplexe Arbeitswelten an der Universität Jena gegründet
Auf den Weltmeeren sind unzählige Containerschiffe unterwegs. Nicht selten ist der Kapitän ein Deutscher, während in der Kombüse ein Inder kocht und die Decksmannschaft von Filipinos gestellt wird. Auf einem solchen Schiff prallen Kulturen aufeinander, doch die anspruchsvolle Arbeit verlangt ein möglichst reibungsloses Miteinander aller Akteure.
„Aktuell ändern sich die Formen interkultureller Zusammenarbeit sowohl auf internationaler als auch auf nationaler Ebene“, sagt Prof. Dr. Stefan Strohschneider von der Universität Jena. Der Professor für Interkulturelle Kommunikation leitet die neu gegründete Forschungsstelle interkulturelle und komplexe Arbeitswelten (FinkA).
Strohschneider erläutert, dass die klassische Herausforderung interkulturellen Agierens die langfristige Auslandsentsendung gewesen ist: „Ein Manager wird ins Ausland geschickt um dort zu leben und zu arbeiten.“ Gefragt sei in diesen Fällen neben Fremdsprachenkenntnissen das Wissen um kulturelle Besonderheiten im Land, um Umgangsformen und mögliche Tabus, die es zu beachten gilt.
Im Zuge der Globalisierung nehme jedoch vor allem die Zahl kurzfristiger interkultureller Begegnungen auf Arbeitsebene rasant zu, so Strohschneider. In vielen Fällen spiele die zunehmende Technisierung der Arbeitswelt eine Rolle. Dabei müsse man nicht einmal über Ländergrenzen schauen. So arbeiteten aktuell 34.500 ausländische Ärzte in Deutschland, überwiegend in Krankenhäusern. Da sei es keine Seltenheit, dass in einem OP Ärzte aus drei oder vier verschiedenen Ländern miteinander agieren müssen. Nötig sei neben Englischkenntnissen das Wissen darüber, wie Kollegen einer anderen Nationalität „ticken“ und wie man auf dieser Basis Zusammenarbeit konstruktiv gestaltet. Ein Beispiel sei die häufig gehörte Aufforderung an junge Mitarbeiter, frei Kritik zu äußern oder auf Fehler hinzuweisen. Dabei müsse man wissen, dass etwa ein chinesischer Student niemals seinen Professor kritisieren wird.
Dr. Gesine Hofinger, die eines der Forschungsprojekte im Fachgebiet leitet, sagt, dass FinkA gegründet wurde, um den fachlichen Austausch zwischen den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu befördern: „Wir beobachten seit einiger Zeit, dass sich Forschungsfelder und Einsatzgebiete innerhalb des Fachs voneinander entfernen, weshalb wir unseren Queraustausch auf eine neue Ebene stellen wollen.“ Zudem solle die neue Forschungsstelle ein Brückenkopf zu den Kooperationspartnern werden.
Stefan Strohschneider gibt zu bedenken, dass in der Interkulturellen Wirtschaftskommunikation nicht nur nationale Kulturen eine Rolle spielen. Vielmehr gebe es auch innerhalb Deutschlands nicht selten Komplikationen zwischen Menschen, die aus unterschiedlichen Unternehmenskulturen kommen. Ein gutes Beispiel sei eine zentrale Leitstelle, durch die Feuerwehrleute, Polizisten, Notärzte und Rettungssanitäter koordiniert werden müssen. „Je unterschiedlich geprägte Handlungsweisen können bei Großereignissen wie einer Massenkarambolage oder einer Naturkatastrophe die Zusammenarbeit empfindlich stören“, so Strohschneider. Nicht von ungefähr also rücken solche interkulturellen komplexen Arbeitswelten wie die Handelsschifffahrt, Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen sowie Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) in den Fokus der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Jena. FinkA soll der Erforschung der Interaktionen dienen und zugleich helfen, neue theoretische Modelle bzw. interkulturellen Arbeitswelten adäquate Kulturbegriffe zu finden.
Kontakt:
Prof. Dr. Stefan Strohschneider
Fachgebiet Interkulturelle Wirtschaftskommunikation der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Ernst-Abbe-Platz 8, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 944376
E-Mail: stefan.strohschneider[at]uni-jena.de
http://www.finka.uni-jena.de
http://www.uni-jena.de
Prof. Dr. Stefan Strohschneider leitet die neue "Forschungstelle interkulturelle und komplexe Arbeit ...
Foto: Anne Günther/FSU
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Kulturwissenschaften, Wirtschaft
überregional
Forschungsprojekte, Organisatorisches
Deutsch
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