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04.12.2002 16:22

WSI-Tarifarchiv: Tarifstrukturen hochdifferenziert - Untersuchung von 26 Tarifbereichen

Karin Rahn Abt. Öffentlichkeitsarbeit
Hans-Böckler-Stiftung

    Die Einkommenstarifverträge in West- und Ostdeutschland zeichnen sich durch hochgradig differenzierte, auf die jeweiligen Branchen zugeschnittene Lohn- und Gehaltssysteme aus. Das Ausmaß der Lohndifferenzierung gerade im unteren Einkommensbereich ist weit höher, als allgemein bekannt ist. In einigen Tarifbereichen gibt es überdies ausgesprochen niedrige Tarifeinkommen.

    Zu diesem Ergebnis kommt eine jüngst veröffentlichte Untersuchung, die das Tarifarchiv des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts in der Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf durchgeführt hat.* "Deshalb", so der WSI-Tarifexperte, Dr. Reinhard Bispinck, "geht die Forderung nach einer stärkeren Lohnspreizung an der Realität der Tarifverträge vorbei." Erforderlich sei stattdessen eine inhaltliche Modernisierung der Tarifstrukturen und Entgeltsysteme, wie sie z.B. in dieser Tarifrunde in der Metallindustrie mit dem neuen Entgeltrahmen (ERA) in den Grundzügen vereinbart wurde.

    Die Untersuchung analysiert die tariflichen Lohn- und Gehaltsstrukturen von rund 6,5 Millionen Beschäftigten in Tarifbereichen aus 26 Wirtschaftszweigen und kommt zu folgenden Ergebnissen:

    - In den westdeutschen Tarifbereichen beträgt die durchschnittliche Zahl der Lohngruppen 8,2, der Gehaltsgruppen 7,4 und der Entgeltgruppen 11,6.

    - Generell liegt im Arbeiterbereich die Hälfte der Lohngruppen unterhalb der mittleren Gruppe (durchschnittlich 4,1 Gruppen unterhalb, 3,1 Gruppen oberhalb der mittleren Gruppe), im Angestelltenbereich mehr als die Hälfte oberhalb (durchschnittlich 4,7 Gruppen oberhalb und 1,7 Gruppen unterhalb).

    - Auch bei den Vergütungsbeträgen sind die absoluten und relativen Unterschiede beachtlich. Die mittlere Gruppe (Einstiegsstufe) variiert z.B. bei den ArbeiterInnen in den alten Ländern zwischen 1.439 Euro im Gebäudereinigungshandwerk und 2.564 Euro in der Mineralölindustrie (RWE-DEA). Setzt man die oberste und unterste Gruppe ins Verhältnis, ergibt sich im Westen eine durchschnittliche Einkommensspannweite von bis zu 207 % bei den Löhnen und bis zu 405 % bei den Gehältern.

    - In den meisten Tarifbereichen werden die Tarifverdienste zumindest teilweise nach dem Lebensalter differenziert. Überwiegend handelt es sich dabei um eine Staffelung der Grundlöhne und -gehälter für jüngere ArbeitnehmerInnen in den unteren Vergütungsgruppen. Insbesondere im Angestelltenbereich spielt zum Teil auch die Berufserfahrung als Mittel der Gehaltsdifferenzierung eine wichtige Rolle.

    - In einigen Wirtschaftszweigen gibt es ausgeprägte tarifliche Niedrigeinkommen. In manchen Tätigkeitsbereichen (z.B. Botin/Bote, Friseur/in, Bäckereiverkäufer/in, Florist/in) liegen die Grundvergütungen deutlich unter 1.500 Euro im Monat.

    In den neuen Ländern liegen die Verhältnisse - wenngleich oftmals auf niedrigerem Niveau - ähnlich.
    _____________

    * Reinhard Bispinck/WSI-Tarifarchiv, Tarifliche Lohn- und Gehaltsstrukturen 2001 - Eine Analyse von Tarifeinkommen in 26 ausgewählten Tarifbereichen in West und Ost, Düsseldorf, Dezember 2002, 84 Seiten, 10 Euro.


    Weitere Informationen:

    http://www.boeckler.de/wsi/tarchiv/aktuell.cgi?pmid=262


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Politik, Recht, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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