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05.12.2002 11:44

Luftbrücke in die Antarktis

Dipl.-Phys. Claudia Ratering Kommunikation und Medien
Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung

    Die wissenschaftliche Sommersaison beginnt: Am 28.11.2002 in den frühen Morgenstunden landeten die Polarflugzeuge der Stiftung Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) - "Polar 2" und "Polar 4" - mit ihren Besatzungen sicher an der deutschen Forschungsstation Neumayer in der Antarktis. Die neun Überwinterer, die seit März die dortigen Observatorien allein betreut hatten, begrüßten die Ankunft der ersten Besucher seit Monaten und freuten sich über neue Post und vor allem frisches Obst. Für insgesamt 52 Frauen und Männer, die an der Sommerkampagne des AWI teilnehmen, beginnt jetzt die wissenschaftliche Arbeit am Ende der Welt.

    In diesem Jahr reisen die meisten Teilnehmer erstmals per Flugzeug in die Antarktis. Am vergangenen Dienstag starteten in Kapstadt, Südafrika, 35 Personen mit einem russischen Transportflugzeug, einer Iljushin IL 76, zur russischen Station Novolazarevskaja (Novo) auf dem antarktischen Kontinent. Dort dient seit Jahren eine speziell präparierte Piste auf dem Eis als Landebahn. Von hier aus werden die Wissenschaftler und acht Tonnen Ausrüstung von den beiden AWI-Flugzeugen (Typ Dornier Do 228) und zwei Polarflugzeugen (Typ Twin Otter) des British Antarctic Survey weiter zu ihren Einsatzorten transportiert. Dies sind die deutschen Stationen Neumayer und Kohnen und für die sechs Teilnehmer der britischen Expedition die Station Halley. Die Verteilerflüge begannen bereits wenige Stunden nach dem Eintreffen der Iljushin am vergangenen Dienstag.

    An der Kohnen-Station wurde im letzten Jahr im Rahmen des Europäischen Eisbohrprojektes EPICA (European Project for Ice Coring in Antarctica) altes Eis aus einer Tiefe von bis zu 450 Metern erbohrt. Darin sind Informationen enthalten über die Atmosphäre und das Klima der letzten 8000 Jahre. In diesem Jahr soll bis auf eine Tiefe von 1000 Metern gebohrt werden. Aber zunächst muss die Station wieder vom Schnee befreit und in Betrieb genommen werden. Die Kälte ermöglicht hier nur zwei Monate Arbeit im Jahr.

    An der Neumayer-Station wird in diesem Sommer eine neue Messanlage installiert. Sie dient der Beobachtung atmosphärischen Infraschalls und damit sowohl wissenschaftlichen als auch politischen Zwecken. Die Bundesrepublik hat sich im Rahmen des internationalen Kernwaffenteststopp-Abkommens verpflichtet, entsprechende Überwachungsstationen zu unterhalten. Mitarbeiter des AWI und der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover bauen die antarktische Messstation gemeinsam auf. Sie wird eine der 50 weltweit verteilten und von der internationalen Staatengemeinschaft unterhaltenen Monitoring Stationen sein. Eine zweite deutsche Infraschall-Station steht bereits seit zwei Jahren im Bayerischen Wald.

    Die wichtigste wissenschaftliche Mission der Flugzeuge beinhaltet Messungen der Eismächtigkeit und der internen Struktur des Eises zwischen der Kohnen Station und der japanischen Station Dome Fuji. Dort wurde bereits ein Eiskern bis in eine Tiefe von 2000 Metern erbohrt und datiert. Die Schichtungen des Eises werden von "Polar 2" mit einem speziellen Radarsystem vermessen. Sie geben Auskunft, inwiefern die Datierungen der etwa tausend Kilometer entfernten Nachbarstation für die Eisbohrkerne von Kohnen übernommen werden können. Darüber hinaus wird das im letzten Jahr begonnene Projekt "SEAL" (Sea Level Change) fortgesetzt. Es wird die Frage beantworten, ob die Menge des Eises in einem Teilgebiet der Antarktis zu- oder abnimmt und damit die Höhe des Meeresspiegels beeinflusst.

    Das Netzwerk DROMLAN (Dronning Maud Land Airway Network) ist eine Kooperation zwischen russischen und skandinavischen Polarforschungsinstitutionen und dem AWI. Es ermöglicht in diesem Jahr erstmals auch für europäische Expeditionen auf dem Luftweg in die Antarktis zu gelangen. Mit diesem schnellen Weg in die Antarktis kann das AWI die antarktische Sommerzeit für die umfangreichen Forschungsprogramme jetzt viel effizienter nutzen.


    Bilder

    Novolazarevskaja am 3.12.02: Rechts im Bild die beiden AWI-Flugzeuge, links die Iljuschin.
    Novolazarevskaja am 3.12.02: Rechts im Bild die beiden AWI-Flugzeuge, links die Iljuschin.

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    "Polar 2"
    "Polar 2"

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Geowissenschaften, Mathematik, Meer / Klima, Physik / Astronomie, Umwelt / Ökologie, Verkehr / Transport
    überregional
    Forschungsprojekte, Organisatorisches
    Deutsch


     

    Novolazarevskaja am 3.12.02: Rechts im Bild die beiden AWI-Flugzeuge, links die Iljuschin.


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