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10.07.1998 00:00

Neues Forschungsprojekt in der Lenamündung

Dr. Corinna Dahm-Brey Kommunikation und Medien
Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung

    Russisch-deutsches Forschungsprojekt in der Lenamündung
    Ausstrombereich eines der größten Flüsse der Erde

    Mit einer Expedition in die Lenamündung beginnt am 12. Juli eine neue russisch-deutsche Forschungskampagne, um die Umwelt- und Klimageschichte Sibiriens weiter aufzuklären. 15 deutsche Wissenschaftler von der Forschungsstelle Potsdam des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI), den Universitäten Freiberg, Hamburg und Kiel werden eng mit 15 russischen Forschern vom Arktischen und Antarktischen Forschungsinstitut St. Petersburg, von der Universität Moskau und dem Permafrost Institut Yakutsk zusammenarbeiten.

    Seit 1993 führt die Forschungsstelle Potsdam des AWI Expeditionen nach Sibirien durch. Die Ergebnisse der 1997 abgeschlossenen Projekte "Taimyr" und "Laptewsee" ebneten den Weg für die jetzige Expedition in das Lenadelta: Untersuchungen von Dauerfrostböden - die auf Umweltveränderungen sehr sensibel reagieren - und von Ablagerungen in Seen lieferten wichtige Informationen zur Klimageschichte Sibiriens. "Im erdgeschichtlichen Klimazyklus nähern wir uns einer neuen Kaltzeit", betont Volker Rachold, Leiter der Expedition und Geochemiker der Forschungsstelle des AWI. Dieses Ergebnis wirft für die Wissenschaftler zahlreiche neue Fragen auf. So gilt es, die in unserem Jahrhundert gemessene Temperaturabweichung - um etwa plus ein Grad Celsius vom langfristigen statistischen Mittel - besser bewerten zu können. Sind dies die ersten Anzeichen für eine durch den Menschen verursachte Klimaveränderung oder spiegeln die gemessenen Werte nur eine natürliche Variabilität wider? Für Rachold steht fest: "Der Schlüssel zum Verständnis des globalen Klima-geschehens liegt im vereisten Nordpolarmeer". Diese Region reagiert zum einen empfindlich auf Veränderungen der Umwelt, zum anderen laufen gerade hier Prozesse ab, die das globale Klima "kontrollieren". Der Laptewsee, einem der sieben Nebenmeere der Arktis, kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. In dieses ausgedehnte, sibirische Flachmeer, das als "Eisfabrik" des Arktischen Ozeans gilt, münden neben der Lena auch viele andere große Flüsse. Für langfristige Klimavorhersagen ist es not-wendig, die Prozesse zu entschlüsseln, die die Laptewsee in der Vergangenheit prägten. Zu diesem Zweck finden zeitgleich mit den landgestützten Untersuchungen im Lenadelta auch Expeditionen mit dem Forschungsschiff "Polarstern" und dem russischen Eisbrecher "Arktika" in die Laptewsee statt.

    Die Expedition in das Lenadelta, die bis zum 29. August dauert, hat drei Schwerpunkte:
    In einer biologischen Station auf einer kleinen Insel im zentralen Lenadelta werden Wissenschaftler bodenkundlich/biologische Messungen durchführen. Ziel ist, das gegenwärtige Klima und die zukünftige Klimaentwicklung anhand der Vegetation der Insel und der Zusammensetzung der Dauerfrostböden zu untersuchen. Fest im Dauerfrostboden gebunden, finden sich die Treibhausgase Methan und Kohlendioxid. Bei einer Erwärmung des Klimas und einem Auftauen der heute dauerhaft gefrorenen Böden würden diese Gase freigesetzt und könnten damit einen deutlichen Einfluß auf den Treibhauseffekt haben.

    Um die Untersuchung von Dauerfrostsedimenten- und böden, die in der Arktis bis in 1500 Meter Tiefe reichen können, geht es auch im zweiten Teilprojekt, an dem Wissenschaftler in einem Feldcamp in der Nähe von Tiksi arbeiten. Die unterschiedlichen Schichten solcher Böden stellen für die Wissenschaftler ein hoch-auflösendes Archiv dar: Hier läßt sich das Klima vergangener Zeiten - zum Beipiel Änderungen in den Niederschlagsmengen, der Vegetationszusammensetzung und der Eisbedeckung - ablesen.

    Weiterhin stehen Untersuchungen zur Umwelt- und Sedimentationsgeschichte des Lenadeltas auf dem Programm. Sedimentkerne, die von Bord eines Kutters aus erbohrt werden, sollen Aufschluß über die Menge der Sedimentfracht geben, die vom Land in das Lenadelta gelangt. Ziel ist eine Bilanz der fossilen und heutigen Sedimente des Lenadeltas und der Laptewsee.

    Die Expedition in das Lenadelta ist Teil des Projekts "Russisch-deutsche Kooperation: System Laptewsee 2000", das auf eine 1995 unterzeichnete Vereinbarung zwischen dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie (BMBF) und dem Ministerium für Wissenschaft und Technologie der Russischen Föderation zurückgeht. Koordiniert wird das Forschungsvorhaben, das auch die Expeditionen mit dem Forschungsschiff "Polarstern" und dem russischen Eisbrecher "Arktika" umfaßt, vom Alfred-Wegener-Institut für Polar-und Meeresforschung, Bremerhaven, dem GEOMAR Forschungszentrum für marine Geowissenschaften, Kiel und dem Institut für Arktis-und Antarktisforschung, St. Petersburg.

    Bremerhaven, den 10.07.1998
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Geowissenschaften, Informationstechnik
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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