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06.12.2002 13:11

RUB-Medizin mit grundlegender Reform: "Der neue Arzt" kommt aus Bochum

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Die neue Approbationsordnung macht den Weg frei für eine Reform des Medizinstudiums. Der Bochumer Medizin kommt das gerade recht, hat sie doch längst begonnen, in einem tiefgreifenden Veränderungsprozess der Lehre ein "neues Arztbild" umzusetzen. Nach einem "Integrativen Konzept der Aus-, Weiter- und Fortbildung" werden Ärztinnen und Ärzte auf wissenschaftlicher Basis berufsorientiert ausgebildet.

    Bochum, 06.12.2002
    Nr. 375

    Eine/r, der zuhört, berät, begleitet - und heilt
    "Der neue Arzt" kommt aus Bochum
    Grundlegende Reform des RUB-Medizinstudiums

    Die neue Approbationsordnung macht den Weg frei für eine Reform des Medizinstudiums. Der Bochumer Medizin kommt das gerade recht, hat sie doch längst begonnen, in einem tiefgreifenden Veränderungsprozess der Lehre ein "neues Arztbild" umzusetzen. Nach einem "Integrativen Konzept der Aus-, Weiter- und Fortbildung" werden Ärztinnen und Ärzte auf wissenschaftlicher Basis berufsorientiert ausgebildet. Damit soll mehr noch als bisher dem Wunschbild der Patienten nach einer kompetenten Arzt-Persönlichkeit, die ihnen zuhört, sie berät, begleitet und heilt, entsprochen werden. "Den neuen Arzt" bringt die Bochumer Fakultät mit einer umfangreichen Marketing-Strategie auf den Weg, sie kooperiert dabei mit Partnern aus der Wirtschaft.

    Regelstudiengang: Platz schaffen für Grund-Kompetenzen

    Die Reform beginnt zunächst im Regelstudiengang. Damit sie sich entfalten kann, muss raus aus dem Studium, was eigentlich in die Weiterbildung zum Facharzt gehört: das Spezialwissen. Das schafft Platz für neue Ausbildungsangebote wie Problemorientiertes Lernen (POL) und frühzeitigen Patientenkontakt. In enger Kooperation mit niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten der Region finden Hospitationen in 145 ausgewählten Praxen statt. Praxishospitationen sind ebenso Bestandteil des Kurses Allgemeinmedizin, wie Kleingruppenseminare zu den Themen Sterbebegleitung, Sucht, Geriatrie, Sexualmedizin oder Gesundheitssystem. Der 12-semestrige Regelstudiengang legt das Fundament für eine berufsorientierte Medizin.

    Reformstudiengang: Theorie und Praxis von Anfang an

    Problemorientiertes Lernen in kleinen Gruppen ist das Kernstück des Reformstudiengangs. Mit dieser innovativen Ausbildungsform startet die Bochumer Medizin zum Wintersemester 2003/2004 begleitend zum Regelstudiengang. Vorlesungen treten zugunsten von Seminaren und praktischen Übungen zurück, die Studierenden lernen in kleinen Gruppen begleitet von Tutoren sich selbst zu organisieren, sie sammeln erste Erfahrungen an "Simulationspatienten" und schon bald am Krankenbett. Während bisher entlang der Fächer ausgebildet wurde - erst Anatomie, dann Physiologie oder Pathologie usw., integriert der Reformstudiengang z. B. im Block "Herz-Kreislauf" alle Aspekte von Struktur, Funktion und Funktionsstörung, Diagnostik und Therapie der Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems. Daneben bietet der Studiengang spezielle Module an, z.B. zu den Themen Kommunikation, soziale Kompetenz, Gesundheitsökonomie oder Medizinethik. Auch alternative Methoden, wie die Akupunktur oder Naturheilverfahren, sind Bestandteile des neuen Studiengangs.

    Versorgungsforschung: Ein Fundament für Reformen

    Wer nachhaltig verbessern will, muss das System zunächst als Ganzes kennen und verstehen. Das interdisziplinäre "Zentrum zur Optimierung des Gesundheitssystems" ist darauf spezialisiert und kompetenter Dienstleister für Krankenkassen, Kassenärztliche Vereinigungen und Unternehmen aus der Pharma- und Medizintechnikindustrie. Hier arbeiten Experten aus Medizinischer Biometrie und Epidemiologie, Gesundheitspolitik, Management und Qualitätssicherung sowie Psychologie zusammen. Mit schriftlichen oder internetbasierten Befragungen von Patienten und Ärzten, Telefoninterviews durch das eigene Call Center werden die Daten erhoben, die für eine fundierte Analyse des Gesundheitssystems erforderlich sind. Auf dieser Basis können Probleme im System aufgedeckt, die Auswirkungen von Veränderungen verfolgt, neue Modelle entwickelt und die Qualität der medizinischen Versorgung geprüft werden.

    Gastprofessur: Die Ausbildung der Zukunft sichern

    Die Gastprofessur soll integrative Lehr- und Lernformen konzipieren, umsetzen und bewerten. Sie soll Einsatz und Nutzen von internetbasierten Lernplattformen in der Lehre erforschen, ein einheitliches Lernkonzept für die Medizinerausbildung entwickeln und die medizinische Ausbildung auf den Prüfstand stellen: Wie gut sind Struktur- und Prozessqualität im Regelstudiengang Medizin und im neuen Reform-Modellstudiengang der RUB? Wie gut ist das Ergebnis der universitären Ausbildung von Ärztinnen und Ärzten? Ein umfangreicher Pool von Paten-Praxen kann in die praktische Ausbildung von Medizinstudenten und in die Evaluation der Ergebnisqualität einbezogen werden. Im BMBF-Projekt "Neue Medien in der Bildung" werden gegenwärtig internetbasierte Lernplattformen zur Unterstützung des problemorientierten Lernens entwickelt und evaluiert. Hier kann die Stiftungsprofessur auf Vorarbeiten und Erfahrungen zurückgreifen.

    Medizintechnik - ein Schwerpunkt in Bochum

    Neben den traditionellen Fächern wird es in der Medizinerausbildung künftig mehr spezielle Lehrangebote in Form von Wahlpflichtfächern geben. Deshalb sind jene Fakultäten gut beraten, die frühzeitig eigene Schwerpunkte setzen. In Bochum gehört seit langem die Medizintechnik dazu: Das "Universitätszentrum Medizintechnik" soll die Ressourcen nun noch stärker bündeln und Kooperationen mit Industriepartnern fördern. Die Konzeption des Zentrums sieht insgesamt sieben Sektionen vor. Deren Themenspektrum reicht von den Autonomen Medizintechnischen Systemen über Biomaterialien und Biokompatibilität bis hin zur Gesundheitswirtschaft in der Medizintechnik. In einem Forschungsinstitut für Medizintechnik sollen alle Beteiligten zukünftig eine gemeinsame Wirkungsstätte finden. Dieses Institut wird in dem unmittelbar an den Campus der Universität angrenzenden "BiomedizinPark-Ruhr" der Stadt seinen optimalen Standort finden.

    Fortbildungsakademie: Lebenslanges Lernen mit starken Partnern

    Das Know-how der Ausbildung wird in die Weiter- und Fortbildung eingebracht. In den Universitätskliniken bilden sich die jungen Ärztinnen und Ärzte zu Fachärzten weiter, d.h. auf dem soliden Fundament der praktisch orientierten Medizin baut nun das Spezialwissen auf. Mit der Gründung der "Fortbildungsakademie der Bochumer Medizin" stellt sich die Universität dem lebenslangen Lernen und hält damit Kontakt zu ihren Absolventen. Bereits niedergelassenen Medizinern erleichtert die Akademie, sich auf die veränderten Bedingungen einzustellen. Mit eigenen Experten aus Medizin, Psychologie, Kommunikationswissenschaft, Betriebswirtschaft, Medizintechnik oder IT-Sicherheit und gemeinsam mit externen Partnern aus Wissenschaft und Industrie gestaltet sie ein auf das neue Arztbild ausgerichtetes, interdisziplinäres Fortbildungsprogramm.

    Mit Marketing-Strategie der Zeit voraus

    Was die neue Approbationsordnung für Ärzte (AppOÄ) will, macht die Bochumer Medizin schon lange: Vor rund drei Jahren startete die Fakultät erste Aktivitäten für ihren Reformstudiengang, den die AppOÄ erst jetzt ermöglicht. Vor über einem Jahr zog sie dann einen externen Unternehmensberater und Marketingexperten hinzu (ProfilPlus, Hamburg). Auf der Grundlage von Marktuntersuchung, Zielgruppen- und Wettbewerbsanalyse sowie zahlreichen Workshops hat sich die Bochumer Medizin inzwischen mit ihren herausragenden Leistungsmerkmalen positioniert und zunächst bis 2005 strategisch ausgerichtet.

    Weitere Informationen

    Prof. Dr. med. Gert Muhr, Dekan der Medizinischen Fakultät der RUB, MA 1/57, Tel. 0234/32-24960, -24961, Fax: 0234/32-14190,
    E-Mail: medizin@ruhr-uni-bochum.de
    Prof. Dr. med. Peter Scheid, Abteilung für Organphysiologie, Medizinische Fakultät der RUB, MA 2/149, Tel. 0234/32-29100,
    E-Mail: peter.scheid@ruhr-uni-bochum.de
    Manfred Nettekoven, LRD, Allgemeiner Vertreter des Kanzlers der RUB, UV 3/350, Tel. 0234/32-23163, Fax: 0234/32-14459,
    E-Mail: Manfred.Nettekoven@uv.ruhr-uni-bochum.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Organisatorisches, Studium und Lehre
    Deutsch


     

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